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TV-Tipp des Tages: "Mittlere Reife" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Mittlere Reife", 19. September, 20.15 Uhr im Ersten
Isabel, Kathi, Tim, Kausti und Alexander - zwischen 16 und 18 Jahre alt - kommen aus ganz unterschiedlichen Familien. Alle besuchen eine Haupt- und Realschule und sie haben eines gemeinsam: Mit der Schule, ihren Lehrern und den Anforderungen, die an sie gestellt werden, kommen sie nicht zurecht.

In wenigen Genres sind die Archetypen noch so ausgeprägt wie in Schulfilmen. Älteren Lehrern hat der Alltag den Glauben an das Gute im Schüler ausgetrieben, sie haben entweder resigniert oder predigen die harte Hand. Die jüngeren dagegen sind noch voller Energie, doch ihr Idealismus wird alsbald unangenehmen Härtetests unterzogen. In "Mittlere Reife" gibt es diese beiden Typen auch, und selbstredend kollidieren sie mehrfach, so dass man auch für diesen Film das obligat düstere Ende aller Schuldramen erwartet. Aber schon in ihrem Drehbuch zu dem Krebsdrama "Marias letzte Reise", für das sie mehrfach ausgezeichnet wurde, ist es Ariela Bogenberger gelungen, einer Tragödie auch heitere Seiten abzugewinnen. "Mittlere Reife" blendet die Schattenseiten des Schulalltags keineswegs aus, und zwischendurch gesellen sich auch noch weitere soziale Abgründe dazu. Dennoch verströmt der Film im Gegensatz zu vielen vergleichbaren Werken über Jugendliche im Schulumfeld ("Sie hat es verdient", "Homevideo", demnächst "Ein Jahr nach morgen") eine sympathische Zuversicht.

"Schluss mit der Sozialromantik"

Danach sieht es zunächst überhaupt nicht aus, denn in der Auseinandersetzung zwischen dem von Referendarin Mechthild Bremer (Bernadette Heerwagen) verkörperten Idealismus und dem Realismus der erfahrenen Lehrerin Karin Scholz (Johanna Gastdorf) scheint die ältere Kollegin Recht zu behalten. Der liberale Kurs des neuen Rektors (Herbert Knaup) ist ihr sichtlich zuwider, "Schluss mit der Sozialromantik" lautet ihre Devise. Als die ohnehin überforderte Referendarin auch noch fünf renitente Schülerinnen und Schüler zum als Ethikkurs verpackten Nachsitzen beaufsichtigen muss, scheint sie zunächst eine Schikane ausbaden zu müssen.

Wie die meisten Menschen in ihrem Alter wird auch Ariela Bogenberger (Jahrgang 1962) für die Filme von John Hughes geschwärmt haben. "Der Frühstücksclub" war 1985 sein erster großer Erfolg: Fünf renitente Schüler werden zum Nachsitzen verdonnert, können sich anfangs nicht ausstehen, beginnen dann aber, sich anzufreunden. Bogenbergers Grundmuster ist ganz ähnlich, auch sie bedient zunächst die Klischees, um sie dann um so gründlicher zu hinterfragen: Der hübsche blonde Hohlkopf (Sonja Gerhardt) hat mehr auf dem Kasten, als man glaubt; der Aussiedlersohn (Anton Rubtsov) mit den vermeintlichen Kontakten zum Rotlichtviertel hilft den dort beschäftigen Damen beim Behördenkram; der hyperaktive Sohn (Jannik Schümann) des Rektors ist ein Computergenie; das sozial extrem benachteiligte Mädchen (Isabel Bongard) mit dem Trinkervater ist hochbegabt; der jugendliche Anarchist (Vincent Redetzki) ist ein begnadeter Zeichner. All das klingt zwar auch wieder nach Klischee, aber im Zentrum der Geschichte steht vor allem die Frage, wie die unterschiedlichen Charaktere mit dem System Schule umgehen; und das bezieht naturgemäß auch den Lehrkörper mit ein. Außerdem ergänzt Bogenberger die Handlung um eine Vielzahl von Seitensträngen.

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Entscheidender ist ohnehin die Frage, wie so ein Drehbuch umgesetzt wird. Unter der Führung von Martin Enlen zeigen gerade die jugendlichen Darsteller herausragende Leistungen. Die meisten mögen für ihr Alter bereits erstaunlich viel Erfahrung haben, aber hier mussten sie nicht zuletzt wegen der vielen Dialoge ganz andere Herausforderungen bewältigen, und das ist ihnen ausnahmslos bemerkenswert gut gelungen.