Überall entlang der über die Ufer tretenden Flüsse werden Sandsäcke gefüllt und weitergereicht
Foto: dpa/Jens Wolf
Überall entlang der über die Ufer tretenden Flüsse werden Sandsäcke gefüllt und weitergereicht. Sie sind die letzte Barriere gegen die Fluten.
Sandsäcke und Gebete: Die Gemeinden trotzen dem Wasser
Auf seinem Weg in Richtung Norden richtet das Hochwasser in Ostdeutschland immer größere Schäden an. Auch Kirchengemeinden sind davon betroffen. Evangelisch.de hat sich umgehört - viele Gemeinden in den betroffenen Gebieten waren gar nicht erreichbar. Wer erreichbar war, berichtete von der Sorge, die mit dem Flutpegel steigt.
05.06.2013
evangelisch.de

In Brandenburg brach am Mittwoch ein Deich an der Schwarzen Elster. Land unter heißt es weiterhin an der Elbe in Sachsen und an der Saale in Sachsen-Anhalt. In Niedersachsen bereiten sich die die Gemeinden an der Elbe unterdessen auf die erwartete Jahrhundertflut vor. In Bayern bleibt die Situation in einigen Regionen angespannt.

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In der größten Stadt Sachsen-Anhalts, in Halle, wurden historische Höchststände verzeichnet. Die Behörden forderten rund 30.000 Menschen auf, ihre Wohnungen zu verlassen und sich vor der Saaleflut in Sicherheit zu bringen. Nach Angaben des Krisenstabes für Sachsen-Anhalt droht eine Überflutung von Teilen der Innenstadt und der Plattenbau-Großsiedlung Halle-Neustadt. Die evangelische Kindertagesstätte St. Georgen in Halle steht bereits komplett unter Wasser. Evangelische Kirchengemeinden aus Halle bieten Flutopfern Notunterkünfte an, Gemeindeglieder stapeln Sandsäcke, und die Evangelische Studentengemeinde hilft bei der Versorgung der Einsatzkräfte.

"Wir wollen gewappnet sein"

Pfarrerin Katja Vesting aus Alsleben an der Saale sorgt sich besonders um die barocke Kirche in Trebnitz sowie die Schifferkirche von Nelben. Im Pfarrhaus von Alsleben ist bereits der Strom ausgefallen. Im Pfarrhaus Lochau wurde vorsorglich die untere Etage geräumt, auch Kirchenbücher wurden in Sicherheit gebracht. "Sollte mit Eintreffen des Scheitelpunktes der Deich überflutet werden, steht das Wasser bei uns an Oberkante des Eingangsportals. Daher wollen wir gewappnet sein", sagte Pfarrer Siegfried Lemke. In der Nacht hatte die Saale am Pegel Trotha die Marke von acht Metern überschritten, der höchste Wert seit mehreren hundert Jahren.

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Zugleich liefen Spendenaktionen an. Auch die Landesregierung hat umfangreiche Hilfen zugesagt. "Wir lassen die Hochwassergeschädigten nicht allein", versicherte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Auch Kirche und Diakonie riefen zu Spenden für die Geschädigten der Flut auf.

Bei Herzberg in Brandenburg brach am Mittwochmorgen auf rund 20 Metern Länge ein Deich der Schwarzen Elster. Die Bevölkerung sei aber nicht gefährdet, teilten die Behörden mit. In Greiz an der Weißen Elster in Thüringen steht Wasser in den Kellern der Kirche und des Gemeindehauses. Eine Friedhofsmauer habe zum Glück Stand gehalten und sei nicht eingesackt, berichtet Ramona Zipfel vom evangelischen Kirchenkreis Greiz erleichtert: "Wir sind nochmal gut weggekommen. Das Wasser hat von unserer Türe Halt gemacht." In der thüringischen Stadt Gera an der Weißen Elster bietet die evangelische Kirchengemeinde anderen Flutopfern 70 Übernachtungsplätze in ihren Räumen an. Auch Propst Diethard Kamm musste seine Wohnung wegen des Hochwassers verlassen.

An der Elbe wird diesmal eine höhere und länger anhaltende Flutwelle erwartet als bei dem verheerenden Hochwasser 2002. In Sachsen blieb die Lage dramatisch. Aus Tschechien fließen weitere Wassermassen heran, so dass der Scheitelpunkt noch immer nicht erreicht wurde.

"Ökumenische Donaugebete" im bayrischen Hengersberg

In Bayern bleibt die Hochwasser-Lage in einigen Regionen weiter angespannt. Besonders dramatisch war die Situation am Nachmittag nach wie vor im niederbayerischen Landkreis Deggendorf, wo rund 5.000 Menschen ihre Häuser verlassen mussten. Für sie wurden Notunterkünfte eingerichtet. Der Scheitelpunkt des Hochwassers wurde dort im Laufe des Mittwochs erwartet. Menschen waren aber nicht mehr in Gefahr. Am Dienstag waren bei Deggendorf zwei Donaudämme gebrochen.

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In der evangelischen Kirchengemeinde Hengersberg an der Donau ist zwar noch kein Gebäude direkt von der Flut betroffen, doch die evangelischen Christen schauen mit Sorge auf die katholische Klosteranlage in Niederalteich: "Wir hoffen, dass der Damm nicht bricht, der Scheitel kommt erst noch", sagte der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit des Evangelisch-Lutherischen Dekanates Regensburg, Klaus Weber. In Hengersberg werden anlässlich des Hochwassers täglich "ökumenische Donaugebete" gehalten, die normalerweise nur monatlich stattfinden. In Straubing wurden Evakuierungsmaßnahmen getroffen. An manchen Orten dort stieg das Wasser auf über acht Meter.

Die niedersächsischen Gemeinden an der Elbe bereiten sich mit Hochdruck auf das erwartete Jahrhunderthochwasser vor. In den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg wurde der Katastrophenalarm ausgerufen. Tausende Helfer füllen entlang der Elbe Sandsäcke. Die Behörden an der Elbe befürchten Pegelstände, die das Jahrhundert-Hochwasser von 2002 übersteigen könnten.