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Ökumene-Experte Weber reagiert gelassen auf Papst-Direktive
Der evangelische Ökumene-Experte Friedrich Weber reagiert mit Gelassenheit auf die Direktive von Papst Benedikt XVI. zur Änderung der zentralen Wandlungsworte bei der Eucharistiefeier.

"Damit werde der zentrale Glaubenssatz, dass Christus für alle Menschen gestorben ist, nicht zurückgenommen" - alles andere "wäre desaströs", sagte der braunschweigische Landesbischof und Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) am Donnerstag dem epd. Ingesamt wolle er die Angelegenheit nicht "überdeuten", denn es sei in erster Linie eine innerkatholische Debatte.

Papst Benedikt XVI. hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Brief an die deutschen katholischen Bischöfe erklärt, dass bei der Revision des Messbuchs das Wort "pro multis" statt mit der bisherigen Formulierung "für alle" näher am Urtext mit "für viele" übersetzt werden müsse.

Vergebung der Sünden für "viele" oder "alle"?

Dies bezieht sich auf Jesus-Worte aus dem Neuen Testament, die dieser bei seinem letzten Mahl mit den Jüngern gesprochen haben soll. So heißt es etwa beim Evangelisten Matthäus: "Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden". Seit rund 30 Jahren wurde das in katholischen Gottesdiensten im Gebet mit "für alle" wiedergegeben.

Weber warnte davor, diese Auseinandersetzung allein unter dem Gesichtspunkt der Textgenauigkeit, sprich der Philologie, zu führen. Es bestehe die Gefahr, dass diesem Anliegen die Verständlichkeit des Textes geopfert werde, fügte der Theologieprofessor hinzu, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) ist.

Ökumenisch unfreundlich?

Gerade Kenner der Tradition sagten, die Formel "für alle" sei die angemessenere Übersetzung, erklärte Weber. Dafür gebe es Belege aus den ältesten Überlieferungen der römischen Liturgie. Wenn mit dem Papst-Schreiben die Nicht-Zulassung von nicht-katholischen Christen zur Eucharistie noch einmal unterstrichen werden sollte, dann sei dies allerdings "unnötig und ökumenisch unfreundlich", betonte Weber.

Zur Vermutung, Benedikt wolle mit dieser Änderung beim Eucharistie-Gebet den ultra-konservativen Piusbrüdern entgegenkommen, sagte Bischof Weber, er könne das nicht ausschließen: "Die Sorge des Papstes für die Einheit seiner Kirche ist so umfänglich, dass er hier Konzessionen macht." Allerdings sei aus dem Vatikan auch zu hören, dass man nicht gewillt sei, hinter Erkenntnisse das Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) zurückzugehen. Weber: "Das gilt auch für die Piusbruderschaft". Die bislang von Rom getrennte Priesterbruderschaft lehnt wichtige Reformen des Konzils ab, auch die erneuerte Liturgie.