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Die gute alte Poskarte erfreut sich bei Postcrossern neuer Beliebtheit.
Postkarte von Unbekannt
Postcrosser knüpfen mit Postkarten rund um den Globus Kontakte
Postkarten schreiben ist out. Nicht aber für Postcrosser. Sie schicken Karten rund um den Globus - an Menschen, die sie nicht kennen. Zur Belohnung erhalten sie eine Postkarte - von Unbekannt. Manche Postcrosser haben schon 10.000 Karten verschickt.
15.07.2013
epd
Jana Hofmann

Wenn Norbert Venzke zum Briefkasten geht, ist für ihn immer wieder eine Überraschung drin. Fast jeden Tag bekommt er Postkarten, bunte mit lustigen Motiven drauf oder die schwarz-weißen Karten, die er so liebt. Der 57-Jährige aus Düsseldorf ist leidenschaftlicher Postcrosser und schickt Postkarten in die ganze Welt hinaus. Im Gegenzug landet immer wieder Post aus Brasilien, Südafrika oder Indien in seinem Briefkasten. Geschrieben von Menschen, die er so kennenlernt.

9.500 Karten in sechs Jahren

Über die Internetseite www.postcrossing.com vernetzen sich Menschen, die gerne Postkarten bekommen und verschicken. Wer angemeldet ist, kann an einen vom System ausgesuchten Postcrosser eine Karte schreiben. Ist die Post angekommen, erhält man eine Karte von einem anderen Teilnehmer.

###mehr-artikel###"Es macht immer wieder Freude, wenn ich zum Briefkasten gehe und nicht nur Werbung und Rechnungen herausziehe", erzählt Venzke. Er hat schon 9.500 Karten versendet, jeden Tag bekommt er einen neuen Schwung. Mittlerweile mache es ihm aber mehr Spaß, selber Postkarten zu verschicken. Über die Webseite bekommt er dann meist ein Dankeschön und eine kurze Nachricht. "Wenn sich einer richtig freut, geht mir das Herz auf", sagt er.

Venzke schickt schon seit April 2007 Unbekannten Postkarten, die aber nicht immer fremd bleiben müssen: Mit einer Finnin ist er schon seit sechs Jahren befreundet, die beiden schreiben sich immer mal wieder Karten oder E-Mails.

"Nichts schlägt eine Postkarte"

Der in Berlin lebende Portugiese Paulo Magalhães ist der Erfinder und Gründer der kostenlosen Postcrossing-Seite. Er wollte mehr Postkarten bekommen, wusste aber nicht, wie er Menschen mit dem gleichen Hobby finden könnte. Also entwickelte der studierte Informatiker die Internetseite, die er heute - finanziert durch Werbeeinnahmen - hauptberuflich betreut.

"Mittel wie E-Mail, Twitter und Facebook sind schnell und gut, um in Kontakt zu bleiben", sagt der 32-jährige Portugiese. "Aber nichts schlägt eine Postkarte, um zu zeigen, dass du dich wirklich kümmerst."

Die Medienwissenschaftlerin Anett Holzheid von der Universität Siegen erklärt, dass Menschen mit einer Postkarte ihr Interesse an Freundschaften ausdrücken könnten. "Sie stiftet einen Anlass, wieder zu kommunizieren", sagt sie.

"Dem Genuss und der Zeit gewidmet"

Die Postkarte sei eine Freundschaftserklärung, die überrasche. Wer eine SMS schreibe, erwarte sofort eine Antwort. "Die Postkarte ist aber ein langsames Medium, das dem Genuss und der Zeit gewidmet ist", sagt Holzheid.

Postcrosser Venzke macht das Hobby viel Spaß, aber manchmal ärgert er sich auch: "Es gibt hässliche Karten, bei denen die Leute sich nichts gedacht haben", erzählt er. Und manche schrieben auch nur "Happy Postcrossing" auf die Rückseite. Dabei ist doch die persönliche Botschaft das Reizvolle. "Jede Postkarte, die bei mir ankommt, ist die Chance, mit einem Menschen in Kontakt zu treten und meinen Horizont zu erweitern", sagt Venzke.

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Erfinder Magalhães erklärt, dass die Karten auch viel über andere Länder lehrten: "Postcrossing ist ein kleines Fenster zu Menschen in weit entlegenen Orten, von denen ich vielleicht niemals gehört hätte." Die zurzeit rund 420.000 angemeldete Postcrosser kommen vor allem aus den USA, Russland, China und Taiwan.

Venzke erfährt viele Kleinigkeiten über andere Länder und das Leben dort. In Japan gebe es zum Beispiel keine Hausnummern nach dem Straßenverlauf. Die Häuser würden nach dem Baudatum nummeriert. "Die vielen kleinen Sachen führen dazu, dass ich meine Mitmenschen besser verstehe", sagt er. Postcrossing ist für ihn ein Beitrag zur Völkerverständigung.