Die Studentin Julia Schönau schleppt immer eine Trinkflasche aus Plastik mit sich rum, die sie bei Bedarf mit Leitungswasser auffüllt. Insbesondere, wenn sie im Sommer zur Uni geht. Denn ausreichend Wasser zu trinken sei schließlich wichtig, um sich gut konzentrieren zu können.
###mehr-artikel### Obwohl ihr generell Naturschutz am Herzen liege, wie Schönau sagt, trinkt sie auch ihren Kaffee aus Papp- oder Plastikbechern. Die wiederverwendbaren Becher aus Porzellan für den Kaffee zum Mitnehmen, die es in der Mensa der Freien Universität Berlin zu kaufen gibt, seien zwar bestimmt besser für die Umwelt: "Aber die sind mir zu schwer und können vielleicht auch in meiner Tasche kaputt gehen."
Aus dem gleichen Grund trinkt sie ihr Wasser auch nicht aus der Glasflasche. Dabei gibt es mittlerweile wiederverwertbare Trinkflaschen aus Glas für unterwegs auch in schönem und praktischem Design, zum Beispiel von "Soulbottle". So heißen die Trinkflaschen, die Georg Tarne vermarktet. Seit 2011 hat er mit einem Freund zusammen ein kleines Unternehmen in Berlin aufgebaut.
Nicht das große Geld treibt die beiden Jungunternehmer an: "Es geht mir darum eine Perspektive der Nachhaltigkeit aufzuzeigen, die im Alltag komfortabel ist und zudem auch noch stylisch", sagt Tarne.
Schönau gibt ganz ehrlich zu, dass ihr das Säubern der "Soulbottles" zu umständich erscheint. Tarne entgegnet: "Ich spüle und schleppe lieber, bevor ich mich dem Risiko aussetze, dass die ganzen Giftstoffe in meinen Körper kommen." Er bezieht sich auf die Debatte um die Weichmacher und die Substanz Bisphenol A (BPA) in Plastikverpackungen, die durch die Nahrungsaufnahme in den Körper gelangen und gesundheitsschädigende Auswirkungen haben können.
Bei Versuchen mit Mäusen und Ratte zeigte sich beispielsweise eine gestörte Entwicklung von Jungtieren, deren Mütter BPA bekommen hatten. In anderen Tierversuchen konnte eine Abnahme der Spermienzahl beobachtet werden. Die genauen Auswirkungen, die BPA auf den menschlichen Organismus haben kann, sind aber noch nicht erforscht.
Das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) verweist auf eine EU-Richtlinie laut dieser die Tagesdosis von BPA bei 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht für unbedenklich eingestuft wird - doch: "Ich würde sagen, wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht behaupten, dass es irgendeine Form von sicherem Plastik gibt", sagt der Endokrinologe Fred vom Saal in dem Dokumentarfilm "Plastik Planet".
Der Film von Werner Boote zeigt eindrücklich die Plastik-Problematik auf. Wie viel jährlich tatsächlich hergestellt wird, lässt sich aber nur ungefähr schätzen: Nach Angaben der "PlasticsEurope MarketResearch Group" (PEMRG) gehen Experten doch von mehr als 200 Millionen Tonnen und wahrscheinlich sogar bis zu 240 Millionen Tonnen Plastik jährlich aus, welches die Umwelt belastet. In "Plastik Planet" wird auch deutlich, dass der Markt für Verpackungsmaterialen der bedeutsamste für die Kunststoffindustrie ist.
Umweltfreundliche Flaschenverpackungen erkennen
Der Kauf von umweltfreudlichen Verpackungen ist bei Flaschen kompliziert: In der Regel, aber nicht per se, sind Mehrwegflaschen umweltfreundlicher als Einwegflaschen. Denn bei der Ökobilanz kommt es darauf an, wie oft sie wiederverwendet werden und wie viel CO2-Ausstoß bei Herstellung und Anlieferung verursacht worden sind. So ist beispielsweise die Herstellung der Glasflaschen wegen der hohen Schmelztemperaturen sehr energieaufwändig.
###mehr-links### Wie eine TNS-Emnid-Studie von 2012 zeigt, hat jeder zweite Bundesbürger zudem Schwierigkeiten, Einweg- von Mehrwegflaschen zu unterscheiden. Danach setzen viele Verbraucher Pfandflaschen mit Mehrwegflaschen gleich, obwohl auch Einwegflaschen mit Pfand belegt werden. In der Befragung gaben genau 50 Prozent der Verbraucher an, sie gingen davon aus, dass bei Mineralwasser alle Pfandflaschen wieder gefüllt würden. Helfen kann hier ein Blick auf den Aufdruck "Mehrweg", oder noch besser auf die Etiketten "Der Blaue Engel" und "Mehrweg – für die Umwelt".
Für die Ökobilanz ist es tatsächlich am besten, einfach Leitungswasser zu trinken. Wem es nicht schmeckt, der kann versuchen, das Wasser zu filtern oder auch mit einen Spritzer Zitronensaft oder mit Multivitamin-Tabletten anzureichern. Leitungswasser in Deutschland gehöre schließlich zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln, sagt Tarne - so stelle das Trinken kein Gesundheitsrisiko dar. Doch für Leitungswasser gibt es eben nicht so gute Werbekampagnen wie für Mineralwasser - weswegen das Image von Mineralwasser einfach besser sei.