Illustration: evangelisch.de/Simone Sass
Helfer für die Bundeswehr: Großzügig die Hand ausstrecken
Solange die Bundewehr in Afghanistan ist, schützt sie jene, die mit ihr zusammen arbeiten. Doch was passiert nach dem Abzug mit einheimischen Helfern? Deutschland muss ihnen die Treue halten, fordert Militärbischof Dutzmann im Kommentar für evangelisch.de.

Sie  verlassen ihre vertraute Umgebung, um in einer anderen Welt zu helfen. Die  Familie, die Nachbarn: Sie verstehen nicht immer, wieso einer "da" hin geht. Ja – es ist Geld im Spiel, für manche der jungen Leute ist das, was die Bundeswehr ihnen zahlt, sogar sehr viel Geld. Aber es geht um mehr. Um den Glauben, dass das Land am Hindukusch eine Chance verdient und dass der ISAF-Einsatz, an dem Deutschland sich beteiligt, diese Chance bedeutet.

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Die Rede ist hier nicht von deutschen Soldatinnen und Soldaten, sondern von den "Locals", den einheimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die als Küchenhilfen, Fahrer, Berater oder Dolmetscher lebensnotwendig für die Bundeswehrangehörigen sind. Mit dem Gang ins deutsche Feldlager überschreiten sie jeden Morgen die Grenze in die "andere Welt", und mancher wird dafür von seiner Umgebung argwöhnisch beobachtet oder sogar feindlich belauert. Das "Afghanistan NGO Safety Office" berichtet, dass die Anschläge auf einheimische Hilfskräfte der ISAF-Truppen im ersten Quartal 2013 zugenommen haben. Viele fürchten sich jetzt schon vor der Rache der Taliban nach einem Abzug der Internationalen Kontingente.

Treue und Loyalität der Locals vergelten

Jetzt droht den Locals und ihren Familien, dass sie zwischen die Fronten geraten. Die Regierung Karzai betrachtet jedes Asylangebot westlicher Länder als unfreundlichen Akt und Misstrauensvotum. Skeptiker fragen, ob die Anerkennung von Asylanträgen nicht ein Eingeständnis des Scheiterns der internationalen Afghanistan-Mission  sei. Die deutsche Politik ist in der Frage des Asyls für bedrohte einheimische Mitarbeiter noch zurückhaltender als andere ISAF-Partner.

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Das Ende des deutschen Afghanistan-Einsatzes wird zu einer Zeit der Bewährung. Nicht nur für unsere afghanischen Partner, sondern für uns selbst. Kann Deutschland gegenüber seinen Helfern Treue und Loyalität zeigen, so wie die Bundeswehr sie von diesen Menschen erwartet und erfahren hat? Sind wir, die wir einen  Einsatz  als "ultima ratio", als unabwendbares äußerstes Mittel angesehen hatten, jetzt in der Lage, auch ultimativ diese Verantwortung zu übernehmen?

Ohne die Locals wäre die Bundeswehr nicht in der Lage gewesen, ihren Auftrag zu erfüllen. Deshalb verdienen sie jetzt unsere großzügige Unterstützung. Die meisten von ihnen wollen im Land bleiben. Es ist gut, dass Deutschland sich an Projekten zur Arbeitsvermittlung und Qualifizierung beteiligt. Aber denen, die Angst haben, als Kollaborateure des Westens Ziel der Extremisten zu werden, müssen wir großzügig die Hand ausstrecken. Sie dürfen nicht zu Geiseln einer Regierung werden, von der niemand weiß, ob und wie lange sie ihre Bürger wirklich schützen kann.