Foto: ARD/Melanie Grande
Thomas D, Musiker und Moderator.
Thomas D: "Ich will nicht zum Besserwisser werden"
Er ist der coolste Botschafter für den Naturschutz, den man sich vorstellen kann: Thomas Dürr, Sänger der Rapgruppe "Die Fantastischen Vier" und besser bekannt unter seinem Künstlernamen Thomas D, macht sich privat seit Jahren für Tier- und Umweltschutz stark. Jetzt erklärt er auch den Fernsehzuschauern, was Sache ist: Der Hip-Hop-Musiker präsentiert das neue TV-Magazin "Wissen vor acht – Natur" (ab 4.7.), in dem er interessante Phänomene aus der Tier- und Pflanzenwelt erklärt und Tipps zum Umweltschutz gibt.
04.07.2013
evangelisch.de

Herr Dürr, Sie präsentieren das neue Format "Wissen vor acht – Natur". Worum geht es?

Thomas Dürr: Die Sendung setzt sich mit der Natur auseinander, speziell auch der heimischen: Es geht um Dinge, die man vor der eigenen Haustür beobachten kann, und alles hat einen praktischen Bezug zum Leben – der Zuschauer soll schließlich auch etwas lernen.

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Was denn zum Beispiel?

Dürr: Nehmen wir das Thema Plastikmüll. Ich erkläre, was jeder Einzelne von uns gegen die Verpackungsflut tun kann, etwa indem man Jutebeutel, Glasschüsseln oder auch mal die Hosentaschen als Alternativen nutzt. In den Ozeanen gibt es inzwischen ja ganze schwimmende Kontinente aus Müll – da wächst natürlich nichts mehr, und Tiere verenden, wenn sie das Plastikzeug essen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie als bekannter Hip-Hop-Musiker ein Naturmagazin moderieren?

Dürr: Ich setze mich ja auch privat für diese Welt ein, für Tiere, Natur und Menschen. In diesem Rahmen ist die Produktionsfirma auf mich zugekommen. Ich bin jemand, dem das ganze Thema definitiv nicht egal ist, und wenn ich über Plastikmüll im Meer berichte, über die industrielle Leerfischung unserer Meere, dann merkt man mir glaube ich schon an, dass mich das bewegt und dass ich nicht nur Moderationstexte ablese.

"Mit dem Missionieren muss man sehr vorsichtig sein"

Sie machen sich privat auch für Tierrechte stark und ernähren sich vegetarisch...

Dürr: Ich arbeite sogar daran, Veganer zu sein, aber manchmal werde ich schwach, und dann ist doch Sahne in der Sauce. Aber erst neulich gab es Schnitzel mit Kartoffelsalat, da hatte das Schnitzel nie ein Tier gesehen – das Fleisch bestand aus Weizeneiweiß, und das Essen war wahnsinnig lecker.

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Wollen Sie etwa auch die Zuschauer Ihrer ARD-Sendung zum Fleischverzicht bekehren?

Dürr: Mit dem Missionieren muss man vorsichtig sein. Ich stelle mich nicht hin und sage: "Ihr seid schuld an der Überfischung der Meere, also esst keinen Fisch mehr!". Ich will zwar das Bewusstsein für die alltäglichen Umweltverbrechen schärfen – aber nicht unbedingt mit erhobenen Zeigefinger, sondern mit Humor. Die Sendung soll aufklären und Denkanstöße geben, aber auch unterhalten.

Damit die Leute nicht wegschalten, wenn es um unangenehme Themen wie die Überfischung der Ozeane geht?

Dürr: Genau. Besser, das Ganze wird leichter präsentiert und die Leute nehmen was für sich mit, als sie fühlen sich schuldig und schalten weg.

Waren Sie denn schon immer so naturverbunden?

Dürr: Ich habe irgendwann angefangen mir Gedanken zu machen, was wir auf der  Erde machen und dass es ein Kreislauf von Geben und Nehmen ist. Wir in der sogenannten Ersten Welt nehmen aber viel mehr, als wir geben, und ich möchte einfach was zurückgeben - durch meine Kunst oder durch diese Sendung, mit der ich die Aufmerksamkeit auf bestimmte Dinge lenke.

"Selbstanbau ist ein richtiger Fulltimejob"

Sind Sie als Stadtkind oder Landkind aufgewachsen?

Dürr: Ich bin in einem Vorort von Stuttgart großgeworden, da bin ich mit anderen Nachbarskindern immer durchs Gebüsch, es gab Felder, Wiesen, einen Bach – da war schon noch viel Natur dabei. Ich würde mich generell eher als Landei bezeichnen, die Stadt hat zwar ihre Reize, aber leben möchte ich da eigentlich nicht.

Stattdessen leben Sie in einer ländlichen Künstlerkommune in der Eifel. Ernähren sich die Bewohner denn auch von selbst angebauten Feldfrüchten?

Dürr: Wir hatten jahrelang immerhin genügend Salat, um alle Schnecken satt zu machen, aber dann haben wir das mit dem Selbstanbau wieder zurückgeschraubt. Sich auf diese Art zu ernähren ist ein richtiger Fulltimejob, weil es mit dem Pflanzen von Salat und Zucchini nicht getan ist. Da muss man auch Einmachen und alles, deshalb kaufe ich lieber im Bioladen ein. Aber ich nutze nachwachsende Rohstoffe: Ich habe Solarzellen auf dem Dach, heize mit Pellets, fahre ein Hybridfahrzeug – also ich tue, was geht.

Ist es als viel reisender Künstler generell schwierig, konsequent Naturschutz zu praktizieren?

Dürr: Ja, das stimmt. In meinem Beruf bin ich öfter auf Reisen, da kann ich nicht immer auf Energieverbrauch verzichten. Aber durch meine Arbeit gebe ich den Leuten ja auch Denkanstöße, damit rechtfertige ich mein Leben und Handeln – viele Leute ziehen aus meiner Musik Kraft und Hoffnung, darauf bin ich stolz.

Und was nehmen Sie selber aus Ihrem Einsatz als Moderator des neuen Naturmagazins für sich mit?

Dürr: Ich lerne selber jede Menge in der Sendung. Neulich saß ich in der Küche und ertappte mich dabei, wie ich plötzlich anfing, über Bananen zu dozieren: Wieso müssen Bananen eigentlich in Plastik verpackt im Supermarkt liegen? Das ist purer Verpackungsirrsinn, schließlich sind die doch von der Natur optimal verpackt. Aber ich hoffe, dass ich jetzt nicht zum Besserwisser werde.