Das Thema Massentierhaltung ist spannungsgeladen. Das zeigte sich auch bei der Aufzeichnung der evangelischen Talkshow "Tacheles" in der hannoverschen Marktkirche. Die Gäste der Diskussionsrunde bewiesen, dass auch ohne laut zu werden, klar und deutlich die verschiedenen Standpunkte dargestellt werden können. Die Gäste dieses Mal waren Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, Peter Bleser, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministeriums, Publizistin Hilal Sezgin und der Agrar-Unternehmer und Großstallplaner Dr. Helmut Rehhahn. Auch wenn in der Runde keine entscheidende Annäherung zu bemerken war, wurde klar: Ein Ende in der Diskussion um Massentierhaltung ist noch nicht erreicht.
Gleich zum Auftakt machte Staatssekretär Bleser klar: In früheren Jahren seien die Kühe angekettet gewesen. "Deshalb ist meine Aussage richtig, dass es unseren Tieren in der Nutztierhaltung noch nie so gut ging wie heute," so der CDU-Politiker. Unterstützung erhielt er dabei von Helmut Rehhahn, dem früheren Landwirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt. "Wenn ein Tier gutes Futter bekommt, gesund bleibt, wenn es nicht irgendwelche Schädigungen an den Gliedmaßen hat, dann wird es artgerecht gehalten."
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Für die Publizistin und Tierschützerin Sezgin reicht dies hingegen nicht. Zu einem erfüllten Leben gehöre für ein Schwein, wühlen, rumlaufen, eine Familie haben. "Mit dieser Tierhaltung können Tiere kein normales leben haben." Landesbischof Meister sieht die Verantwortung an der derzeitigen Situation jedoch nicht allein bei den Landwirten – "sondern die tragen wir alle".
Verbraucher sind mitverantwortlich
Das Problem liegt nach Meinung des Theologen im hohen Fleischkonsum, in Deutschland und im Ausland. Die Produktion in diesem Land habe globale Konsequenzen. Agrar-Unternehmer Rehhahn meint hingegen: "Wir verkaufen doch auch Autos nach China, was ist der Unterschied zwischen dem Export von technischen Gütern und Lebensmitteln - wir helfen doch den Menschen." Und auch, wenn für Staatssekretär Belser die künftige Ernährungsproblematik ein Thema ist, hält er es für falsch, den Menschen das Essen vorzuschreiben.
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Landesbischof Meister kritisiert diese Sicht der Dinge: "Wenn man ein Auto mit einem Rind vergleicht, dann hat man vergessen, worum es geht." Für die Tierschützerin Sezgin heißt es nicht, alles oder nichts – auch wenn sie selbst verzichtet. "Ich kann das Fleisch weglassen, was ich nicht brauche. Weniger ist schon besser." Sie warnt auch vor dem wachsenden weltweiten Konsum von Fleisch, Milch und Eiern. "Das können wir uns möglicherweise nicht mehr lange leisten."
Das Bewusstsein muss sich ändern
Einigkeit herrschte unter den Gesprächspartnern von "Tacheles"-Moderator Jan Dieckmann darin, dass sich nur etwas ändern werde, wenn sich die Haltung der Menschen verändert. Für den Großstallplaner Rehhahn liegt das Problem darin, dass "wir in einer Phantomwelt leben. wir denken, die Milch wird auf der grünen Wiese produziert, wir denken die Hühner werden in kleinen Ställen gehalten – wir machen das aber nicht." Die Landwirte würden sich sofort umstellen, wenn mehr Verbraucher Fleisch aus artgerechte Tierhaltung haben wollen würden. Auch Landesbischof Meister wünscht sich einen Wandel. Deshalb sollten die Menschen am Frühstückstisch oder am Abendbrottisch über dieses Thema diskutieren.