Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Passau hat das Hochwasser der Donau und des Inns besonders stark getroffen. Die Altkatholische Kirche hatte einen Wassereinbruch zu beklagen.
Gemeinden bilanzieren nach dem Hochwasser
Während die Hochwasserlage an der Elbe in Norddeutschland weiter kritisch ist, ziehen die Menschen in Bayern und Sachsen eine erste Bilanz der Schäden. Auch die Kirchengemeinden der Landeskirchen in den Hochwassergebieten sind von der Flut nicht verschont geblieben. Evangelisch.de hat sich einen Überblick über die Schäden vor Ort verschafft.

Feuchte Wände, von der Einrichtung ist nicht mehr viel zu retten. Der Jugendkeller des Gemeindehauses der evangelischen Kirchengemeinde in Kolbermoor in Bayern ist verwüstet. "Die Fenster des Kellers wurden einfach aufgedrückt", schildert Pfarrerin Birgit Molnar. Das eingedrungene Wasser der Mangfall, einem Nebenfluss des Inns, zerstörte dabei die jüngst angeschaffte Holz-Pallet-Heizung der Gemeinde. Auch die Heizungsschächte der Kirche selber und des Pfarrhauses liefen voll. Pfarrerin Molnar ärgert sich besonders über die kaputte Heizung: "Wir waren gerade fertig mit der energetischen Renovierung und müssen jetzt wieder von vorne anfangen."

Das Hochwasser verwüstete den Gemeindehauskeller der Evangelischen Kirchengemeinde Kolbermoor

Die Schäden, so die vorläufige Schätzung der Gemeinde, belaufen sich auf mindestens 150.000 Euro. "Wir prüfen außerdem die Möglichkeit die Heizung und den Sicherungskasten ins Erdgeschoss zu verlegen, damit beim nächsten Mal weniger passiert", erklärt Pfarrerin Molnar weiter.

Viele Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern geht es ähnlich wie der Kreuzkirchengemeinde in Kolbermoor. Doch genaue Schätzungen, wie viel Schaden das Hochwasser verursacht hat, sind derzeit noch nicht möglich. Die Landeskirche hat laut ihrem Sprecher Johannes Minkus derzeit noch keinen Überblick: "Ich schätze, das wird noch eine Weile dauern, bis die Schadensmeldungen hier alle angekommen sind." Erst einmal müsse aber das Wasser ausgepumpt, der Dreck entfernt und die Schäden vor Ort fachkundig eingeschätzt werden.

"Immenser finanzieller Schaden"

So kurz nach der Flut können die meisten Gemeinden den Schaden ebenfalls noch nicht genau beziffern. Auch in Freising in der Nähe von München hat es das Gemeindehaus, das Pfarramt sowie ein Pfarrhaus der Kirchengemeinde getroffen, auch hier sind die Keller vollgelaufen.

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"Den Betrieb im Gemeindehaus haben wir ausgelagert, weil dort immer noch kein Strom ist", erklärt Pfarrerin Dorothee Löser. Sie geht von einem "immensen finanziellen Schaden" aus, weil drei Heizungen "komplett hinüber" seien und die Heizungsschächte der Kirche von außen vollgelaufen sind. Einziger Trost sei da, dass das Wasser nicht in den Kirchenraum selbst eingedrungen ist.

"Generell haben wir immer Hochwasserprobleme", erklärt Löser. Deshalb hatte die Gemeinde auch schon das Mobiliar höhergestellt und gesichert. Als dann aber neben der Isar auch noch die Nebenflüsse über das Ufer traten, halfen auch die Sandsäcke vor den Kellerfenstern nicht mehr. "Wir haben schon zehn Container voll Sachen entsorgt, die wir einfach nur noch wegschmeißen konnten", erklärt Löser. Das erste Chaos sei aber mittlerweile beseitigt.

Nach dem Hochwasser ist der Innenraum der Altkatholischen Kirche in Passau mit Schlamm überzogen.

Andere bayerische Kirchengemeinden hatten indes großes Glück: In Berchtesgaden ist es glimpflich verlaufen, lediglich einen leichten Wasserschaden vermeldet Pfarrer Peter Schulz: "Wir müssen maximal den Putz von einer Wand abschlagen und erneuern, also kein Vergleich zu dem, was anderswo passiert ist."

Auch die kirchlichen Gebäude in Deggendorf blieben laut Pfarrer Jürgen Bommer unversehrt. Das liegt jedoch daran, dass sie sich nicht im völlig von der Donau überfluteten Stadtteil Fischerdorf befinden. "Kirchliche Gebäude sind bei uns nicht vom Hochwasser betroffen, allerdings viele Gemeindeglieder, die sehr viel verloren haben", erklärt Bommer.

Auch in Sachsen verheerende Schäden

Waren in Bayern die Donau, der Inn, die Isar und deren Nebenflüsse für die meisten Überschwemmungen verantwortlich, waren es in Sachsen die Elbe und die Wasserläufe in ihrer Nähe. Die Rekordpegelstände der Elber, die zum Beispiel in Dresden während der letzten Jahrhundertflut 2002 gemessen wurden, wurden zwar nicht übertroffen, aber die Schäden sind trotzdem verheerend. Schwer getroffen wurde erneut die Evangelische Kirchengemeinde Maria am Wasser im Dresdener Stadtteil Hosterwitz.

