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Liebesschlösser - Brauch von Verliebten für die ewige Liebe?
Ewige Liebe oder Schloss, aus und vorbei?
Vorhängeschlösser sind im Trend: als Liebesschlösser an Brücken, Zäunen und Laternen. Hersteller von Schließsystemen freuen sich darüber, auch wenn fraglich ist, ob Schlösser die richtigen Symbole für die Liebe sind.
06.08.2013
mit Material von dpa
Stefan Erbe

Es klingt so romantisch: Ein lauer Sommerabend, unten plätschert der Fluss, und auf der Brücke schauen sich die beiden tief in die Augen. Sie wollen ihre Liebe besiegeln. Mit einem Einzelstück aus Metall, geschliffen, gebürstet, mit eingravierten Initialen, vom Hersteller in Handarbeit gestaltet und am Nachmittag gemeinsam für schlappe 35 Euro gekauft: Ihr ganz persönliches Liebesschloss. Und das bringen sie jetzt gemeinsam am Geländer dieser Brücke an, küssen sich noch einmal und werfen dann den Schlüssel gemeinsam ins Wasser. Für ein gemeinsames Leben. Für immer.

Ob sie wissen, dass der Brauch mit den Vorhängeschlössern wahrscheinlich auf die Absolventen einer Sanitätsakademie in Florenz zurückgeht, die zum Ende ihrer Ausbildungszeit ihre Spindschlösser am Gitter der Alten Brücke befestigten? Die besiegelten damit das Ende. So nach dem Motto: Schloss, aus und vorbei.

Ein neuer Markt für Schloss-Hersteller

Für die Hersteller von Schließsystemen eröffnet sich durch den alten Brauch ein Markt, angetrieben vor allem durch die Verfilmung von Bestseller-Romanen wie "Drei Meter über dem Himmel". Schloss-Hersteller Burg-Wächter vermeldet, 2013 seien bereits doppelt so viele Liebesschlösser verkauft worden wie im Jahr zuvor. Und Schlösser-Marktführer Abus bestätigt: "Klassische Bereiche wie der Bergbau mit seinen vielen Spinden sind weggebrochen. Das alles findet heute seine Kompensation im Trend der Liebesschlösser". Deswegen gibt's auch eine neue Produktlinie aus Titalium. Dieses auf Aluminium basierende Material ist leichter als das gute alte Messingschloss.

###mehr-links###Vielleicht brechen dann die Brücken, Zäune und anderen öffentlichen Gegenstände nicht mehr ganz so schnell unter der Last der Liebesschlösser zusammen wie 2007, als in Rom eine Laterne so viel Liebe einfach nicht standhalten konnte und einknickte. Seitdem ist der Brauch in der Ewigen Stadt übrigens verboten, ebenso in der Stadt der Liebe: Wer heute an die Rialto-Brücke in Venedig ein Schloss anbringt, muss bis zu 3.000 Euro Bußgeld zahlen, wenn er sich dabei erwischen lässt. Etwas günstiger kommen die Liebenden in Berlin davon: Die 35 Euro Verwarnungsgeld bei Befestigung von Schlössern an besonders romantischen, aber leider denkmalgeschützten Brücken kann man im Grunde von vorne herein im Budget für die Besiegelung der ewigen Liebe einplanen. 

"Manche kommen sogar ein zweites oder drittes Mal"

Um die individuellen Liebesschlossmodelle hat sich eine eigene kleine Branche mit Straßenhändlern und Gravur-Spezialisten gebildet. Motiv-Dauerbrenner: Armors Pfeil. Wirtschaftlich rechnet sich das. Die 40.000 Schlösser an der Hohenzollernbrücke in Köln beispielsweise sind eine echte Touristenattraktion. "Manche Touristen kommen sogar ein zweites oder drittes Mal, um zu gucken, ob es noch hängt", sagt Monika Schmid von Köln-Tourismus.

###mehr-artikel### Die Frage ist, ob sie auch noch ein viertes oder fünftes Mal kommen, oder ob sie dann schon getrennte Wege gehen. Liebe lässt sich schließlich nicht in Ketten legen. Und wenn die Liebesschlösser allein die ewige Liebe garantieren sollen, dann ist es kein Wunder, wenn heute Beziehungen und Ehen so schnell einknicken wie die zu schwer behangene Laterne in Rom.