Hilfe, nicht noch eine Modeshow, mögen viele Zuschauer ächzen, denen schon "Germany’s next Topmodel" gegen den Strich geht. Der Unterschied: Claudia Schiffer sucht in "Fashion Hero" (ab 9. Oktober, immer mittwochs 20.15 Uhr auf Pro7) keine dürre Schönheit mit makellosem Teint, sondern talentierte Designer – sozusagen "Germany’s next Karl Lagerfeld". Wie bei Castingshows üblich muss regelmäßig ein Kandidat den Wettbewerb verlassen, der Sieger der Show gewinnt eine komplette eigene Kollektion für drei große Modehäuser.
Heidi Klum, das andere deutsche Supermodel, präsentiert eine ähnliche Designershow seit Jahren im US-Fernsehen, für die Moderation von "Project Runway" erhielt sie gerade einen "Emmy". Nun darf ausgerechnet "La Schiffer" auf Klums Haussender eine deutsche Variante präsentieren, die offiziell aber nicht auf "Project Runway", sondern auf der nach zwei Staffeln eingestellten US-Realityshow "Fashion Star" mit Bildschirmschönheiten wie Model Elle Macpherson und Popsängerin Jessica Simpson basiert.
Die Teilnehmer bei Schiffer sind Modeschöpfer zwischen 19 und 43, die teilweise schon einen eigenen Laden haben oder für ein Modehaus arbeiten. In jeder Folge müssen sie Klamotten vom T-Shirt bis zum Abendkleid entwerfen und schneidern. Die Entwürfe werden von den Einkäufern dreier großer Modehäuser und Internetshops begutachtet – was denen gefällt, wird im großen Stil produziert und kann nach jeder Folge auch erworben werden. Das geht, weil die Sendung bereits komplett aufgezeichnet ist.
Supermodels und Mode sind keine Quotenbringer
Damit ist "Fashion Hero" im Prinzip nichts anderes als eine Dauerwerbesendung für die beteiligten Modeketten. Genau deswegen sind Formate wie etwa "Germany’s next Topmodel" für Werbekunden Gold wert, weil die Hersteller ihre jeweilige Zielgruppe ganz gezielt ansprechen und die Bekanntheit und den Absatz ihrer Produkte damit messbar steigern können – auch dann, wenn der Markanteil nicht berauschend ist.
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Sogar das gefloppte Modeformat "Fashion & Fame", in dem Pro Sieben bereits 2011 weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit Designer castete, war für die beteiligte Modefirma durchaus ein Erfolg, verkündete der TV-Vermarkter "SevenOne Media". Die Sendung war mit Marktanteilen zwischen 2,5 und 6 Prozent auf einen späten Sendeplatz abgeschoben und mit Doppelfolgen vorzeitig beendet worden.
Weil die Mode-, Design- und Model-Shows für Werbekunden attraktiv sind, lassen sich die Sender von den schlechten Quoten der Supermodels nicht abschrecken. Bar Refaelis "Million Dollar Shootingstar" (Sat.1) war ein Flop (um die 5 Prozent Marktanteil), der Schönheitswettbewerb wurde ins Spätprogramm abgeschoben. Auch das "Das perfekte Model" (Vox) mit Eva Padberg wird wegen magerer Zuschauerzahlen (Höchstwert: 7,8 Prozent, im Mittel aber unter dem Vox-Durchschnitt) nicht fortgesetzt.
Dagegen ist für 2014 zwar eine weitere Staffel von Heidi Klums "Germany’s next Topmodel" geplant, die Quoten waren aber auch hier schon besser: Seinen Höhepunkt erreichte die Glamour-Version der Hungerspiele 2009 mit 24,2 Prozent Markanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. 2012 waren es nur 15,9 Prozent, 2013 dann 16,2 Prozent.
Der nächste Abklatsch kommt bestimmt
So halbwegs erfolgreich ist nur Guido Maria Kretschmer mit seiner Lästersendung "Shopping Queen" auf Vox, so dass dem Vernehmen nach bereits andere Sender an einem Abklatsch basteln (10 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen).
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Auch darin werden sich dann wieder einige bekannte oder weniger bekannte Marken und Produkte wiederfinden. Die Öffnung des Fernsehprogramms für Product Placement im April 2010 war den Fernsehvermarktern sehr willkommen. "Mit Product Placement und Branded Entertainment wachsen wir derzeit sehr stark zweistellig", freute sich "SevenOne Media"-Geschäftsführerin Sabine Eckardt im Kress-Report. "Fashion Hero" ist die bisher konsequenteste Umsetzung des Konzepts: die drei beteiligten Firmen (eine Kaufhauskette, ein Modelabel, ein britischer Online-Händler) schicken ihre Vertreter direkt in die Jury, die Produkte aus der Show liegen am nächsten Tag in den Regalen.
Für die beteiligten Nachwuchs-Designer ist das eine echte Chance. Aber ob Claudia Schiffer bessere Quoten schafft als Padberg & Co, wird sich zeigen. 1995 brachte sie es nur auf eine einzige Folge ihrer RTL2-Sendung "Close up". Sicherheitshalber firmiert sie daher diesmal nicht als Moderatorin - das macht Steven Gätjen -, sondern als "Mentorin" der Designer, gemeinsam mit den Modeexperten Uta Huesch und Sascha Lilic. "La Schiffer" ist längst selbst unter die Designer gegangen: 2011 brachte sie eine Kollektion von Strickwaren auf den Markt, 2014 will sie gemeinsam mit einem großen Optik-Unternehmen eine eigene Brillen-Kollektion anbieten. Das Label "bekannt aus Film und Fernsehen" kann sie sich nach acht Folgen "Fashion Hero" dann jedenfalls auch anheften - egal, wie die Quote aussieht.