Bei der Verleihung des Robert-Geisendörfer-Preises sagte der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor, die Stärke des öffentlich-rechtlichen Senderverbunds liege in der Vielfalt. "Wir sind kein monolithischer Block: Der NDR und der BR lassen sich sehr gut voneinander unterscheiden, ebenso wie der MDR und HR", sagte Marmor am Mittwoch bei der Verleihung des Robert-Geisendörfer-Preises in Hamburg.
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Mit dem Medienpreis der evangelischen Kirche wurden sechs Fernseh- und Radioproduktionen ausgezeichnet, darunter die Fernsehfilme "Blaubeerblau" (ARD/BR) über das Thema Sterben und "Der Fall Jakob von Metzler" (ZDF) über die Entführung des Bankierssohns. Der Sonderpreis der Jury ging an die Radiosendung "hr2 - Der Tag". Die Preise sind mit insgesamt 30.000 Euro dotiert, der Sonderpreis ist undotiert.
Die Gemeinsamkeiten von Kirche und öffentlich-rechtlichem Rundfunk gingen über die föderale Struktur hinaus, betonte Marmor. "Wir stehen gemeinsam für Werte." Wie die Kirchen wollten ARD und ZDF nicht einzelne Gruppen erreichen, sondern im positiven Sinne die Masse der Menschen ansprechen. Es werde immer schwieriger, dieses Gemeinschaftserlebnis zu schaffen. Dies erlebten die Kirchen in ihren Gottesdiensten. "Und wir erleben es mit unseren Programmen", sagte Marmor.
Qualitätsrundfunk gegen die Zersplitterung der Gesellschaft
Ein weiterer Preis ging an das Hörspiel "Oops, wrong planet" (Deutschlandfunk) von Walter Adler und Gesine Schmidt. Das Stück mache Innenwelten von Autisten sprachlich und musikalisch erfahrbar, befand die Jury. Ausgezeichnet wurde auch die SWR-Radioserie "Sechs Tage - sechs Länder. Leben in Zeiten der Eurokrise". Dieses Projekt zeige, dass auch eine Popwelle über andere Länder und Zusammenhänge informieren könne.
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Die Kinderfernsehpreise gingen an "Federica - Keine Angst vor Toten" (MDR) von Michael Maack und "Die Schöne und das Biest" (ZDF) von Marc-Andreas Borchert und Marcus Hertneck. Die Reportage "Federica" über ein Mädchen, dessen Familie ein Beerdigungsinstitut betreibt, vermittle auf angenehm beiläufige Art, dass der Tod zum Leben gehöre, hob die Jury hervor. Der Märchenfilm "Die Schöne und das Biest" erzähle von der Erlösung des Bösen durch die Liebe und sei "grandios in Szene gesetzt". Der Kinderfernsehpreis wird von der Wolfgang und Gerda Mann Stiftung - Medien für Kinder getragen.
Der evangelische Medienbischof Ulrich Fischer sagte bei der Preisverleihung in den Räumen des NDR, Hörfunk und Fernsehen seien mit einer fortschreitenden Zersplitterung der Gesellschaft konfrontiert. Wenn es schon schwerfalle, sämtliche Milieus und Altersgruppen mit einem Hauptprogramm zu erreichen, gelte dies insbesondere für Qualitätssendungen, gab der badische Landesbischof zu bedenken. Umso wichtiger sei es, auf Sendungen aufmerksam zu machen, die die Gesellschaft zusammenführen.
Geisendörfer-Preis für die Stärkung von Verantwortungsbewusstsein
Der Robert-Geisendörfer-Preis wird seit 1983 jährlich im Gedenken an den christlichen Publizisten und bayerischen Pfarrer Robert Geisendörfer verliehen. Mit dem Preis zeichnet die evangelische Kirche Hörfunk- und Fernsehsendungen aller Programmsparten aus, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen.
Die Geschäftsführung des Preises liegt beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main. Das GEP ist die zentrale Medieneinrichtung der EKD, ihrer Landeskirchen und Werke sowie der evangelischen Freikirchen. Zum GEP gehört unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd), das evangelische Magazin chrismon und das Portal evangelisch.de.