Illustration: evangelisch.de/Simone Sass
Homo-Ehe: Die Macht des Wortes
Das Bundesverfassungsgericht hat eine weitere Entscheidung zur Gleichstellung der Homo-Ehe getroffen, diesmal zum Ehegattensplittig. Aber kann man eigentlich Homo-Ehe sagen, auch wenn es eigentlich eine "Eingetragene Lebenspartnerschaft" ist? Die Sprache hat die Wirklichkeit schon überholt, meint evangelisch.de-Portalleiter Hanno Terbuyken.
06.06.2013
evangelisch.de

Heute las ich auf Twitter:

Worte haben Macht. Sie können die Welt verändern, indem sie die Meinungen von Menschen verändern. "I have a dream", "Wir sind das Volk", "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" - Worte weltumspannenden Wandels.

Jetzt also "Homo-Ehe" (oder "Homoehe", wie es die meisten Deutschen googlen). Das Wort nimmt etwas vorweg, das es noch gar nicht gibt. Denn das Verpartnern von zwei Frauen oder zwei Männern ist in Deutschland tatsächlich keine Ehe.

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In den evangelischen Kirchen werden homosexuelle Paare - wenn überhaupt - nur gesegnet, aber eine Trauung will es keiner nennen. Vor dem Gesetz können sie eine "Eingetragene Lebenspartnerschaft" eingehen. Eben keine Ehe.

Und trotzdem spricht keiner von der "Elpa" (Eingetragene Lebenspartnerschaft). In den Medien ist es die Homo-Ehe. Auch verpartnerte Menschen sagen von sich selbst gern, sie seien verheiratet. Dass sie nicht ganz richtig verheiratet sind, lässt man gerne unter den Tisch fallen: Die Medien, weil "eingetragene Lebenspartnerschaft" nicht in Überschriften passt, und die Verpartnerten, weil sie gern richtig verheiratet wären. Sonst wären sie die Lebenspartnerschaft gar nicht eingegangen.

Wobei: Mit der Ausweitung des Ehegattensplittings kommen jetzt vielleicht finanzielle Anreize hinzu, auch das ist wieder ein Stück näher an der aktuellen Ehewirklichkeit in Deutschland.

Der Ehe geht nichts verloren

Im Wort Homo-Ehe jedenfalls steckt vieles drin: der Wunsch von Homosexuellen nach echter Ehe, die Tatsache, dass es noch keine ist, und auch die Einschränkung, dass sich Heterosexuelle nicht auf diese Weise verpartnern dürfen. Wenn man es aus dem Griechischen übersetzt, heißt es "Gleich-Ehe". Bis jetzt heißt das noch: Ehe zwischen Gleichen. Es kann aber auch heißen: gleiche Ehe.

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Wer eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingeht, erfüllt sich den Wunsch nach einem festgefügten Zusammenleben, mit dem Segen Gottes oder ohne. Egal, ob da "Homo-" davorsteht oder nicht. Das höhlt die Ehe keineswegs aus. Schließlich entscheiden sich einfach mehr Menschen dazu, den Bund fürs Leben einzugehen. Der Hetero-Ehe geht nichts verloren, wenn sie sich zur Ehe für alle ausweitet.

Beim Bundesverfassungsgericht ist diese Angleichung schon weitgehend angekommen. Auch die Sprache greift der Wirklichkeit vor. Denn die Ehe als dauernde Verbindung zweier liebender Menschen vor dem Gesetz und vor Gott wird irgendwann für alle möglich sein. Und dann wird auch die Tagesschau nicht mehr Homo-Ehe sagen.