Foto: epd-Bild/Mathias Ernert
Der Kurfürst Ottheinrich (Vordergrund) und Reformatoren (Hintergrund). Im Heidelberger Schloss (Foto) und im Kurpfälzischen Museum der Stadt sind rund 300 Exponate aus dem In- und Ausland zu der in 40 Sprachen übersetzten Bekenntnisschrift evangelisch-reformierter Gemeinden zu sehen.
Symbol des Aufbruchs: 450 Jahre Heidelberger Katechismus
Der Heidelberger Katechismus erläutert den Kern des christlichen Glaubens. Eine Schau dokumentiert nun die Entstehungsgeschichte der 1563 entstandenen theologischen Schrift und ihre Folgen für die Geistes- und Kulturgeschichte.
11.05.2013
epd
Ralf Schick

Bis heute bietet der Heidelberger Katechismus für weltweit mehr als 80 Millionen reformierte Christen Orientierung in Lebens- und Glaubensfragen. Der Text wurde auf Initiative des pfälzischen Kurfürsten Friedrich III. im Jahr 1563 von Zacharias Ursinus, einem Schüler Philipp Melanchthons, in Heidelberg als Handbuch für den christlichen Unterricht in Kirche und Schule herausgegeben. 1619 wurde er von der für die reformierten Kirchen bedeutenden Dordrechter Synode anerkannt und hat seitdem vielerorts das geistliche und politische Leben geprägt. Dies dokumentiert die Ausstellung "Macht des Glaubens", die an zwei Orten in Heidelberg gezeigt wird.

"Dieses kleine Buch besaß schon zu seiner Entstehungszeit eine große Wirkung und wurde zum Symbol des Aufbruchs und der Veränderung in Europa und Asien", sagt Karin Tebbe, Ausstellungs-Kuratorin im Kurpfälzischen Museum. Rund 120 Leihgaben dokumentieren dort die Heidelberger Geistes- und Kulturgeschichte in der Zeit zwischen dem Erscheinen der Schrift und dem 30-jährigen Krieg (1618-1648). "Heidelberg entwickelte sich damals zu einem Zentrum des europäischen Calvinismus", sagt Tebbe, "und dies wiederum trug zum Aufschwung der Wissenschaften bei".

Umfassender Begleitband mit Hilfe internationaler Experten

Zu sehen sind in der Ausstellung unter anderem ein Astrolabium, ein Instrument zur Darstellung der Himmelskörper, aus dem Jahr 1577 und ein Himmelsglobus aus dem Jahr 1566 aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Aus dem Schweizerischen Nationalmuseum stammt ein Abendmahlsgerät aus Holz für den reformierten Gottesdienst, aus der Johannes-a-Lasco-Bibliothek in Emden ein Abendmahlsgerät aus Silber und aus Utrecht ein wertvolles, um 1645 entstandenes Ölbild "Das Schiff der Kirche". Zahlreiche Bücher und Karten illustrieren zudem die Reformationsgeschichte und ihre Auswirkungen auf die Nachbarländer.

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Die Ausstellung im Schloss illustriert mit rund 180 Leihgaben die Etappen der kurpfälzischen Reichs- und Außenpolitik. Schließlich heiratete der Heidelberger Kurfürst Friedrich V. im Jahr 1613 die englische Prinzessin Elizabeth Stuart. Gezeigt werden unter anderem ein Gemälde von Elizabeth Stuart und ihrer Großmutter Maria Stuart aus der National Portrait Gallery London sowie Porträts von Moritz und Wilhelm von Oranien aus dem königlichen Paleis Het Loo im niederländischen Apeldoorn. Sie dokumentieren die dynastischen Verflechtungen der Pfälzer Kurfürsten mit den führenden protestantischen Häusern Europas. Zu sehen sind auch Bilder zur Jagd und zu Turnieren, zur höfischen Musik oder zur Baugeschichte des Schlosses.

Zur Ausstellung ist ein Begleitband mit mehr als 700 Abbildungen, Zeichnungen und Porträts erschienen. Er beschäftigt sich auf 460 Seiten mit der Geschichte und Rezeption der Bekenntnisschrift. Darin sind auch die Ergebnisse einer internationalen Tagung zum Katechismus zusammengefasst, die im März 2011 in der Johannes-a-Lasco-Bibliothek in Emden stattfand. Das in Deutsch, Englisch und Niederländisch geschriebene Werk ist das erste umfassende zum Heidelberger Katechismus, an der Fachleute aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und den USA mitgewirkt haben.

Zentraler Festakt am Samstag

Kooperationspartner der Jubiläumsausstellung sind das Paleis Het Loo Apeldoorn in den Niederlanden, die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG), die Johannes-a-Lasco-Bibliothek in Emden und das internationale Projekt Refo500 in den USA. Mit weiteren Institutionen wie der evangelischen Kirche und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg besteht eine enge Zusammenarbeit.

Die evangelische Kirche feiert den 1563 erschienenen Heidelberger Katechismus an diesem Samstag mit einem zentralen Festakt, zu dem unter anderem der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, erwartet werden. Am Sonntag hält der badische Landesbischof Ulrich Fischer den Abschlussgottesdienst der Feierlichkeiten.