Da liegen sie in einer Vitrine im Frankfurter Bibelmuseum: Dreißig Silberschekel - nach der Bibel die Summe, für die Jesus an die Römer verraten wurde. "Dreißig Silberlinge kostete auch ein Sklave auf dem römischen Markt", erklärt Jürgen Schefzyk, Direktor des Bibelhaus Erlebnis Museums, "soviel kostete also zu damaligen Zeiten ein Mensch".
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Die ausgestellten Münzen sind rund 2000 Jahre alt. Sie stammen aus Tyros, in der Antike eine wichtige Handelsstadt am Mittelmeer. Auf der Münze ist vorne der Kopf des Stadtgottes "Baal Melqart" zu sehen, auf der Rückseite ein Adler oder Geier mit Palmzweig und Keule, der auch auf dem Stadtwappen von Tyros abgebildet ist.
Als Jesus im Tempel gegen die Geldwechsler wütete, haben ihn wahrscheinlich solche Münzbilder zusätzlich erbost, wie Reinhold Walburg erläutert, Direktor des Geldmuseums der Deutschen Bundesbank. Auf jüdischen Münzen war die Abbildung von Tieren oder gar Göttern nämlich tabu. Erlaubt waren nur Symbole wie Kelch, Anker oder Weizenähre.
"Dem Kaiser, was des Kaisers ist"
Auf religiöse Empfindlichkeit aber wurde keine Rücksicht genommen: Jeder wehrfähige Jude musste pro Jahr einen halben Schekel Tempelsteuer entrichten. Denn der tyrische Schekel galt als harte Währung. Es sei überliefert, dass dieser ohne Murren gezahlt wurde, sagt Reinhold Walburg. Den römischen Silberdenar hingegen, den sie an den römischen Kaiser versteuern mussten, empfanden viele Juden offenbar als Zumutung. "Dabei war ein Denar nur etwa halb soviel wert wie ein halber Schekel".
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Die Steuer an den römischen Kaiser kommt auch in der Bibel vor, nämlich in der berühmten Frage der Pharisäer an Jesus, ob Juden Steuern an den römischen Kaiser zu zahlen hätten - eine Fangfrage. Jesus entzog sich der schwierigen Situation durch eine strategische Antwort: Er ließ sich einen Silbergroschen bringen, fragte "Wessen Bild und Aufschrift ist das?" Und als zur Antwort kam "des Kaisers", sagte Jesus: "So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist." (Markus 12, 13-17)
Dabei bezog er sich wohl auf den Denar, der zu seiner Zeit in Umlauf war: Vorne ist ein Porträt des römischen Kaisers Tiberius eingraviert, mit der lateinischen Umschrift: "Kaiser Tiberius, des göttlichen Augustus Sohn". Auf der Rückseite ist die Siegesgöttin Victoria zu sehen mit der Umschrift "Pontifex Maximus" - der Ehrentitel für den Hohepriester, der der Kaiser ja auch war.
Nachrichten auf den Münzen: "Judäa Capta"
Die antiken Münzen erzählen aber auch vom Krieg zwischen Juden und Römern in der Antike. So ist im Frankfurter Bibelmuseum etwa ein "Schekel Israel" zu sehen. Diese Schekel waren die ersten hebräischen Silbermünzen der Geschichte. Sie wurden nach der Vertreibung der Römer aus Jerusalem geprägt, zu Beginn des Jüdischen Krieges gegen die Römer im Jahr 66 nach Christus. "'Israel' darauf zu schreiben, war ein Akt des Widerstandes'", sagt Walburg.
Doch auch die Römer hätten Münzen zur "Propaganda" genutzt. "Münzen waren das erste Massenkommunikationsmittel", sagt Walburg, eine Art Zeitung. "Judäa Capta" - "Judäa ist erobert" - steht auf dem einem bronzenen Sesterz, der im Jahr 71 geprägt wurde - ein Jahr nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels.
Zu sehen ist das Profil des römischen Kaisers Vespasian sowie eine trauernde Frau unter einer Palme auf einem Scherbenhaufen - die Personifikation Judäas. So feierte der Senat in Rom die Zerstörung Jerusalems und des Tempels unter Kaiser Vespasian. Noch 20 Jahre danach erzählten zahlreiche Münzprägungen von diesem Ereignis, sagt Walburg. Die Juden wiederum hätten sich mit einer Münzprägung im zweiten jüdischen Aufstand im 2. Jahrhundert gewehrt: "Freiheit Israels" stand auf einer damals geprägten Bronzemünze, die auch im Bibelmuseum zu sehen ist.