Foto: Getty Images/iStockphoto; Porträts im Text: evangelisch.de
Wählen gehen: "Weil ich eine Stimme habe!"
Montagsdemos, Schneeflocken, Johannes Calvin und Deko im Klassenzimmer: Die Redaktion von evangelisch.de findet lauter gute Gründe, um am Sonntag wählen zu gehen. Sechs persönliche Statements.
21.09.2013
evangelisch.de

Anika Kempf, Fotoredakteurin bei evangelisch.de:

Ich mag den Gang zum Wahllokal. Ich bin immer ein bisschen aufgeregt. Da hat man das Gefühl, auf dem Weg zu einem wichtigen Beitrag zu sein: Ich kann meine Meinung äußern und hoffe etwas zu meinen Vorstellungen von einer gerechteren, bewussteren und umweltfreundlicheren Welt beitragen zu können. Nichtwählen ist einfach Faulheit und Dummheit, dann darf man auch nicht Meckern nachher. Der "Wahlspaziergang" gehört einfach dazu, genau wie die Wahlkabine auf dem viel zu niedrigen Tisch in der Grundschule und der Bohnerwachsgeruch. Außerdem bin ich gespannt, was diesmal für eine Deko an den Fenstern hängt!

Hanno Terbuyken, Portalleiter von evangelisch.de:

Wenn es keine einzelnen Schneeflocken gibt, rutscht auch keine Lawine vom Berg. Wenn niemand den ersten Dominostein umschubst, fällt die ganze Reihe nicht. Wenn sich das kleinste Rädchen nicht dreht, läuft auch die große Maschine nicht. Jede unserer Stimmen zur Bundestagswahl ist ein Rädchen, ein Dominostein, eine Schneeflocke. Ohne uns geht gar nichts. Allein entscheiden kann niemand. Das ist das Schöne an der Demokratie. Aber dazu müssen wir dabei sein. Und das heißt: Wählen gehen!

Anne Kampf, Redakteurin bei evangelisch.de:

Glaube und Politik gehören für mich als reformierte Christin zusammen. Wie wir die Welt gestalten ist mir nicht egal, ich will mitdenken und mitentscheiden. Diese Grundhaltung der Reformierten geht auf Johannes Calvin zurück: Kirche und Welt waren für den Reformator keine voneinander getrennten Sphären, als Christen leben wir nicht schon halb im Jenseits, sondern ganz im Diesseits. Deshalb haben wir eine Verantwortung für die Gestaltung unserer Lebenswelt. Zwei Kreuzchen sind das Mindeste, was ich dazu beitragen kann.

Markus Bechtold, Redakteur bei evangelisch.de:

Ich wähle, weil ich will, dass meine Stimme zählt. Täglich freue, ärgere, manchmal wundere ich mich über politische Entscheidungen. Ich finde es wichtig, dass man sich politisch positioniert und im Alltag entsprechend (re)agiert. Keine Lösung ist für mich, nicht zu wählen. Wer sich keiner Partei zuordnen kann, weil er sich mit seinen Ansichten und Vorstellungen öffentlich nicht vertreten fühlt, sollte nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern besser selbst aktiv werden, damit die eigene Position Gehör finden kann und man aktiv miteinander gemeinsam Zukunft gestaltet.

Franziska Fink, freie Mitarbeiterin bei evangelisch.de:

Ich gebe zu, manchmal habe auch ich einfach keine Lust mehr, mein Kreuzchen zu machen. Dann wenn ich das Gefühl habe, dass Politikentscheidungen mal wieder an der Lebenswirklichkeit vorbei gehen. Wenn ich denke, dass es keinen Unterschied macht, wen ich wähle, weil Lobbyismus und Eigennutz und nicht die Interessen für das Gemeinwohl das Politgeschehen bestimmen. Warum gehe ich also trotzdem zur Wahlurne? Weil ich eine Stimme habe! Weil ich dankbar dafür bin, dass ich wählen darf. Und weil Verantwortung – auch in der Politik – immer bei einem selber anfängt und nicht erst im Stadtparlament oder Bundestag. Meine Stimme zählt und auf mein Handeln kommt es an.

Karsten Frerichs, stellvertretender Chefredakteur von evangelisch.de:

Wer sich je die Frage gestellt hat, ob er zur Wahl gehen soll, dem sei die Lektüre des Romans "Nikolaikirche" empfohlen. Eindrucksvoll schildert der jüngst verstorbene Erich Loest den mutigen Kampf der Leipziger Montagsdemonstranten für Freiheit und Demokratie. Was 1989 in der DDR erstritten wurde, zum Teil unter Gefahr für das eigene Leben, das wurde mir als gebürtiger Westdeutscher in die Wiege gelegt. Demokratie ist für mich ein Geschenk. Mit dem Gang zum Wahllokal sage ich am Sonntag danke - all jenen, die es für mich erkämpft haben.