Fast überall berichten die Gemeinden von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern. Auch die Feuerwehr (hier in Kolbermoor) half vielerorts unerlässlich beim Abpumpen.

In der Kirche stand das Wasser 1,15 Meter hoch, das Jugendzentrum und das Gemeindehaus mit dem Pfarrbüro sind ebenfalls betroffen. Die Gemeinde nimmt es mit einem gewissen Zynismus: "Schifferkirche Maria am Wasser wieder im Wasser" titelt die Gemeinde-Webseite. "Hier ist jedes Jahr Hochwasser", erklärt Pfarrerin Ulrike Birkner-Kettenacker. Dabei käme das Wasser häufig bis an die Kirchenmauer heran, 2006 hätten nur ein paar Zentimeter bis zum Wassereintritt gefehlt. 2002 stand das Wasser bis unter die Empore der beliebten Hochzeitskirche direkt am Elbufer.

Birkner-Kettenacker kann die Schänden zwar noch nicht beziffern, aber sie ist wenig zuversichtlich: "Ob das Wasser ein Meter oder höher im Kirchenraum steht, das macht keinen großen Unterschied." Vorrangig versucht die Gemeinde alles, um den Elbschlamm zu entfernen: "Der wird, wenn er trocknet, sonst fest wie Beton", sagte Birkner-Kettenacker.

Gemeinden müssen auf andere Kirchen ausweichen

Die erneute Überflutung der Kirche sorgt vor allem für logistische Probleme in der hochwassererfahrenen Gemeinde:  "Die vielen Trauungen die wir sonst haben müssen jetzt umorganisiert werden", erklärt Birkner-Kettenacker. Man versuche aber auf die andere Kirche der Gemeinde auszuweichen.

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Die sächsische Landeskirche zieht in ihrer Bilanz der flutschäden den Vergleich zur Jahrhundertflut vor 11 Jahren: "Die diesjährige Flut ging etwas glimpflicher als 2002 aus." Es seien demnach mindestens 80 Gebäude beschädigt, teilte das Landeskirchenamt in eine Pressemitteilung mit. Zum Vergleich: 2002 wurden 110 Gebäude zum Teil erheblich beschädigt. Damals hatte sich am Ende eine Sanierungssumme in Höhe von 11,5 Millionen Euro ergeben, die Schäden an Einrichtungen der Diakonie noch nicht berücksichtigt. Die Schadensfälle in diesem Jahr sind dabei laut Landeskirchenamt überwiegend überflutete Kellergeschosse, Schäden an Freianlagen sowie an Mauern.

In Pirna, ebenfalls an der Elbe, blieben bis auf eine Ausnahme alle kirchengemeindlich genutzten Gebäude von schwerwiegenden Hochwasserschäden verschont. "Leider war aber das Kinderhaus überschwemmt, und die aufgetretenen Schäden verhindern, dass die Räume des Neubaus bald wieder nutzbar sind", teilt die Gemeinde auf ihrer Webseite mit. Für die sonst im Hort betreuten Kinder würden jetzt Ausweichmöglichkeiten geprüft.

Je weiter man danach Norden schaut, desto unübersichtlicher wird die Lage. Das liegt auch daran, dass das Wasser teilweise noch gar nicht aus den Städten abgeflossen ist. Der Sprecher der anhaltinischen Landeskirche, Johannes Killyen, erklärte, dass die Schäden 2002 deutlich dramatischer gewesen sind und bei der aktuellen Flut wahrscheinlich zwei bis drei Kirchen vom Hochwasser beschädigt worden sind. "Weil das Wasser aber noch hoch steht, gerade im nördlichen Teil der Landeskirchen-Gebiete, ist noch kein wirklicher Überblick möglich", sagte Killyen weiter.

"Kein wirklicher Überblick möglich"

Auch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland kann sich bisher laut Sprecher Friedemann Kahl noch keinen genauen Überblick über die Schäden machen. Es gehe jetzt darum, dass sich die Kirchengemeinden mit ihren Bauträgern die Schäden begutachten und diese dann an die Landeskirche melden. Erst dann könne man eine Bilanz der Flutschäden ziehen.

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Trotz aller Schäden und Anstrengungen zeigten sich die Gesprächspartner nicht übermäßig niedergeschlagen. Vielmehr ist man froh über die überall gezeigte Solidarität und zahlreichen ehrenamtlichen Helfer. Man lässt sich nicht unterkriegen, so wie die Gemeinde in Freising. So schildert Pfarrerin Löser, dass sich die Gemeinde weder vom Hochwasser noch von der mangelnden Stromversorgung davon abhalten ließ, eine Konfirmation zu feiern. Das fehlende Glockengeläut für den Einzug der Konfirmanden wurde kurzerhand per Handy abgespielt.