Angela Merkel mit schwarz-rot-goldener Halskette
Foto: dpa/Max Kohr
Angela Merkel im TV-Duell mit schwarz-rot-goldener Halskette
Die #schlandkette hat gewonnen
Das TV-Duell wurde zum Social-Media-Ereignis
ProSieben-Moderator Stefan Raab sorgte für Belebung: Das TV-Duell der Kanzlerkandidaten war in diesem Jahr weniger steif als in der Vergangenheit. 17,5 Millionen Fernsehzuschauer verfolgten das Ereignis live.
02.09.2013
epd
Diemut Roether

Beliebtes Thema im Kurznachrichtendienst Twitter ist am Sonntag gewöhnlich der "Tatort". Fans und Kritiker kommentieren hier gern, wie sie die jeweilige Folge finden und was sie alles an Unstimmigkeiten entdecken.

###mehr-artikel### Am Sonntag fiel der "Tatort" aus, stattdessen war das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) auf fünf Fernsehkanälen zu sehen. "Tatort"-Fan Lavinia Steiner twitterte: "Zwei Verdächtige und vier Ermittler*innen. Dieser außergewöhnliche #tatort heißt heute #tvduell."

Wie immer man die Selbstdarstellung der beiden Kontrahenten bewerten mag: Das Duell wurde in diesem Jahr zum Social-Media-Ereignis. 173.000 Tweets mit dem Hashtag #TVDuell wurden nach Angaben des Kurznachrichtendiensts während der 90 Minuten dauernden Sendung verschickt. Über den Tag verteilt waren es sogar mehr als 250.000 Kurznachrichten.

"Bild"-Zeitung: "Raab gewinnt TV-Duell"

Doch auch die TV-Einschaltquoten waren hoch: Insgesamt 17,5 Millionen Fernsehzuschauer verfolgten die Diskussion live. Das Duell wurde in diesem Jahr von Anne Will (ARD), Stefan Raab (ProSieben), Maybrit Illner (ZDF) und Peter Kloeppel (RTL) moderiert und von den vier veranstaltenden Sendern übertragen. Die Radiosender Deutschlandfunk und HR Info übertrugen den Ton, obwohl die TV-Sender der Bitte des Deutschlandradios, einer Ausstrahlung auch im Hörfunk zuzustimmen, nicht entsprochen hatten.

Moderator Stefan Raab (ProSieben) während des TV-Duells

Dass die Senderfamilie ProSiebenSat.1 das Duell auf ihrem jungen Sender ProSieben übertrug und dafür Aushängeschild Stefan Raab als Moderator abstellte, war zunächst von einigen kritisiert worden. Dem traditionell stark ritualisierten Format hat diese Entscheidung jedoch gut getan, wie nach der Sendung angemerkt wurde: Raab war bestens vorbereitet, stellte zupackende Fragen, hakte mehrmals nach - und auch die anderen drei Moderatoren lösten sich aus dem engen Korsett, das die Begegnung bei den vorangegangenen Bundestagswahlen allzu vorhersehbar gemacht hatte. "Raab gewinnt TV-Duell", titelte denn auch am Montag die "Bild"-Zeitung. Einzig RTL-Moderator Peter Kloeppel blieb nach allgemeiner Einschätzung blass.

In der anschließenden Analyse-Sendung im Deutschlandfunk lobte der ehemalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender das TV-Duell als das beste, das er je gesehen habe. "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo kritisierte dagegen, dass die Moderatoren gleich zu Beginn drei Fragen gestellt hätten, die Herausforderer Steinbrück als "Loser" abstempelten. So sei Merkel unter anderem gefragt worden, ob ihr Steinbrück leid tue. In dieser Tonlage hätten die Medien bislang den gesamten Wahlkampf von Steinbrück kommentiert, sagte di Lorenzo. Das sei nicht fair gegenüber dem SPD-Kandidaten.

Schwarz, Rot, Gold

Fernsehduelle der Kanzlerkandidaten gibt es in Deutschland erst seit 2002. Zuvor hatten die amtierenden Kanzler eine solche Konfrontation meist abgelehnt. Im Jahr 2002 traten Amtsinhaber Gerhard Schröder (SPD) und sein Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) in zwei Duellen gegeneinander an, eines wurde von den Privatsendern RTL und Sat.1 übertragen, das zweite vom Ersten und vom Zweiten. Seit 2005 findet vor Bundestagswahlen nur noch ein Kanzlerduell statt, das zeitgleich von zwei öffentlich-rechtlichen und zwei privaten Fernsehsendern übertragen wird.

###mehr-links### Wer das Duell gewonnen hat, wurde in diesem Jahr - wie eigentlich jedes Mal - von Meinungsforschungsinstituten und von politischen Analysten unterschiedlich eingeschätzt. Bei Twitter gab es dagegen einen klaren Gewinner des Abends: Angela Merkels Kette. Dass die Bundeskanzlerin eine Kette in den Farben Rot, Gold und Schwarz trug, inspirierte einen Nutzer, den Twitter-Account @schlandkette einzurichten. Binnen weniger Stunden folgten dem Account mehr als 5.000 Nutzer.