Die Handlung erinnert an das von Richard Attenborough 1985 verfilmte Musical "A Chorus Line", denn Anlass der Handlung ist eine Audition: Der ausgebrannte Musiker Marc Simon (Pasquale Aleardi) zehrt längst nur noch vom früheren Ruhm. Ein Musical soll ihm zum Comeback verhelfen. In einer stillgelegten Hamburger Fabrik versammelt er rund dreißig Nachwuchstänzer- und Sänger zum Casting, nicht ahnend, dass Manager Walter (Matthias Brenner) als Vocal-Coach ausgerechnet Ina (Yvonne Catterfeld) engagiert hat: Marcs Ex-Frau hat den Star vor Jahren verlassen, nachdem sie ihn beim Seitensprung erwischt hatte. Sie alle haben nur eine Nacht lang Zeit, das Stück zu proben, denn für den nächsten Morgen hat sich überraschend der Sponsor angesagt.
Großes Tanzspektakel
Näter, einer der meistbeschäftigten TV-Regisseure, hat allein in den letzten zehn Jahren rund dreißig Krimis gedreht und gilt daher nicht ganz zu Unrecht als Experte auf diesem Gebiet, dem er aber immer wieder untreu geworden ist. Auch wenn dem Film anzumerken ist, dass zwanzig Drehtage für die größtenteils im Ensemble vorgetragenen tänzerischen und musikalischen Darbietungen viel zu wenig waren: Näters Qualitäten als Regisseur sind nicht zu übersehen. Für einen Kinofilm mit höherem Budget wären allerdings gerade die großen Szenen ganz anders aufgelöst worden. Hier beschränkt sich die Kamera (Achim Hesse) viel zu oft notgedrungen auf die Totale, anstatt sich zwischen die Tänzer zu wagen; für die nötige Dynamik muss daher der Schnitt (Julia von Frihling) sorgen.
Mitunter mutet es etwas unmotiviert an, wenn die Mitwirkenden ihre Dialoge gesanglich austauschen, aber derlei gehört nun mal zum Genre. Vermutlich werden einige Zuschauer überrascht sein, dass Pasquale Aleardi eine weit mehr als bloß passable Gesangsstimme hat. Während Yvonne Catterfeld sowohl als Sängerin wie auch Schauspielerin populär ist, weiß kaum jemand, dass der Schweizer ebenfalls professionell Musik macht; er ist mit der Band Big Gee beim Deutschen Rock & Pop Preis in den Kategorien Funk und Pop ausgezeichnet worden. Die beiden Hauptdarsteller werden allerdings von einigen Mitgliedern des Ensembles regelrecht an die Wand gesungen. Gerade die jungen Frauen zeichnen sich durch ein bemerkenswertes Gesangstalent aus, allen voran Jördis Richter, die auch als Schauspielerin überzeugt; und das, obwohl ihre Rolle nicht weniger klischeehaft ist als die der anderen.
###mehr-personen###Musikalisch bietet "Nur eine Nacht" neben den eigens für den Film entstandenen Liedern (Komposition: Alexander Geringas und Joachim Schlüter) ein Potpourri großer Hits aus der Musical- und Pop-Geschichte, und auch die Charaktere sind manch’ bekanntem Werk entliehen: Es überwiegt der Typus des Talents, das allen Widerständen trotzt; vor allem den Eltern, die wollen, dass ihre Kinder was Anständiges lernen. Die Dialoge sind mitunter auch nicht viel origineller ("Das Leben ist keine Seifenoper"), aber die Darbietungen der jungen Mitwirkenden machen das wieder wett; einige Nummern sind wirklich mitreißend.