Foto: Paramount Pictures/Jaap Buitendijk
Filmkritik der Woche: "World War Z"
Der nächste Zombie bist du: In "World War Z" zeigt Marc Forster die Zombie-Apokalypse als weltweite Gesundheitskatastrophe - und lässt Brad Pitt als UN-Inspektor in James-Bond-Manier durch die Welt hetzen.
26.06.2013
epd
Andreas Busche

Früher waren Zombies im Kino ein Fall für das Militär. Heute muss die Weltgesundheitsorganisation eingreifen, wenn sich die Zombie-Epidemie wie ein Lauffeuer über die Erde ausbreitet. Ein wenig erinnern die Horden der Untoten in Marc Forsters Zombie-Apokalypse-Film "World War Z" tatsächlich an ein Lauffeuer, wenn sie unkontrollierbar durch die Straßen der Weltmetropolen rasen. Zehn Sekunden dauert die Inkubationsphase nach einem Biss, die Seuche verbreitet sich in exponentieller Geschwindigkeit.

Nach einer Woche steht die Welt in Flammen, und Brad Pitt muss als ehemaliger UN-Inspektor seine Familie (Mireille Enos spielt seine Ehefrau) zurücklassen, um den "Patienten Z", den Auslöser der Epidemie, in Südkorea ausfindig zu machen. Währenddessen rattert die Todesopferanzeige auf einem Monitor im Armeehauptquartier, das auf eine Kriegsflotte im Atlantik ausgelagert wurde, in den Milliardenbereich. Gegen eine Epidemie lässt sich selbst mit schwerem Geschütz kein Krieg gewinnen.

Mit "World War Z" scheint sich der Zombie-Film von dem gesellschaftskritischen Nimbus, den Ende der 60er Jahre Regisseure wie George Romero mit seiner "Nacht der lebenden Toten" dem Genre vermacht hatten, endgültig zu verabschieden. Bei Forster dominiert eine kühl-wissenschaftliche, post-darwinistische Rhetorik, gepaart mit einer Zerstörungslust, wie man sie aus Roland Emmerichs Apokalypse-Filmen kennt.

Vom Zombie-Genre borgt Forster sich nur noch die vertrauten Grunddaten, darüber hinaus geht es ihm eher um gesellschaftliche Krankheitsbilder, wie man sie aus Epidemie-Thrillern wie Steven Soderberghs "Contagion" kennt. Überbevölkerung, Hungerkatastrophen und Umweltverschmutzung werden in "World War Z" als mögliche Ursachen ins Spiel gebracht. Und die Massenszenarien rufen nicht ganz unbeabsichtigt Bilder der humanitären Katastrophen der letzten Jahre in Erinnerung.

"Bewegung ist Leben"

Forsters Apokalypse ist unmissverständlich als biologische Metapher zu verstehen, schon weil sein ganzer Film für heutige Verhältnisse ungewöhnlich blutarm und wenig gewalttätig daherkommt. Auch visuell bleibt Forster einer gewissermaßen klinischen Ausdrucksweise treu.

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So besteht "World War Z" aus einer einzigen Abfolge von Actionszenen. Brad Pitt als UN-Inspektor befindet sich permanent unterwegs zum nächsten Krisenherd - von den USA über Südkorea und Jerusalem nach Wales, eine Jet-Set-Dynamik wie in einem Bond-Film. "Bewegung ist Leben", erklärt Pitt einmal seine Überlebensstrategie, und Forster macht sich dieses Motto ganz zu eigen. Überzeugend ist "World War Z" deshalb vor allem in seinen groß angelegten Stadtpanoramen.

Als einer der Höhepunkte erweist sich die Jerusalem-Sequenz. Dort gelang es durch die hohen Mauern, die letzte Zombie-freie Zone zu halten. Als es zum Großangriff der Untoten kommt, schwappen diese zu Tausenden als gigantische Welle über die Stadtmauern - ein spektakuläres, an Hieronymus Bosch gemahnendes, digital erstelltes Wimmelbild. Marc Forster hat es nach "Ein Quantum Trost", der ihm unter Bond-Fans viel Häme einbrachte, anscheinend noch einmal wissen wollen. "World War Z" eignet sich bestens als Sommer-Blockbuster.

USA 2013. Regie: Marc Forster. Buch: J. Michael Straczynski, Matthew Michael Carnahan, Damien Lindelof (nach dem Roman von Max Brooks). Mit: Brad Pitt, Mireille Enos, Daniella Kertesz, Pierfrancesco Favino, Ruth Negga, Moritz Bleibtreu. Länge: 104 Min. FSK: 16.