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Martin Luther hätte sich die Vorbereitung des Reformationsjubiläums mit großem Interesse angeschaut.
Reformationsjubiläum 2017: Erinnern für die Zukunft
Vier Jahre vor dem Reformationsjubiläum 2017 haben Vertreter evangelischer Kirchen die Impulse von Martin Luthers Thesenanschlag für die Gegenwart ausgelotet. Der Zürcher Kongress verdeutlicht, dass die 500-Jahr-Feier ein europäisches Ereignis ist.
10.10.2013
epd
Rainer Clos

Dass 2017 für die evangelische Konfessionsfamilie ein Grund zum Feiern ist, steht für die rund 300 Teilnehmer des internationalen Kongresses zum Reformationsjubiläum außerfrage. Aus Kuba und Argentinien, aus Ruanda und Südafrika, aus Südkorea und China waren Kirchenleute nach Zürich gekommen, um sich darüber auszutauschen, was die Chancen des Jubiläums sind und was womöglich Risiken.

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Ein nationales Lutherjubiläum sei keinesfalls geplant, aus der früheren Instrumentalisierung des "Helden Martin Luther" habe man Lehren gezogen, versichert Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund den Kongress geplant hat. Gerade im Themenjahr "Reformation und Toleranz" gehe es darum, das bei früheren Gedenkfeiern gezeichnete Lutherbild zu korrigieren. Es entspreche nicht mehr der neueren Forschung zu Person und Wirkung des Reformators. Luther war auch ein "heftiger Polemiker und beschämender Antijudaist", erinnert Schneider.

Die Reformation, die mit dem Thesenanschlag in Wittenberg in Gang kam, hat viele Gesichter, wie der Reigen von Erinnerungsfeiern in den nächsten Jahren zeigt. Der 500. Wiederkehr des Thesenanschlags geht das Gedenken an den Reformator Jan Hus voraus, der als Häretiker auf dem Konzil von Konstanz 1415 hingerichtet wurde.

Zwingli, Bullinger, Calvin

Auch die Schweiz kennt eine ganz eigene Reformationsgeschichte und es stehen regionale Jubiläen an. "Ohne Zwingli, Bullinger und Calvin wäre die Reformation ein deutschsprachiges und nordeuropäisches Phänomen geblieben", zeigt sich Kirchenbundspräsident Gottfried Locher aus Bern überzeugt. Mit Schneider stimmt er überein: 2017 muss der Protestantismus als weltweite Bewegung, zu der auch Baptisten und Mennoniten zählen, sichtbar werden. Denn Protestantismus sei trotz Zersplitterung nicht gleichzusetzen mit Provinzialismus, sagt Locher. Deshalb werde ein internationales Reformationsfest mit selbstverständlicher Vielfalt angestrebt. 

In Frankreich etwa wollen die Protestanten bis zum Symboldatum 2017 eigene aktuelle Thesen zu Reform und Erneuerung in Kirche und Gesellschaft debattieren, kündigt der Präsident der Vereinten Protestantischen Kirche von Frankreich, Laurent Schlumberger, an. Sie sollen in ein Glaubensbekenntnis für die 2013 aus Lutheranern und Reformierten fusionierte Kirche münden. Beim Reformationsjubiläum gehe es nicht um Nostalgie, sondern es biete eine Gelegenheit in der Gesellschaft sichtbarer zu werden. Frankreichs Protestanten wollten nicht zu einem "Indianerreservat" werden, sagt Schlumberger.

"Via Martin Lutero" in Rom?

Italien sei kein Land der Reformation und nur begrenzt reformfreudig, sagt Holger Milkau von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien. Dennoch sei es ein Anliegen der Minderheitskirche, das Bewusstsein für die Reformation und ihre Folgen zu schärfen. Unter anderem sei angestrebt, dass es in Rom 2017 eine "via Martin Lutero" geben wird.

Für die europäische Dimension der Reformation macht sich Generalsekretär Michael Bünker von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa stark. Städte, die besonders dazu beigetragen haben, dass sich die Reformation ausbreitete, sollten das Label "Reformationsstadt Europas" erhalten.

Fülle von Ideen und Projekten

Bei dem Kongress in Zürich wird eine Fülle von Ideen und Projekten präsentiert, die in der nächsten Zeit gebündelt werden können, wie die EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann hofft. Sie lädt dazu ein, dass die vielfältigen Reformationsnetzwerke sich mit der "Weltausstellung der Reformation" verzahnen, die im Sommer 2017 in Wittenberg geplant ist. 

Auch wenn große und kleine Kirchen vor allem in Europa schon auf Jubiläums-Modus geschaltet sind, gibt es noch "weißen Flecke" auf der Weltkarte: In China etwa seien bis heute zentrale Werke von Luther und Calvin in der Landessprache nicht zugänglich, berichtet ein Teilnehmer.