Zwei Köpfe mit Islam- und Christentumsymbolen
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Rund 14.000 Menschen in 13 Ländern wurden zu ihrer persönlichen Religiosität, ihren Wertehaltungen und dem Verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft befragt.
Studie: Deutsche sind offen für andere Religionen
Die Deutschen sind einer Studie zufolge mehrheitlich für religiöse Vielfalt aufgeschlossen. Der Islam wird allerdings als etwas Fremdes und Bedrohliches empfunden, wie aus dem neuen "Religionsmonitor" hervorgeht, dessen Ergebnisse die Bertelsmann Stiftung am Sonntag in Gütersloh veröffentlichte.

Die Vorbehalte gegenüber dem Islam sind in Ostdeutschland (57 Prozent) ausgeprägter als in den alten Bundesländern (49 Prozent), obwohl im Osten nur wenige Muslime leben. Nahezu jeder fünfte Deutsche nimmt das Judentum als Bedrohung wahr.

Die Distanz zum Islam ist nicht auf Deutschland beschränkt, wie die repräsentative Erhebung zeigt. 76 Prozent der Israelis, 60 Prozent der Spanier, 50 Prozent der Schweizer und 42 Prozent der US-Amerikaner fühlten sich vom Islam bedroht. Weitaus geringer ist dieses Gefühl in Südkorea (16 Prozent) und in Indien (30 Prozent) verbreitet.

Schneider wirbt für differenziertes Islam-Bild

Für die negative Einschätzung nichtchristlicher Religionen seien offenbar echte Begegnungen weniger entscheidend als die Stereotype, die über sie verbreitet würden, folgert Stephan Vopel, Programmleiter der Bertelsmann Stiftung. Neben persönlichem Kontakt zu Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften seien auch höhere Bildung sowie eine bessere wirtschaftliche Lage für größere Offenheit gegenüber anderen Religionen maßgeblich.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, warb mit Blick auf die Studie für ein differenziertes Bild des Islam. Offenbar hätten viele Menschen in Deutschland ein verzerrtes Bild vom Islam, sagte der Theologe der Tageszeitung "Die Welt" (Montagsausgabe). Dagegen helfe nur beharrliche Überzeugungsarbeit. Die übergroße Mehrheit der Muslime lebe friedlich in Deutschland.

Religionsmonitor untersucht Stellenwert von Religion und Werten

Für den Religionsmonitor wurden im November und Dezember 2012 rund 14.000 Menschen in 13 Ländern zu ihrer persönlichen Religiosität, ihren Wertehaltungen und dem Verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft befragt. Autoren der Auswertung sind die Religionssoziologen Detlef Pollack und Olaf Müller von der Universität Münster.

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Im internationalen Vergleich von Religiosität nimmt Deutschland der Erhebung zufolge einen mittleren Rang ein, allerdings mit einem deutlichen West-Ost-Gefälle. 57 Prozent der Bundesbürger stufen sich als religiös ein. In Ostdeutschland sind es 26 Prozent, im Westen 64 Prozent. Die höchsten Werte bei Religiosität weisen die Türkei (82 Prozent), Brasilien (74 Prozent), Indien (70 Prozent) und die USA (67 Prozent) auf, während Schweden mit 28 Prozent Schlusslicht ist.

Eine überwältigende Akzeptanz der Regierungsform Demokratie und der Trennung von Religion und Politik gibt es laut Religionsmonitor über alle Glaubensrichtungen hinweg. Die höchste Zustimmung zur Demokratie findet sich in Schweden (95 Prozent), die niedrigste mit 79 Prozent in Großbritannien. In Deutschland halten 88 Prozent der Christen, 79 Prozent der Muslime und 80 Prozent der Konfessionslosen die demokratische Regierungsform für gut. "Die Sorge, dass religiöse Dogmatiker und Fundamentalisten unsere Demokratien unterwandern könnten, erweist sich als unbegründet", sagte Programmleiter Vopel.

Christentum trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei

Bei ethisch-moralischen Grundsatzfragen wie Lebensschutz und Homo-Ehe verlaufen die Konfliktlinien in Deutschland der Studie zufolge zwischen den Religionen, zwischen den christlichen Konfessionen und innerhalb der Kirchen. So befürworten 62 Prozent der Protestanten ein grundsätzliches Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch. Unter den Katholiken (46 Prozent) und den Muslimen (35 Prozent) teilt nur eine Minderheit diese Position.

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Die Gleichstellung der Homosexuellen bei der Ehe bejahen abweichend zur katholischen Lehrmeinung 70 Prozent der Katholiken. Von den Muslimen in Deutschland treten 48 Prozent dafür ein, dass Schwule und Lesben eine Ehe eingehen können. 78 Prozent den Protestanten befürworten die Homo-Ehe.

Trotz Säkularisierung habe Religion für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einen hohen Stellenwert, lautet ein weiteres Ergebnis der Studie. Die Bereitschaft zum sozialen Engagement und zwischenmenschlichen Vertrauen sei unter religiös gebundenen Personen höher als im Bevölkerungsdurchschnitt. Insbesondere das Christentum trage maßgeblich zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei.