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"Die Heilpraktiker waren Einzelkämpfer, die sich das Unbehagen vieler Ärzte zuzogen", sagt Heinz Kropmann, Präsident des Verbands Deutscher Heilpraktiker, über die Anfänge der Naturheilkunde.
Heilpraktiker: Sanfte Behandlung statt Brechstangenmedizin
Vor 50 Jahren wurde der Verband Deutscher Heilpraktiker mit einst 30 Mitgliedern gegründet. Heute zählt er über 3.000 Heilkundige. Mehr als 20 Millionen Menschen kommen jährlich in die Praxen für Naturheilkunde. Das Jubiläum soll an diesem Freitag mit einem Aktionstag in Hannover gefeiert werden. Der Präsident des Berufsverbandes, Heinz Kropmanns (71) aus Berlin, ist seit über 40 Jahren Heilpraktiker.
13.09.2013
epd
Katharina Hamel

Welche Bedeutung hatte die Naturheilkunde als der Verband Deutscher Heilpraktiker gegründet wurde?

Heinz Kropmanns: Die Bedeutung war natürlich nicht zu vergleichen mit der heutigen. Damals dachte man noch nicht an einen Brückenschlag zwischen Schul- und Naturmedizin. Die Heilpraktiker waren Einzelkämpfer, die sich das Unbehagen vieler Ärzte zuzogen, wenn sie sich mit ihren Praxen irgendwo niederließen. Die Ärzte nahmen sie als Konkurrenz wahr und machten die Heilpraktiker nieder. Akupunktur zum Beispiel war als nicht-wirksam verschrien. Inzwischen ist die Wirkung wissenschaftlich bewiesen und Ärzte üben selber naturheilkundliche Methoden aus. Es gibt sogar eine Deutsche Gesellschaft für Naturheilkunde.

"Immer mehr Menschen haben das Bedürfnis, ihren Alltag ohne Chemie zu bestreiten"

Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Kropmanns: Überall liest und hört man von gesunder Ernährung und naturbelassenen Lebensmitteln. Offensichtlich haben immer mehr Menschen das Bedürfnis, ihren Alltag ohne Chemie zu bestreiten. Das gilt auch für Medikamente. Statt einer Schmerztablette probieren viele lieber Naturheilmedizin mit pflanzlichen Mitteln aus. Sie bevorzugen sanfte Behandlungen statt Brechstangenmedizin.

###mehr-artikel###Warum zahlen die Krankenkassen ihren Versicherten die Behandlung bei Heilpraktikern nicht?

Kropmanns: Die privaten Krankenkassen übernehmen unsere Leistungen meistens schon, die gesetzlichen Krankenkassen bieten immerhin Zusatzversicherungen an. Pro Jahr kommen über 20 Millionen Menschen in unsere Praxen. An dieser Zahl sieht man schon, dass viele Menschen gerne für naturheilkundliche Behandlungen bezahlen. Ich glaube, viele Heilpraktiker wollen momentan gar nicht von den gesetzlichen Krankenkassen zugelassen werden. Denn dann kommen die Massen und warten bei Heilpraktikern genauso lange auf einen Termin wie bei Ärzten. Für die Zukunft wäre es natürlich wünschenswert, wenn die Krankenkassen für naturheilkundliche Behandlungen der Versicherten aufkommen.