Foto: epd/Diane Mayer
Bischof auf Kreuzfahrt: Johannes Friedrich geht in den Ruhestand
Zwölf Jahre lang war Johannes Friedrich Landesbischof der bayerischen evangelischen Landeskirche. Dann ging er als Dorfpfarrer in die fränkische Provinz. Ab Sonntag ist Friedrich offiziell Pensionär.
05.09.2013
epd
Achim Schmid und Jutta Olschewski

Sieht so der Kalender eines Ruheständlers aus? Termine als Vorsitzender der Deutschen Bibelgesellschaft, ein Vortrag zum Thema Palästina und Israel, die Vorstandssitzung des Fördervereins "Bündnis für Toleranz", ein Erntedank-Gottesdienst in Nürnberg. Dann muss der Mann zur Sitzung des Expertenrats im Sozialministerium, des Kuratoriums Lutherhaus in Eisenach, bevor er die Koffer packt. Schließlich hat er als Geistlicher Begleiter einer biblischen Kreuzfahrt zugesagt.

###mehr-info### Am Sonntag wird Johannes Friedrich von seiner Gemeinde in Bertholdsdorf Abschied nehmen, wo er zuletzt als Dorfpfarrer wirkte. Damit endet die berufliche Zeit des Mannes, der von 1999 bis 2011 der bayerische evangelische Landesbischof war. 

Friedrich, der am 20. Juni 1948 geboren wurde, war die Theologie sprichwörtlich in die Wiege gelegt: Sein Vater war Dozent an der theologischen Hochschule im westfälischen Bethel. 1954 ging die Familie nach Erlangen. Nach dem Theologiestudium wurde Friedrich Studentenpfarrer in Nürnberg. Prägend für ihn waren besonders die Jahre als evangelischer Propst von Jerusalem. Erfahrung als "Kirchen-Manager" sammelte Friedrich danach als Dekan in der evangelisch geprägten ehemaligen freien Reichsstadt Nürnberg.

Kleine Schritte in der Ökumene

In einer Fußballmannschaft wäre der frühere Landesbischof Friedrich gerne der Teamchef gewesen. Denn es liege ihm, alles zusammenzuhalten, hat er einmal in einem Interview gesagt. Auch im Bischofsamt, das er von 1999 bis 2011 innehatte, sah es Friedrich als eine seiner wichtigsten Aufgaben, die bayerische Landeskirche mit ihren 2,6 Millionen Mitgliedern, unterschiedlichen Regionen und theologischen Strömungen auf einer gemeinsamen Linie zu halten.

###mehr-artikel### Über den Freistaat hinaus blieb der Lutheraner bis heute als Berater gefragt: Friedrich war jahrelang Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und sitzt bis November im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland.

In Bayern, wo viele evangelische und katholische Menschen zusammenleben, liegt Friedrich die Ökumene am Herzen. Dabei erwartete er in seiner Amtszeit nicht den schnellen großen Wurf, wie etwa ein baldiges gemeinsames Abendmahl. Er setzte vielmehr auf kleine konkrete Schritte, mit denen vor allem das Leben der Christen in "konfessionsverschiedenen" Ehen erleichtert werden soll. So überrascht auch nicht, dass er den Ökumenischen Kirchentag 2010 in München, bei dem er mit dem Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx Gastgeber war, als Höhepunkt seiner Karriere bezeichnet.

Zum Schluss einfach mal Dorfpfarrer sein

Um die Kirche voranzubringen, trat der Theologe mitunter als zupackender Reformer auf und scheute auch moderne Management-Methoden nicht, was in manchen Kirchenkreisen für Irritationen sorgte. Unter dem Strich kommt ihm auch das Verdienst zu, dass die Landeskirche in einem umfassenden Konsolidierungsprozess ihren Finanzhaushalt auf Dauer sanieren konnte.

###mehr-links### In seine Amtszeit fiel aber auch der Streit um die Umbenennung der Meiserstraße in München in Katharina-von-Bora-Straße. Meiser war von 1933 bis 1955 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Hintergrund waren antisemitische Äußerungen von Meiser.

Als einfacher Dorfpfarrer hat Friedrich nun die letzten zwei Jahre bis zu seinem Ruhestand in Bertholdsdorf gearbeitet. Seine ungewöhnliche Entscheidung für die 720-Seelen-Gemeinde auf dem Land begründete Friedrich mit seinen führenden Positionen der Vorjahre: Nach seinen Stationen als Studentenpfarrer, evangelischer Propst in Jerusalem, Dekan in Nürnberg und Bischof einer der größten evangelischen Kirchen in Deutschland wollte er einfach auch diese Facette des Pfarrerberufs erleben.