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TV-Tipp des Tages: "Doc meets Dorf" (RTL)
TV-Tipp des Tages: "Doc meets Dorf", 22. August, 20.15 Uhr auf RTL
Eine Erbschaftsangelegenheit verschlägt sie ins ländliche Brandenburg, wo die Bürgermeisterin gerade händeringend nach einem neuen Dorfarzt sucht. Nie im Leben wäre Fritzi, ambitionierte Herzchirurgin, auf die Idee gekommen, dies als Karrierealternative zu betrachten. Aber weil ihr niemand zutraut, den Job länger als eine Woche durchzustehen, lässt sie sich auf das Abenteuer ein.

"Das könnte der Anfang von etwas ganz Großem sein", sagt die wunderbare Heldin dieser ausgesprochen vergnüglichen neuen RTL-Produktion. Die Aussage ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Man darf ihn mit Fug und Recht auf die gesamte Serie münzen; und es ist zumindest in den ersten beiden Folgen einer der wenigen Sätze aus dem Mund von Ärztin Fritzi Frühling, der gänzlich ohne Kraftausdrücke kommt. Tatsächlich hat es seit dem vom großartigen Sepp Bierbichler verkörperten Protagonisten des Kinofilms "Die Winterreise" keine Hauptfigur mehr gegeben, die derart aus tiefstem Herzen zu fluchen pflegt; schon gar nicht im Fernsehen.

Eine Erbschaftsangelegenheit

Natürlich zielt RTL mit "Doc meets Dorf" auf die Fans von "Doctor’s Diary", dem letzten Serienknüller des Privatsenders, dessen Bemühungen in dieser Hinsicht zuletzt nicht gerade von übermäßigem Erfolg gekrönt waren. Eine talentierte Ärztin, die im neuen Lebensumfeld auf einen Kerl aus ihrer Vergangenheit trifft und fortan zwischen ihm und einem anderen hin und hergerissen ist: Die Parallelen zwischen den beiden Produktionen sind offenkundig. Im Unterschied zu Gretchen Haase, deren Krankenhauskarriere mit dem Serienstart beginnt, muss Fritzi Frühling (Inez Bjørg David) zum Auftakt zwei empfindliche Niederlagen einstecken: Erst erfährt sie, dass sich ihr Freund (Steffen Groth) mit einer Kollegin verlobt hat; und weil sie ihm noch im OP handgreiflich klar macht, was sie davon hält, verliert sie auch ihren Job. Eine Erbschaftsangelegenheit verschlägt sie ins ländliche Brandenburg, wo die Bürgermeisterin (Carmen Maja Antoni) gerade händeringend nach einem neuen Dorfarzt sucht. Nie im Leben wäre Fritzi, immerhin ambitionierte Herzchirurgin, auf die Idee gekommen, dies als Karrierealternative zu betrachten. Aber weil ihr niemand zutraut, den Job länger als eine Woche durchzustehen, lässt sie sich auf das Abenteuer ein.

Das Muster erinnert an die witzige, aber dennoch gescheiterte Sat.1-Serie "Allein unter Bauern" (2006), in der Christoph M. Ohrt als Bundespolitiker kurz vorm Karrieresprung gleichfalls in Brandenburg strandet, sich dort zum Bürgermeister küren lässt und fortan die Widrigkeiten des Landlebens meistern muss. "Doc meets Dorf" ist allerdings zumindest zunächst viel stärker auf Comedy gebürstet, zumal die Krankheiten, mit denen die neue Ärztin konfrontiert wird, überwiegend skurril sind. Folge drei ist allerdings so emotional und dramatisch, dass Fritzi sogar das Fluchen vergisst. Ähnlich heterogen geht die Serie weiter. Auch deshalb ist "Doc meets Dorf" eine ungewöhnliche Produktion: Die achtteilige Serie lotet die Grenzen des Genres nach allen Regeln der Kunst aus.

Vor allem aber gelingt es der jungen Autorin Miriam Rechel in ihrem ersten verfilmten Drehbuch, bekannten Sujets neue Seiten abzugewinnen. "Erfolgreiche Großstadtfrau kehrt aufs Land zurück und trifft dort ihre Jugendliebe" zum Beispiel ist als Filmmotiv längst auserzählt, aber die Konfrontation zwischen Fritzi und ihrem Exfreund Falk (Bert Tischendorf) ist trotzdem originell, zumal Falk der örtliche Tierarzt ist und sich die beiden fortan eine Praxis teilen. Davon abgesehen hat sich die von Produzentin Steffi Ackermann entdeckte Autorin eine Vielzahl verrückter Szenen ausgedacht. Die Dialoge mögen nicht die Klasse der perfekten Pointen von "Doctor’s-Diary"-Schöpfer Bora Dagtekin ("Türkisch für Anfänger") haben, aber dafür setzt die Serie gerade in den ersten zwei Folgen mehr auf Slapstick, ohne dabei jedoch an Niveau zu verlieren.

Ackermann war übrigens auch schon für "Doctor’s Diary" zuständig und arbeitet mittlerweile für die Erfolgsschmiede teamWorx. Ein weiterer Einschaltgrund ist Inez Bjørg David. Die gebürtige Dänin hat sich ihre darstellerischen  Sporen einst in Soaps wie "Verbotene Liebe" sowie "Sturm der Liebe" verdient und später in "Go West", "Männerherzen" oder dem Märchenfilm "Die zertanzten Schuhe" diverse Glanzlichter gesetzt. "Doc meets Dorf" könnte ihr die ersten Auszeichnungen einbringen.

RTL komplettiert den neuen Seriendonnerstag mit zwei weiteren, ebenfalls jeweils achtteiligen deutschen Comedy-Produktionen: Um 21.15 Uhr folgt "Christine" mit Diana Amft als alleinerziehende Mutter auf Männersuche, ab 21.45 Uhr erzählt "Sekretärinnen" Geschichten aus dem Vorzimmer eines cholerischen Chefs.