Wenn die große Fragerunde von Bürgerinnen und Bürgern mit Angela Merkel in der ARD-Wahlarena am Montagabend eines gezeigt hat, dann, dass das Thema Gerechtigkeit die Menschen bewegt.
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Die Kanzlerin musste viele Fragen zur Leiharbeit, zur Frauenquote oder zur Situation in der Pflege beantworten. Während Merkel in der One-Woman-Show ungestört darauf verweisen konnte, was die Regierung erreicht hat und was sie noch erreichen möchte, versprach die Runde bei Frank Plasberg direkt im Anschluss spannender zu werden.
Denn zwei Wochen vor der Wahl schickte keine der Parteien, die aktuell im Bundestag vertreten sind, Politiker aus der B-Reihe in die Sendung. So kamen Ursula von der Leyen (CDU), Christian Lindner (FDP), Manuela Schwesig (SPD), Katrin Göring-Eckardt (B’90/Grüne) und Oskar Lafontaine, um bei "Hart aber fair" zu diskutieren, was gerecht ist – und welche Parteien für Gerechtigkeit sorgen.
Wildes Durcheinander
"Rente, Arbeit, Mindestlohn" – auf diese Eckpunkte wollte Plasberg sich in der Diskussion konzentrieren. Eine gute Entscheidung, könnte man meinen. Denn um alle Gerechtigkeitsaspekte abzudecken, reichen 60 Minuten schwerlich aus. Doch womöglich hat der Moderator unterschätzt, dass es mehr braucht als eine halbwegs geordnete Sendungsstruktur, um eine Diskussion gut zu leiten. Das gilt insbesondere dann, wenn fünf Spitzenpolitiker so kurz vor der Wahl aufeinandertreffen. Fällt es ihnen sonst schon schwer, ihr Gegenüber aussprechen zu lassen, so scheint das in der heißen Wahlkampfphase schier unmöglich.
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Ein gefühltes Drittel der Sendezeit sprachen immer mindestens zwei der Gäste auf einmal, sodass nicht einmal der Moderator folgen konnte, was wer sagte. Bedauerlicherweise verpasste er es aber auch, das Gespräch in solchen Momenten zu beruhigen. Im zweiten gefühlten Drittel konfrontierten sich die Diskutanten gegenseitig mit Zahlen, die der regelmäßige Talkshowgucker schon häufiger gehört hat. Wenn Göring-Eckardt und Schwesig darauf verwiesen, dass 1,4 Millionen Arbeitnehmer von ihrem Lohn nicht leben könnten, hielten von der Leyen und Lindner dagegen: Nur ein kleiner Teil von ihnen sei Single und habe einen Vollzeitjob.
Was bleibt?
Und das letzte Drittel? Zumindest zwei Einspielfilme gaben einen guten Überblick darüber, was die Parteien beim Thema Mindestlohn und Mindestrente fordern – auch wenn das wenig Überraschendes hervorbrachte. Die Linkspartei will die höchsten Beträge festlegen: zehn Euro Mindestlohn, was ein Monatseinkommen von 1.600 Euro bedeutet, wie Lafontaine nicht müde wurde zu betonen. Die FDP zeigte sich hingegen am wenigsten kreativ, denn Mindestlohn und -rente finden kaum Platz in ihrem Wahlprogramm. CDU, SPD und Grüne liegen dazwischen, wobei sich letztere erwartungsgemäß am nächsten sind.
Trotzdem wurde von der Leyen nicht müde, immer wieder von "rot-rot-grün" zu sprechen. Die Union bemüht sich also auf den letzten Metern, das alte Schreckgespenst – eine Koalition mit der Linken – aus der Mottenkiste hervorzuholen.
So wurde insgesamt viel geredet und alle waren bemüht, die eigene Partei als möglichst gerecht darzustellen. Nicht einmal Christian Lindner wagte es, sich fernab der anderen zu positionieren. Wem das Thema am Herzen liegt, dem war mit dieser Sendung in jedem Fall nicht geholfen.