Gerhard Ulrich
Foto: epd-bild/Stephan Wallocha
Gerhard Ulrich
Ein neuer Bischof zwischen Helgoland und polnischer Grenze
Gerhard Ulrich wird an diesem Sonntag als erster Bischof der neu gegründeten Nordkirche in sein Amt eingeführt. Er verspricht, Pastor zu bleiben und im Dialog mit den Menschen nach der Wahrheit zu suchen.
24.08.2013
epd
Carsten Splitt und Thomas Morell

###mehr-artikel### Der erste Landesbischof der Nordkirche in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern will die Vielfalt der Kulturen in seiner Region fördern. Die unterschiedlichen Geschichten und Realitäten zwischen Helgoland und der polnischen Grenze wolle er "nicht angleichen, sondern erhalten", sagte Gerhard Ulrich vor seiner Amtseinführung am Sonntag im Schweriner Dom dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Dieser Vielfalt wollen wir Raum geben, weil dies eine Stärke des Protestantismus ist."

Das bischöfliche Amt habe "der Lehre und der Einheit zu dienen", so Ulrich weiter. Doch auch als Landesbischof verstehe er sich nicht als jemand, der hierarchisch handelt: "Ich bin Pastor, und als Pastor bin ich Bischof, und als Bischof bin ich Landesbischof." Nach protestantischem Verständnis wachse die Wahrheit nicht aus der Hierarchie, sondern im Dialog miteinander - über die Fragen des Glaubens und in der Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes.

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Zu dieser Vielfalt gehören laut Ulrich auch die unterschiedlichen Positionen zum Thema Homosexualität in der Nordkirche. Der Bischofsrat werde sich damit intensiv befassen, kündigte er an. Doch auch hier habe er die "Vision, dass wir es schaffen, mit Spannungen zu leben". Man müsse vor allem auch die Frage stellen, was die Menschen bei diesem Thema eigentlich so sehr erschüttert. Der Sündenbegriff allein führe da nicht weiter. Er persönlich glaube, dass der Segen Gottes "viel größer ist als wir denken". Dies müsse theologisch diskutiert werden, sagte Ulrich, der im Nebenamt auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist.

Schweriner Dom wird geistliches Zentrum

Die Nordkirche ist die bundesweit jüngste evangelische Landeskirche, Gegründet wurde die "Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland", wie sie offiziell heißt, Pfingsten 2012 als Zusammenschluss der Nordelbischen Kirche, der Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Kirche. Es war die erste Fusion von Landeskirchen der alten Bundesrepublik und der ehemaligen DDR. Insgesamt sind in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 20 lutherische, reformierte und unierte Landeskirchen zusammengeschlossen. Mit 2,25 Millionen Mitgliedern ist die Nordkirche die fünftgrößte Landeskirche in der EKD.

Der evangelische Dom St. Maria und St. Johannes in Schwerin wurde 1248 geweiht. Er wird das geistliche Zentrum der neuen Nordkiche sein.

Zu Ulrichs Amtseinführung im Schweriner Dom werden am Sonntag 750 Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft erwartet, wie die Nordkirche mitteilte. Für weitere Besucher wird der Gottesdienst auf einer Video-Großleinwand auf dem Altstädtischen Markt vor dem Dom übertragen. Hier soll auch das Abendmahl ausgeteilt werden. Der Gottesdienst, in dem auch die erste Kirchenleitung der Nordkirche ins Amt eingeführt wird, wird live im NDR-Fernsehen übertragen.

Insgesamt werden Vertreter von Partnerkirchen aus mehr als zehn Ländern erwartet. Zugesagt haben neben dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Mounib Younan, auch Bischöfe aus Brasilien, Indien und Tansania. Aus Mecklenburg-Vorpommern kommen Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) und Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD), Hamburg und Schleswig-Holstein sind mit Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) und dem Chef der Kieler Staatskanzlei, Stefan Studt (SPD), vertreten.

Mit der Amtseinführung von Gerhard Ulrich wird Schwerin nun auch offiziell geistliches Zentrum der Nordkirche. Der "Schweriner Dom St. Marien und St. Johannis" ist das einzige mittelalterliche Gebäude der Landeshauptstadt und hat zudem den höchsten Kirchturm Ostdeutschlands. Im Mittelalter war Schwerin ein bedeutender Wallfahrtsort im Norden, seit Graf Heinrich von Schwerin 1222 von einem Kreuzzug eine wertvolle Reliquie mitgebracht hatte. In einem Jaspis-Stein soll ein Blutstropfen Jesu Christi eingeschlossen gewesen sein. Doch die Spur des heiligen Blutes verliert sich in den Wirren der Reformation.