"Wir müssen uns neu aufstellen!" Diesen Satz hört man oft diese Woche nach der Wahl zum Bundestag und der Landtagswahl in Hessen. "Wir müssen uns neu aufstellen", sagen vor allem die Kandidaten der Parteien, deren Erwartungen sich nicht erfüllt haben.
Aber wenn man sich neu aufstellen muss, war man meistens unfreiwillig am Boden, buchstäblich in einer Nieder-Lage. Ein Weg geht nicht weiter, den man gern gegangen wäre. Hoffnungen sind enttäuscht. Das gibt es in der Politik wie im persönlichen Leben. Damit dann etwas Neues beginnen kann, kann man nicht irgendwie und einfach weitermachen. Sich neu aufstellen ist etwas, was Leib und Seele umfasst: Wieder auf die Füße kommen, sich aufrichten und nach vorne schauen, einen neuen Weg in den Blick nehmen.
Sich aufstellen, aufstehen – diese Worte gehören in der Bibel zu den besonders kostbaren. Weil es Worte sind, die Gott selbst und Jesus von Nazareth gesprochen haben: Steh auf! Viele biblische Geschichten erzählen, wie Menschen wieder auf die Beine kamen, als sie so angesprochen wurden. Selbst die, die gelähmt oder wie gelähmt waren.
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Manchmal sagt das auch ein Engel: Steh auf! Wie beim Propheten Elia. Elia war am Boden, er war mit dem gescheitert, was er vorhatte. Da berührte ihn ein Engel, der sagte: "Steh auf und iss, du hast einen langen Weg vor dir." Der Engel musste es sogar mehrmals sagen, bis Elia sich aufrichten konnte. Doch dann konnte er nicht nur wieder gehen, sondern auch anders sehen. Auch auf das, was er falsch gemacht hatte. Dafür hatte er neue Kraft, und auch für einen langen Weg.
Steh auf, stell dich neu auf, das sind aber nicht nur Worte für Enttäuschte. Nach den Wahlen letzten Sonntag erfahren das auch die Gewinner. Auch sie müssen sich neu aufstellen. Sie müssen jetzt ihre früheren Konkurrenten neu in den Blick nehmen. Nicht mehr als Gegner sehen, sondern womöglich als neue Partner. Auch das kann ein langer Weg werden.
Steh auf und iss, Du hast einen langen Weg vor Dir!
Möglicherweise brauchen auch manche Wähler diesen Zuspruch. Es haben sich mehr als beim Mal davor bei der Wahl beteiligt. Es sind aber auch mehr, deren Stimmen nicht dazu geführt haben, dass ihre Partei nun im Parlament mitgestaltet. Das ist zwar ein normaler Vorgang in einer Demokratie, diese Enttäuschung gehört zur Natur der Sache. Aber danach muss man sich innerlich neu aufstellen. Auch die Hoffnungen müssen neu sortiert werden. Manche waren vielleicht sogar falsch.
Andere bleiben oder wachsen neu. Denn nach der Wahl gibt es genug, was angeschaut werden muss. Und das braucht aufmerksame Mitmenschen, die an anderen Anteil nehmen. Die nachfragen und mitgestalten. Die Herausforderungen und Probleme auf den Tisch legen. Damit sie vielleicht sogar einmal gelöst werden. Innerhalb und außerhalb der Parlamente. Und so, dass alle miteinander auskommen.
Gut, dafür ermutigt zu werden: Steh auf und iss, Du hast einen langen Weg vor Dir! Für welche Hoffnung, für welchen Weg aufeinander zu lassen Sie sich ermutigen?