Foto: Fuse/Thinkstock
Die Christus-Statue Cristo Redentor (Christus der Erlöser) ist das Wahrzeichen Rio de Janeiros.
Mit dem Rucksack nach Rio
Endspurt für die Vorbereitungen zum Weltjugendtag
Zwei Millionen junge Katholiken erwartet die Stadt am Zuckerhut Ende Juli. Auch Papst Franziskus kommt nach Rio. Die katholische Kirche in Brasilien erhofft sich von dem Großereignis und dem Charme ihres Kirchenoberhaupts neuen Schwung.
13.07.2013
epd
Andreas Behn

Isabela und Thiago wissen noch nicht, wo sie schlafen. Sie wissen auch noch nicht, wie sie eingesetzt werden. Und dennoch können sie es kaum erwarten: In wenigen Tagen geht es los nach Rio de Janeiro. Die beiden brasilianischen Jugendlichen gehören zu Tausenden freiwilligen Helfern, die den katholischen Weltjugendtag Ende Juli zu einem unvergesslichen Ereignis machen wollen.

In der Stadt am Zuckerhut laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, mehr als zwei Millionen Pilger werden vom 23. bis 28. Juli erwartet. Fast die ganze Woche wurde zu Feiertagen erklärt, damit sich das Verkehrschaos in Grenzen hält. Spitzengast ist Papst Franziskus - Brasilien empfängt den Argentinier auf seiner ersten großen Auslandsreise. Schon ab dem 25. feiert der Papst mit und beschließt den Weltjugendtag dann mit einer großen Abschlussmesse.

"Feld des Glaubens"

"Ich bin total aufgeregt", gesteht Isabela. "Eine Matratze werden wir wohl nicht bekommen, der Schlafsack muss reichen, jeder von uns darf nur einen Rucksack mitnehmen." Seit Wochen bereitet sich die junge Frau aus Campo Grande im Inneren des Bundesstaates Rio de Janeiro auf ihren Einsatz vor, ebenso wie Thiago. Der möchte gern zur Gruppe gehören, die vor dem Katholikentreffen die abgelegenen Armenviertel rund um die Metropole besucht. "Es sind Stadtteile mit vielen Problemen und Konflikten, da geht sonst kaum jemand hin, um das Evangelium zu verbreiten", sagt er.

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Den Auftakt des Weltjugendtages, der vor knapp 30 Jahren von Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen wurde, macht eine Messe am berühmten Strand Copacabana. Am anderen Ende der Stadt, im über 50 Kilometer entfernten Stadtteil Guaratiba, wird noch eifrig gebaut. Auf dem Gebiet zweier ehemaliger Landgüter wird der Campus Fidei, das Feld des Glaubens, angelegt. Dort soll der große Abschlussgottesdienst stattfinden. Es ist der Ort, an dem die Menschen aus allen Kontinenten zusammenkommen.

"Unsere größte Herausforderung ist, auf die Jugend zuzugehen. Die jungen Leute sollen sich in der Kirche zuhause fühlen", betont der Erzbischof von São Paulo, Odilo Scherer. Der Weltjugendtag und der populäre Papst sollen die katholische Kirche in Brasilien wieder attraktiver machen. Evangelikale Pfingstkirchen haben enormen Zulauf, in den vergangenen zehn Jahren wuchs die Zahl ihrer Anhänger auf ein fast Viertel der Bevölkerung. Der Anteil der Katholiken sank von rund 74 Prozent auf 64 Prozent. Dennoch ist Brasilien nach wie vor das Land mit den meisten Katholiken weltweit.

Für die Touristenstadt Rio ist das Großereignis eines von mehreren in den nächsten Jahren. Es folgen die Fußball-WM 2014 und zwei Jahre später die Olympischen Spiele. Alle packen mit an. Viele andere Kirchen bieten den katholischen Gästen Unterkunft und Räume für Veranstaltungen, darunter evangelische Gemeinden ebenso wie jüdische Einrichtungen und Häuser der afrobrasilianischen Religionen. Viel Besuch bedeutet viele Gespräche, neue Eindrücke und gemeinsames Feiern - das lieben die Brasilianer.

Kritik an Zuschüssen aus öffentlicher Hand

Dass Brasilien gerade unruhige Zeiten durchlebt, ist aus Sicht der Veranstalter kein Problem. In den vergangenen Wochen gingen im ganzen Land Hunderttausende Menschen auf die Straße, immer wieder kam es zu Ausschreitungen. Die Demonstranten fordern vor allem mehr Geld für Bildung und Gesundheit, auch die hohen Busfahrpreise und die Korruption sind ihnen ein Dorn im Auge. Für den Erzbischof von Rio de Janeiro, Orani Tempesta, ist das kein Hindernis für das Treffen der Jugendlichen: "Der Ruf nach einer gerechteren Welt steht im Einklang mit dem Gedanken des Weltjugendtages", sagt er.

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Der Streit über die Ausgaben der öffentlichen Hand hat allerdings inzwischen auch dem Weltjugendtag erreicht. So gibt es eine Klage und Proteste gegen eine Ausschreibung der Stadtverwaltung für die medizinische Versorgung der Pilger. Die Kritiker wehren sich gegen die Nutzung öffentlicher Gelder für eine Veranstaltung privater Natur. Die Regierung von Rio de Janeiro wollte umgerechnet über drei Millionen Euro für die Gesundheitsversorgung bereitstellen. Die öffentlichen Kosten für den Weltjugendtag unter anderem für Sicherheit, Logistik und Transport belaufen sich bereits auf mindestens 60 Millionen Euro.