Bischof Ulrich wird eingesegnet
Foto: epd/Andreas Schoelzel
Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann (l), legte Gerhard Ulrich zur Einsegnung die Hand auf. Rechts: Bischof Alex Malasusa aus Tansania.
Gerhard Ulrich als Landesbischof der Nordkirche eingeführt
Der erste Landesbischof der evangelischen Nordkirche, Gerhard Ulrich (62), ist am Sonntag in sein Amt eingeführt worden. 750 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kirche nahmen an dem Festgottesdienst im Schweriner Dom teil, der auch im Fernsehen und per Videoleinwand auf den Markt vor der großen Backsteinkirche übertragen wurde.

Landesbischof Ulrich warb in seiner Predigt für eine "dienende, diakonische Kirche". Die Nordkirche wolle die Menschen im Blick haben, die auf Hilfe angewiesen sind. "Wir Christenmenschen haben einen Auftrag", sagte er: "Faltet die Hände zum Gebet! Und zugleich: Macht euch die Hände schmutzig!"

Es gelte, für Gerechtigkeit und Menschenwürde einzutreten. Dazu gehöre, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können und ein Dach über dem Kopf haben, das sie auch bezahlen können. Dazu gehöre auch, Flüchtlinge aufzunehmen und menschlich zu behandeln. "Die Würde des Menschen hat einen höheren Stellenwert als reines Profitinteresse oder das angebliche Sicherheitsinteresse des Staates", sagte Ulrich.

Merkel lobt "integrative Fähigkeiten und reiche Erfahrungen"

Ins Amt eingeführt wurde Ulrich von der Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann. Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl, stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender, überbrachte die Grüße der Evangelischen Kirche in Deutschland. In dem Gottesdienst wurden auch die Mitglieder der ersten Kirchenleitung eingeführt. Zu den internationalen Gästen gehörten Gesandte von Partnerkirchen aus mehr als zehn Ländern. Unter ihnen war der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof Mounib Younan.

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Bundeskanzlerin Andrea Merkel (CDU) gratulierte dem neuen Landesbischof in einem persönlichen Schreiben. Sie hob Ulrichs "integrative Fähigkeiten und reiche Erfahrungen" hervor. Damit bringe er "die besten Voraussetzungen mit, das weitere Zusammenwachsen der drei früheren Landeskirchen Nordelbien, Mecklenburg und Pommern mit ihren vielfältigen Traditionen verantwortungsvoll zu leiten", schrieb sie.

Der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Jochen Bohl (Sachsen), bezeichnete es als "eine große und anspruchsvolle Aufgabe", die neue Nordkirche zu leiten. Dabei werde Ulrich getragen von dem großen Vertrauen, das er sich in seiner bisherigen Amtszeit und insbesondere im Prozess der Gründung der Nordkirche erworben habe, sagte Bohl.

Der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Mounib Younan, äußerte die Hoffnung, dass Bischof Ulrich "seine ganzheitliche Mission in Deutschland und der Welt stärken wird". Er wünsche sich, dass Ulrich "eine starke, prophetische Stimme für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt sein wird".

Zuerst wollte er Schauspieler werden

Mit seiner Amtseinführung im Schweriner Dom ist Landesbischof Gerhard Ulrich endgültig an der Spitze der neuen Nordkirche angekommen. Er war am 21. Februar im Lübecker Dom von der Synode (Kirchenparlament) zum ersten Landesbischof der Nordkirche gewählt worden. Bereits im ersten Wahlgang erhielt er 144 von 156 Stimmen. Anfang Juni trat er das Amt in Schwerin an.

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Schon als Propst im Kirchenkreis Angeln hatte Ulrich als Mitglied der nordelbischen Kirchenleitung für den Zusammenschluss der Kirchen in Norddeutschland geworben. Als er im Oktober 2008 Nachfolger von Bischof Hans-Christian Knuth in Schleswig wurde, waren die Sondierungsgespräche für die erste landeskirchliche Ost-West-Fusion bereits angelaufen.

2009 wurde Ulrich Vorsitzender der Nordelbischen Kirchenleitung und bald darauf auch Vorsitzender der vorläufigen gemeinsamen Kirchenleitung der drei evangelischen Landeskirchen im Norden. Es folgten ein beispielloser Gremien-Marathon, leidenschaftliche Synodendebatten und engagiert erstrittene Beschlüsse mit den nötigen Zwei-Drittel-Mehrheiten. Pfingsten 2012 wurde der Zusammenschluss der evangelischen Kirchen von Nordelbien, Mecklenburg und Pommern besiegelt. Die Nordkirche ist mit 2,231 Millionen Mitgliedern die fünftgrößte Landeskirche in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Gerhard Ulrich wurde 1951 als Sohn eines Polizisten in Hamburg geboren. Nach Abitur und Wehrdienst wollte er zunächst Schauspieler werden und studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. 1974 wechselte er zur Theologie. Nach ersten Pfarrstellen in Barsbüttel und Wellingsbüttel war Ulrich später Direktor des nordelbischen Prediger- und Studienseminars in Preetz. Von 1996 bis 2008 wirkte er als Propst im Kirchenkreis Angeln. Ulrich ist seit 1982 verheiratet, er hat vier erwachsene Söhne und ein Enkelkind.