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Feuer vor der deutschen Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum am Freitag
"Religiöser Fanatismus darf nicht Oberhand gewinnen"
Die Gewalt in der islamischen Welt angesichts des in den USA produzierten Anti-Islam-Films ist eskaliert. Die Bundesregierung ruft zur Besonnenheit auf, und eine Debatte über tiefer liegende Gründe für antiwestliche Stimmungen unter Muslimen beginnt.

Angesichts der Welle der Gewalt in der islamischen Welt mahnt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Besonnenheit. Sie verlangte zugleich, dass die arabischen Regierungen alles tun, um die Sicherheit der diplomatischen Vertretungen zu gewährleisten, und verurteilte "die Angriffe auf die deutsche Botschaft in Khartum sowie auf mehrere amerikanische Botschaften in aller Schärfe". Außenminister Guido Westerwelle warnte vor Verallgemeinerungen, Entwicklungsminister Dirk Niebel (beide FDP) unterstrich, am Engagement in islamischen Ländern festzuhalten.

"Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir uns im islamischen Raum weiter entwicklungspolitisch engagieren", sagte Niebel der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe). Nachhaltige Entwicklungspolitik trage mittel- und langfristig zur Stabilisierung fragiler Staaten bei. Westerwelle sagt dem Münchner Nachrichtenmagazin "Focus", die Mehrheit der Menschen in den arabischen Ländern wolle friedliche Veränderungen und lehne Gewalt ab. Merkel erklärte am Freitagabend: "Gewalt darf nie Mittel der politischen Auseinandersetzung sein. Religiöser Fanatismus darf nicht die Oberhand gewinnen."

Ursache: "dauerhaft antiamerikanische und antiwestliche Stimmung"

Anlass der gewalttätigen Proteste ist ein in den USA produzierter Anti-Islam-Film, der sich übers Internet verbreitet hatte. Bei den Ausschreitungen gab es in mehreren Ländern Tote und Verletzte. Tausende aufgebrachte Demonstranten stürmten am Freitag die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum und legten Feuer. Das Personal der Botschaft blieb unverletzt.

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Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), verurteilte die Weiterverbreitung des Films durch die rechtspopulistische Partei "Pro Deutschland". Polenz sagte am Samstag im Deutschlandfunk, dadurch werde die Gefährdung für deutsche Einrichtungen im Ausland erhöht. Polizei und Staatsanwaltschaft sollten überprüfen, ob der Tatbestand der Beleidigung religiöser Bekenntnisse erfüllt sei.

Aus Sicht der Bonner Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher ist eine "dauerhaft antiamerikanische und antiwestliche Stimmung" Ursache für die Welle der Gewalt in islamischen Staaten. Die aktuelle Empörung über den Anti-Islam-Film sei vor allem ein Entladungspunkt, sagte die Professorin für Islamische Studien dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sagte dem "Focus", extreme Gruppen unter den Muslimen instrumentalisierten das Video, "um zu provozieren, Hass zu sähen und die jungen Demokratien zu destabilisieren".

"Die Gefühle der anderen nicht verletzen"

Der Generalbischof der koptischen Kirche in Deutschland, Anba Damian, mahnte am Samstag im Deutschlandfunk zu beiderseitigem Respekt zwischen Christen und Muslimen. "Wir dürfen ruhig verschiedene Meinungen haben, aber dabei müssen wir darauf achten, die Gefühle der anderen nicht zu verletzten", sagte das in Ägypten geborene Oberhaupt der christlichen Kirche.

Der Bielefelder Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer sagte im Deutschlandradio Kultur, die Welle der derzeitigen Gewaltausbrüche radikaler Muslime gegen westliche Botschaften werde vermutlich abebben. Es bestehe aber die Gefahr, dass die Menschen im Westen den Islam noch stärker ablehnen. Die klare Stellungnahme deutscher muslimischer Verbände gegen die Gewalt bezeichnete Heitmeyer als "sehr erfreulich und wichtig".