Pfarrer Stefan Bürger mit Bauklötzen
Foto: Christian P. Stadtfeld/Hendrik Urbin
Mit Bauklötzen verdeutlichte Pfarrer Stefan Bürger, was Kirche heißt: "Gott baut ein Haus, das lebt - aus lauter bunten Steinen."
Um die Menschen herum eine Kirche gebaut
Die Kreuzkirche in Fulda war der Gemeinde zu klein geworden
Die evangelische Kirchengemeinde "Kreuzkirche" im Westen Fuldas (Osthessen) wächst und wächst. Ein beeindruckendes Phänomen, denn der allgemeine Trend sieht anders aus: Kirchen werden verkauft oder abgerissen. Das Fuldaer Projekt ist in Hessen einzigartig und auch innerhalb der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) sind keine konkreten Bauprojekte dieser Art bekannt.
21.04.2013
Christian P. Stadtfeld

Von rückläufigen Gottesdienstbesuchern ist in Fulda-Neuenberg keine Spur. Ganz im Gegenteil: die Nachfrage war groß, der Platz reichte nicht mehr aus. Doch mit der vergeblichen Platzsuche ist jetzt Schluss: Die Kirche ist um 200 Quadratmeter erweitert und das bestehende Gebäude umfangreich saniert worden. Am heutigen Sonntag ("Jubilate") haben rund 250 Protestanten nach 50 Wochen Bauzeit das erste Mal in ihrer neuen Kreuzkirche Gottesdienst gefeiert.

Endlich haben alle Platz in der Kreuzkirche.

Pfarrer Stefan Bürger sagte: "Wir sind drin!" Sein Thema für den Premieren-Gottesdienst: "Gott baut ein Haus, das lebt - aus lauter bunten Steinen." Die Kirche sei ein Haus, das lebe – und zwar von den Menschen, die kommen. "Ohne Bewohner ist ein Wohnhaus tot, eine Ruine. Und ohne Menschen stirbt auch die Kirche – ohne Menschen wird die Kirche zur Ruine", sagte Stefan Bürger. "Vor mir und jetzt wurde und wird Gemeinde gebaut. Ein Haus, das lebendig ist. Und weil es Menschen gibt, die auch kommen, haben wir um die Menschen herumgebaut."

Das Mammut-Projekt "Kirchenerweiterung" einschließlich der Sanierung des Bestands kostet rund 850.000 Euro. Die Landeskirche steuert 180.000 Euro bei, drei Viertel der Kosten trägt die Gemeinde selbst - über ihren Förderverein, über Spenden, die bereits in Höhe von 125.000 Euro geflossen sind, sowie über Rücklagen. Mit viel Herzblut, guten Ideen und großem Engagement ist Pfarrer Stefan Bürger immer wieder in der Region unterwegs, um für diesen besonderen Bau zu werben und Spender zu begeistern.

Von 300 auf 2300 Gemeindeglieder

Durch Zuzug und Gemeindewachstum ist die Kirchengemeinde seit dem Bau im Jahr 1964/1965 enorm gewachsen. Während es vor rund 50 Jahren nur 300 Gemeindeglieder gab, sind es jetzt 2300. "Das gibt es schon häufiger, dass Gemeinden überproportional wachsen, obwohl insgesamt die Zahlen der Kirchenmitglieder schon aus demographischen Gründen sinken", erklärt EKD-Pressesprecher Reinhard Mawick. Er betont aber auch: "Dieses Projekt in Fulda ist schon etwas Besonderes."

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Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), zu der die Kreuzkirche Fulda gehört, sieht das ähnlich. "Die Wachstumsraten im Raum Fulda sind in der Tat ungewöhnlich. Das hat Gründe, auf die wir als Kirche keinen Einfluss haben", sagt EKKW-Sprecher Pfarrer Roland Kupski. Gründe könnten etwa die Entstehung eines Neubaugebiets oder die starke Wirtschaft in der Region Fulda sein. "Der Kreuzkirchen-Boom ist gerade in einer traditionell katholischen Region wie Fulda phänomenal."