"In der Gemeinschaft des Glaubens" - lautet Zollitschs Wahlspruch. Anlässlich seines zehnjährigen Bischofsjubiläums im Juni erinnerte er daran, dass der Grund dieser Gemeinschaft Jesus Christus sei: "Seine Botschaft, sein Evangelium führen uns zusammen." Seit 2008 ist Erzbischof Zollitsch zugleich Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und damit wichtigste Stimme der katholischen Kirche in Deutschland.
###mehr-artikel###Sein Aufstieg in der kirchlichen Hierarchie war nicht vorgezeichnet. Als Nachfolger des populären Oberhirten Oskar Saier (1932-2008) rückte Zollitsch 2003 überraschend an die Spitze des badischen Bistums. Bei dieser Gelegenheit versicherte er: "Ich setze auf Kontinuität und Innovation, auf Weiterentwicklung und Aufbruch zu einem gemeinsamen Weg."
Kirche in Erklärungsnöten
Als Vorsitzender der Bischofskonferenz war Zollitsch sogleich in ganz unterschiedlicher Weise gefordert. Das wenig glückliche Agieren des Vatikan in Sachen Piusbruderschaft brachte auch die katholische Kirche in Deutschland in Erklärungsnöte.
Zudem erlebte die Kirche nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle durch katholische Priester im Jahr 2010 schwere Erschütterungen und geriet in die Defensive. An klaren Worten ließ es der Chef der Bischofskonferenz nicht fehlen: "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen ist immer ein abscheuliches Verbrechen." Im Raum der Kirche wiege dieser Missbrauch besonders schwer, reagierte er auf der Freiburger Bischofsversammlung im Februar 2010.
###mehr-info###Dies markierte auch den Start für die Aufklärung und Aufarbeitung, die von Zollitschs Handschrift geprägt ist. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann wird zum Missbrauchsbeauftragten ernannt und eine Hotline für Opfer geschaltet. Die Leitlinien für den Umgang mit Tätern werden verschärft, ein Präventionskonzept beschlossen und ein Vorschlag zur finanziellen Entschädigung präsentiert. Gut ein Jahr nach Bekanntwerden des Skandals bat Zollitsch bei einem besonderen Bußakt der Bischöfe im Paderborner Dom die Missbrauchsopfer um Vergebung.
Auf drängende Reformappelle reagiert Zollitsch verhalten und warnt vor Polarisierungen. Die Kirche sei kein Reparaturbetrieb, es sei mehr erforderlich, als an einigen Stellschrauben zu drehen. Deshalb wirbt er eindringlich bei den verunsicherten Katholiken für den Dialogprozess zur Zukunft der Kirche, für einen neuen Aufbruch hin zu einer pilgernden, hörenden und dienenden Kirche. Im Miteinander von Bischöfen und Laien macht er sich für eine offene Gesprächskultur stark.
Ruf nach Reformen, Werbung für Dialog
In Freiburg kam es im April 2013 zu einer Diözesanversammlung von Geistlichen, Laien und Ehrenamtlichen. Deren Empfehlungen zum künftigen Weg der Kirche wolle er prüfen und - wo möglich - umsetzen, versicherte der Erzbischof. Sein Vorstoß für einen Diakonat für Frauen unter der Schwelle eines Weiheamtes fand im Kreis der Bischofskollegen wenig Unterstützung.
###mehr-links###Keine Zweifel lässt Zollitsch daran, dass ihm an einem guten ökumenischen Klima gelegen ist. Und von dieser Haltung lässt er sich durch gelegentliche Irritationen im evangelisch-katholischen Miteinander nicht abbringen. Über die regelmäßigen Kontakte zwischen den Kirchenleitungen hinaus zeigte der Bischofskonferenz-Vorsitzende auch bei den evangelischen Kirchentagen von Bremen, Dresden und Hamburg Präsenz auf Podien oder mit Bibelarbeiten. Zwischen dem Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Baden und dem Freiburger Ordinariat gibt es einen kurzen Draht. Die Kirchen verbinde über Konfessionsgrenzen mehr, als sie trenne, betont Zollitsch unermüdlich.
Kurzer ökumenischer Draht
Neben dem Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI., bei dem das katholische Kirchenoberhaupt im September 2011 auch in Freiburg Station machte, gehörten der zweite Ökumenische Kirchentag in München und der Mannheimer Katholikentag zu den Höhepunkten in der bisherigen Amtszeit des Bischofskonferenz-Vorsitzenden.
Mit Erreichen des 75. Lebensjahres muss Erzbischof Zollitsch dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Allerdings wird erwartet, dass er zumindest bis zu dem Ende seiner Amtszeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz im Frühjahr 2014 Oberhirte in Freiburg bleiben wird.