"Ich bin entscheidend"-Demo in Berlin
Foto: dpa/Hannibal Hanschke
Demonstranten am Samstag in Berlin.
"Ich bin entscheidend" - Demo gegen Behinderung
Zu große Stufen beim Einstieg in die Straßenbahn, zu große Hürden beim Gang zur Toilette, eine zu kleine Schrift auf Behördenunterlagen: Die Behinderungen für Menschen mit Handicap sind vielfältig. Betroffene machen darauf aufmerksam.
05.05.2013
epd
Yvonne Jennerjahn

Zwischen Soldaten-Imitatoren mit Alliierten- und DDR-Fahnen, Pferdekutschen für Touristen und Fahrradrikschas bahnt sich eine ungewöhnliche Gruppe ihren Weg durch die Menge: Zahlreiche Menschen mit und ohne Handicap, darunter viele Rollstuhlfahrer, ziehen gemeinsam zum Brandenburger Tor im Berliner Regierungsviertel. Mit ihrer Demonstration am Samstag machen sie auf Hürden für Menschen mit Behinderungen aufmerksam und fordern mehr Selbstbestimmung.

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Während ein falscher Grenzbeamter eine Touristenschlange mit DDR-Fantasie-Visa bedient und "Passierscheine" zu je zwei Euro ausstellt, bauen sich die Demonstranten vor dem Wahrzeichen der deutschen Teilung und Vereinigung auf. "Ich entscheide selbst", steht auf ihren Plakaten. Oder: "Ich bestimme mit" und "Sanktionen gegen Barrieren".

Mehrere hundert Menschen sind zu der Kundgebung anlässlich des europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung an diesem Sonntag gekommen. Bundesweit stehen zu dem Protesttag nach Angaben der Aktion Mensch vom 27. April bis 12. Mai rund 550 Veranstaltungen auf dem Programm.

Parteiprogramme in Blindenschrift

In den Mittelpunkt der Kundgebungen unter dem Motto "Ich bin entscheidend" rücken im Jahr der Bundestagswahl auch Forderungen nach besseren Möglichkeiten für Menschen mit Handicap, sich an Wahlen zu beteiligen. So seien Parteiprogramme und Wahl-Informationen oft nicht in einfacher Sprache, Blindenschrift und Gebärdensprache verfügbar, lautet ein Kritikpunkt.

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Auch während der Abstimmungen selbst würden Menschen mit Handicap durch vielfältige Barrieren wie zu schmale Zugänge zum Wahllokal, kleine Schrift auf den Unterlagen oder fehlende Sitzmöglichkeiten behindert, kritisiert Maike Just von der Aktion Mensch. "Viele Menschen mit Behinderung müssen deshalb auf die Briefwahl zurückgreifen oder gehen gar nicht wählen."

Die Proteste richten sich auch gegen Einschränkungen der Privatsphäre und des Rechtes auf eine freie Wahl des Wohnortes. "Wir kämpfen gemeinsam an einem gemeinsamen Ziel", betont der gehörlose grüne Bezirksverordnete Martin Zierold aus Berlin-Mitte auf der Bühne. Sein Beitrag wird von einer Gebärdendolmetscherin übersetzt.