Die beiden sind nicht zusammen aufgewachsen, dennoch haben sie seit vielen Jahren ein inniges Verhältnis zueinander: Auma Obama gilt als eine der wichtigsten Frauen im privaten Umfeld Barack Obamas. Die Gelegenheit zu einem Geschwistertreffen in Berlin werden sich die zwei vermutlich nicht entgehen lassen. Barack Obama hat zudem die Chance, mit der Schwester an seiner Seite, Deutschland aus einer sehr persönlichen Sicht kennenzulernen.
Auma Obama hat 16 Jahre lang in der Bundesrepublik gelebt und Germanistik sowie Soziologie in Saarbrücken, Heidelberg und Berlin studiert. In Bayreuth promovierte sie. Auch den Mauerfall erlebte sie hautnah, weil sie am 9. November 1989 gerade in Berlin war. Auma Obama ist eine profunde Deutschland-Kennerin.
Vor allem aber ist die Kenianerin selbst eine engagierte, politische Persönlichkeit. Fragen zur Entwicklungspolitik gehören zu ihren Kernthemen. Dabei nimmt die 53-Jährige oft eine unbequeme Haltung ein. So kritisierte Auma Obama schon frühzeitig den missionarischen Ansatz der klassischen Entwicklungshilfe, bei der Industrienationen finanzielle Mittel zu Verfügung stellen, um in afrikanischen Ländern analoge Strukturen aufzubauen wie in Europa oder Nordamerika.
Soziales Engagement mit familiärem Ursprung
Schon als Studentin wurde sie mehrere Male zum ARD-Presseclub eingeladen, wenn es um Deutschlands Verhältnis zu Afrika ging. Ihre damaligen Gesprächspartner provozierte Auma Obama mit der These, dass die herkömmliche Entwicklungshilfe oft die wahren Machtverhältnisse verschleiere. Die Kenianerin plädierte vor allem für eine "faire Wirtschaft" zwischen Nord und Süd.
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Nach ihrer Rückkehr nach Kenia war sie für die Hilfsorganisation "Care International" tätig. Später rief sie die Stiftung "Sauti Kuu" ins Leben. Das bedeutet auf Kiswahili soviel wie "Starke Stimmen". Ziel der Organisation ist es, afrikanische Jugendliche dabei zu unterstützen, sich zu artikulieren und ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Auma Obama ist zudem weltweit eine gefragte Expertin für Nord-Süd-Themen. Nur muss sie oft darum ringen, dass ihre politische Arbeit auch unabhängig von ihrem berühmten Bruder wahrgenommen wird.
Die Kunst, frei und gegen den Strich zu denken, hat die Kenianerin nach eigener Aussage zum Teil durch ihr Studium in Deutschland erlernt. Ihr soziales Engagement hat aber ebenso wie bei Barack Obama zum großem Teil einen weit zurückreichenden familiären Ursprung. Das zeigt der in Deutschland produzierte Dokumentarfilm "Die Geschichte der Auma Obama" der Regisseurin Branwen Okpako, die mit Obamas Schwester in Berlin studiert hat.
Der Streifen hatte bereits Anfang 2012 Premiere. Als kleiner Dokumentarfilm ist er bislang vor allem in der afro-europäischen und afro-amerikanischen Community in Deutschland, den USA sowie in Afrika selbst auf Interesse gestoßen.
"Eine Brücke zwischen verschiedenen Welten"
Einem größerem Kinopublikum blieb der Film dagegen bislang verschlossen, weil ihn kein Verleiher ins reguläre Programm nehmen wollte. Der Film gibt einen faszinierenden Einblick in die kenianische Obama-Familie. So war etwa der gemeinsame Vater von Auma und Barack Obama einer der ersten afrikanischen Austauschstudenten an der US-Eliteuniversität Harvard. Barack Hussein Obama Senior studierte dort Ökonomie und suchte schon in den 60er Jahren nach Lösungen, wie sein Land eine eigene, unabhängige Wirtschaft aufbauen könne.
Barack Obama Junior und seine Schwester lernten sich erst nach dem Tod des Vaters persönlich kennen und sind seitdem in enger Verbindung. "Auma hat immer eine Brücke zwischen verschiedenen Welten und verschiedenen Gesellschaften geschlagen", sagt Filmregisseurin Branwen Okpako über ihre Freundin. Im Film ist zu sehen, wie Auma eine Verbindung schafft zwischen Kenia und Deutschland, zwischen Europa und Afrika.
Als Barack Obama im Jahr 2008 als erster farbiger Präsident ins Weiße Haus einzog, interessierte sich die internationale Presse plötzlich auch für seine Großmutter aus dem kleinen, westkenianischen Dorf Nyang oma Kogelo. Auch hier hatte Auma den harten Job, als Brückenglied zwischen zwei völlig verschiedenen Welten zu fungieren. Ebenso schlug sie einst für ihren Bruder eine persönliche Brücke nach Kenia. In Berlin könnte sie an diesem Mittwoch für den 44. Präsidenten der USA nun auch eine persönliche Brücke nach Deutschland bauen.