"Gott Lob! Nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort": In Paul Gerhardts Kirchenlied schwingen gleichermaßen Dank und Erleichterung mit. Die Zeilen entstanden im Jahr 1648, als in Münster und Osnabrück rund 150 Gesandtschaften aus ganz Europa über die Zukunft des Kontinents berieten. Noch während der Verhandlungen tobten in Süddeutschland die letzten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. Doch nun war der Schlusspunkt erreicht. Am 24. Oktober 1648 wurde in Münster der Westfälische Friede feierlich unterzeichnet. Einen Tag später wurde er auch in Osnabrück öffentlich verkündet.
Millionen von Toten zu beklagen
Der Krieg hatte furchtbare Verheerungen über die Mitte Europas gebracht. Rund sechs der damals 16 Millionen Bewohner des Reiches starben – die meisten durch Hunger und Seuchen, weniger durch die eigentlichen Kriegshandlungen, die 1618 in Böhmen begonnen hatten. Ursache für den Ausbruch waren die religiösen Verhärtungen, die sich seit der Reformation entwickelt hatten. Doch bald wurde aus einer innerdeutschen Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten ein europäischer Machtkonflikt. Frankreich griff auf der Seite der Altgläubigen ein, Schweden kämpfte für die evangelischen Reichsstände.
Das katholische Münster und das evangelische Osnabrück wurden schließlich als Orte der Friedensverhandlungen ausgewählt. Die Gespräche begannen bereits 1644. In Münster verhandelte der Kaiser mit Frankreich, Spanien und den geistlichen Territorien, in Osnabrück mit den evangelischen Gebieten sowie Schweden. Deren Königin Christine (1626-1689), die später katholisch wurde, trieb den Friedensprozess entscheidend voran. Am Ende war die Grundlage für ein neues europäisches Staatensystem geschaffen: Die Schweiz schied aus dem Reich aus und wurde unabhängig, ebenso die bisher spanischen Niederlande.
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Der Westfälische Friede hatte erhebliche religiöse Auswirkungen. Er bestätigte den Augsburger Religionsfrieden von 1555 mit dem Grundsatz "cuius regio, eius religio" – der Landesherr bestimmte die Konfession seiner Untertanen. Doch Andersgläubige durften nicht diskriminiert werden. Und als dritte Konfession neben Katholiken und Lutheranern wurden die Calvinisten anerkannt. Reichsorgane wie das Kurfürstenkollegium oder das Kammergericht wurden paritätisch besetzt. Zudem galt der "geistliche Vorbehalt": Ein Bischof durfte nicht protestantisch werden, sonst verlor er sein Amt.
Münster und Osnabrück hatten den ersten internationalen Kongress erlebt, an dem fast alle europäischen Mächte teilnahmen: eine Sternstunde der Diplomatie. Statt der bisherigen Unterordnung unter Kaiser und Papst galt das Prinzip der Gleichberechtigung der Staaten – es wurde zur Grundlage des europäischen Mächtesystems im 17. und 18. Jahrhundert. Andererseits blieb der konfessionelle Konflikt bestehen, die territoriale Spaltung des Reiches verschärfte sich in der Folgezeit. Doch die Zeitzeugen von 1648 waren erst einmal froh über das Ende des Krieges: "Wer aber Christum liebet, sei unerschrocknen Muts / Der Friede, den er gibet, bedeutet alles Guts", dichtete Paul Gerhardt.