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Filmkritik der Woche: "Broken City"
Der Detektiv und sein Lockvogel: Schmutzige Immobiliendeals, politische Machtkämpfe, Ehebruch: in New York ist mal wieder der Teufel los. Im Sumpf der Korruption versuchen Mark Wahlberg, Russell Crowe und Catherine Zeta-Jones den Überblick zu behalten. Was vielleicht geklappt hätte, wenn "Broken City" von Allen Hughes etwas gescheiter inszeniert wäre.
17.04.2013
epd
Frank Schnelle

Eine alte Branchenregel des US-Filmgeschäfts besagt, dass Januarstarts, in denen viele Stars mitwirken, mit Vorsicht zu genießen sind. Hätten die Macher an ihre Filme geglaubt, wären sie zum Jahresende gelaufen, um sich für die Oscars zu qualifizieren, oder man hätte sie erst im Sommer ins Rennen geschickt, um Kasse zu machen. Wenn also ein Film mit Mark Wahlberg, Russell Crowe und Catherine Zeta-Jones im Januar Premiere feiert, dann steht zu befürchten, dass es sich um ein gescheitertes Projekt handelt. Die amerikanischen Kritiker ließen denn auch kaum ein gutes Haar an der ersten Soloregie des Hughes-Bruders Allen ("The Book of Eli"); sie deklarierten das Unternehmen kurzerhand zum "Broken Movie".

Tatsächlich gibt es einiges zu kritteln an dieser Detektivgeschichte: Die Story ist einerseits überladen, andererseits fehlen ihr Spannung und ein überzeugendes Finale. Die Nebenhandlungen wirken unausgereift und enden teilweise so abrupt, dass sich der Verdacht aufdrängt, im Schneideraum habe jemand den Überblick verloren. Und das Toupet von Russell Crowe zeugt auch nicht wirklich von Stilgefühl.

Trotzdem entfaltet sich eine durchaus ansprechende Noir-Film-Variation, wenn der Ex-Cop Billy Taggart (Wahlberg) vom New Yorker Bürgermeister (Crowe) engagiert wird, um dessen Frau (Zeta-Jones) in flagranti beim Fremdgehen zu ertappen. Der Politiker befürchtet, die bevorstehende Wahl zu verlieren, sollten Details aus seiner Ehe an die Öffentlichkeit gelangen. Taggart vertraut er vorgeblich, weil der sich einst als heldenhafter Verbrechensbekämpfer erwiesen hat.

Macht und kaltblütige Intrigen

Der klassische Privatschnüfflerauftrag also, eine klare Sache, die zunehmend undurchsichtiger wird. Es geht um die Macht, um kaltblütige Intrigen, um von langer Hand geplante Immobiliendeals – Lug und Trug allenthalben. Jeder wechselt hier mal die Seiten, alle täuschen etwas vor, am Ende sogar der vermeintlich einzige Integre. Wahlberg versucht gar nicht erst, Humphrey Bogart oder Jack Nicholson zu imitieren, er weiß, dass er deren Eleganz nicht besitzt, und interpretiert die Detektivrolle stattdessen eher als Mann von der Straße. Sein hemdsärmeliger Minimalismus ist dabei ebenso sehenswert wie die glamourösen Kurzauftritte von Catherine Zeta-Jones, die sich nach mehrjähriger Leinwandabstinenz gerade mit einem ganzen Schwung von Filmen zurückmeldet. Hier ist sie weniger die gefährliche Verführerin als ein schillernder Lockvogel mit einer überraschenden Agenda.

Hughes’ Inszenierung drückt ordentlich aufs Tempo; die Action entfaltet sich schließlich eher in den Dialogen als auf offener Straße, also sind Kamera und Schnitt gefordert, um die Dynamik zu erzeugen. Besonderes Augenmerk legt Hughes dabei interessanterweise auf die vielen Brücken, die New York mit dem Umland verbinden. Er zelebriert ihre architektonische Schönheit und verwendet sie als Bindeglieder zwischen den sehr verschiedenen Welten. Dem Film verleihen sie einen überraschend erzählerischen Touch.

USA 2013. Regie: Allen Hughes. Buch: Brian Tucker. Mit: Mark Wahlberg, Russell Crowe, Catherine Zeta-Jones, Jeffrey Wright, Barry Pepper, Natalie Martinez. Länge: 109 Minuten. FSK: ab 12 Jahre.