Jugendliche bringen Stimmung auf die Straße. Sie haben gelbe T-Shirts bedruckt mit dem Schriftzug "Gesundheit für Mandela". Zwei Dutzend junge Anhänger der Regierungspartei ANC stampfen vor dem Krankenhaus in Pretoria den Hügel hinab: Eine Parade aus Dutzenden Köpfen. Der ANC, der Afrikanische Nationalkongress, ist die ehemalige Befreiungsbewegung und die Partei des südafrikanischen Ex-Präsidenten Nelson Mandela.
Immer mehr Menschen strömen vor das Tor des Krankenhauses in Pretoria, wo der 94 Jahre alte Friedensnobelpreisträger, Vater und Held der Nation, seit dem 8. Juni behandelt wird. Der Regierungssprecher sagt, Mandelas Zustand sei kritisch. Medien berichteten am Tag zuvor, er werde künstlich beatmet. Südafrikas Präsident Jacob Zuma hat eine Auslandsreise nach Mosambik am Donnerstag abgesagt und statt dessen Mandela besucht.
Viele Menschen stellen sich auf einen baldigen Tod von "Madiba" ein, wie Mandela in Südafrika liebe- und respektvoll genannt wird. Jeden Tag versammeln sich mehr am Krankenhaus. Zwischen Fernsehkameras und Journalisten aus der ganzen Welt sind es am Donnerstag viele hundert Menschen.
"Er ist immer noch da"
Männer und Frauen bringen Blumen mit, die sie am Eingang niederlegen. Eltern haben mit ihren Kindern Plakate mit Handabdrücken gemalt, oder kleben Kinderzeichnungen an den Zaun um das Gebäude. Ein Mädchen faltet die Händchen und spricht mit ihrer Mutter ein Gebet. Andere stehen schweigend da, senken den Kopf oder schließen die Augen.
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Anspannung liegt über der Menge. "Von einem Augenblick zum nächsten kann alles passieren", sagt Mandelas Tochter Makaziwe dem Radiosender SAFM. Sie gibt zu, er sehe "nicht gut aus". Weil es keine genauen oder offiziellen Angaben zu seinem Gesundheitszustand gibt, bleibt den Menschen nur das Warten.
Gleichzeitig machen immer wieder gute Nachrichten die Runde: So erklärt seine Tochter Makaziwe, Mandela versuche, zu antworten und die Augen zu öffnen: "Er ist immer noch da." Und Präsident und ANC-Chef Zuma ließ über das Präsidialamt verkünden, Mandelas Zustand sei weiter kritisch, habe sich aber über Nacht gebessert und stabilisiert. Vor dem Krankenhaus in Pretoria schwankt die Stimmung deshalb: Die eine Hälfte hofft weiter, Mandela werde wieder gesund und stimmt in das Singen und Stampfen der Jugendlichen ein. Die anderen stellen sich auf das Schlimmste ein und wünschen ihm einen friedvollen Abschied nach einem erfüllten Leben.
Manche bleiben über Nacht
Lebani Sirenje ist am frühen Morgen in Johannesburg in den Bus gestiegen, um Mandela eine letzte Ehre zu erweisen. Er sitzt vor dem Tor, durch das nur ab und zu ein Lieferwagen fährt, und malt Mandela. Sirenje sagt, er komme ursprünglich aus Simbabwe. "Aber trotzdem ist Mandela ein Vorbild und ein Held für mich."
Weltweit wird Mandela geachtet. Gegenüber dem Krankenhaus reihen sich Fernsehteams mehrere hundert Meter lang aneinander. Anwohner haben ihre Balkone an Fotografen vermietet oder verkaufen vor ihren Häusern Essen an die Journalisten. Wohnwagen und Toilettenhäuschen stehen an der Straße.
Aus wenigen Dutzend Menschen sind bis zum Nachmittag mehrere hundert geworden. Eine Gruppe der Heilsarmee singt, eine Kindergartengruppe lässt weiße Luftballons in den Himmel steigen. Manche sagen, sie wollen die Nacht über vor dem Krankenhaus wachen - bis zum nächsten Tag.