Bischof Georg Gänswein mit Soldaten der Schweizergarde im Vatikan
Foto: KNA-Bild/Vincenzo Pinto/Pool
Bischof Georg Gänswein mit Soldaten der Schweizergarde im Vatikan
Neue Aufgaben für Georg Gänswein?
Mit Spannung werden die ersten Personalentscheidungen von Papst Franziskus als entscheidende Weichenstellungen für die Kurie erwartet. Der aus Deutschland stammende Erzbischof Georg Gänswein hat dabei Anrecht auf wichtige Posten.
04.04.2013
epd
Bettina Gabbe

Im Vatikan dreht sich das Kandidatenkarussell. Neben Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone steht der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, ganz oben auf der Liste wichtiger Kurienmitglieder, auf die neue Aufgaben zukommen könnten. Der Vertraute des ehemaligen Pontifex hat als Präfekt des Päpstlichen Hauses weiterhin eine Schlüsselposition inne. Er kontrolliert den Zugang zu Franziskus, denn als Präfekt verwaltet er den Terminkalender des Papstes.

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Derzeit pendelt der 56-Jährige aus dem südbadischen Riedern am Wald zwischen der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo, wo er Benedikt weiter zur Seite steht, und dem rund 25 Kilometer entfernten Vatikan. Gänswein werde "Präfekt des Päpstlichen Hauses bleiben und Benedikts Sekretär sein", hatte Vatikansprecher Federico Lombardi verkündet, als Fragen nach der Zukunft des erst zum Jahresbeginn überraschend zum Erzbischof erhobenen Prälaten aufkamen.

Erst Sekretär, dann Behördenchef?

An eine Zukunft für Gänswein in der Abgeschiedenheit des Klosters im Vatikan, in das Benedikt sich in Kürze zurückziehen will, mag in Rom niemand glauben. Als Privatsekretär des einen und als Filter zur Außenwelt des anderen Papstes wäre er kaum tragbar. Dabei ließe sich schließlich nicht der Eindruck vermeiden, dass Benedikt über den Mittelsmann indirekt Einfluss auf das neue Pontifikat nimmt.

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Mit der Ernennung zum Präfekten des Päpstlichen Hauses und zum Erzbischof sicherte Benedikt im Dezember kurz vor seinem im Februar angekündigten Rücktritt die Zukunft seines engsten Mitarbeiters. Das im Januar verliehene Pallium verleiht ihm Anrecht auf einen wichtigen Posten in der Kirchenhierarchie, als Apostolischer Nuntius im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls, als Leiter einer Diözese oder in leitender Funktion an der vatikanischen Kurie.

Als möglich gilt, dass Papst Franziskus Gänswein zunächst zum Sekretär und später zum Chef einer wichtigen Kurienbehörde ernennt. In Deutschland wurde bereits vor Benedikts Rücktritt spekuliert, dass dieser seinen langjährigen Mitarbeiter mit einem Bistum belohnen könnte.

Oder Kardinal in Köln?

Mit Köln wird in absehbarer Zeit eine der bedeutendsten Erzdiözesen frei, die überdies traditionell mit der Kardinalswürde verbunden sind. Amtsinhaber Joachim Meisner soll sich in Rom für den als konservativ geltenden Gänswein stark gemacht haben. Nur wenn der neue Papst ihm diesen als Koadjutor zur Seite stellt, hätte dieser allerdings Anrecht auf die Nachfolge. Andernfalls könnte Franziskus Gänswein auf die Dreierliste setzen, aus der das Domkapitel Meisners Nachfolger wählt.

Wenn der Papst in Köln mit der Ernennung eines Koadjutors ausgerechnet in einer der wichtigsten Erzdiözesen das Mitspracherecht der Gläubigen außer Kraft setzte, würde er jedoch Sympathien aufs Spiel setzen, die er bisher durch seinen schlichten Stil gewann. Mit Hamburg und Freiburg werden derweil zwei weitere wichtige Diözesen frei, denen wenig Sympathien mit Gänswein nachgesagt werden.

"Schneepflug des Papstes"

Der Sohn eines Schmieds, der in Freiburg und Rom Theologie studierte, wollte nach eigenem Bekunden eigentlich in einen Orden eintreten. Nach der Doktorarbeit in Kirchenrecht war Gänswein kurzzeitig der persönliche Referent des damaligen Freiburger Erzbischofs Oskar Saier, bevor er in der vatikanischen Kurie angestellt wurde. Drei Jahre nach dem Wechsel von der Sakramenten- zur Glaubenskongregation machte der damalige Kardinal Joseph Ratzinger Gänswein zu seinem persönlichen Sekretär. Nach dem Wechsel in den Apostolischen Palast stand der sportlich auftretende Deutsche wegen seines Aussehens schnell im Ruf eines "George Clooney des Vatikans".

Der Mann, der sich selbst unter Anspielung auf Aktenlawinen einmal als "Schneepflug des Papstes" bezeichnete, machte sich durch angeblich nicht immer höflich geäußerte Ablehnung von Audienzwünschen kirchlicher Würdenträger nicht nur Freunde. In Deutschland ist der Erzbischof, der gern lateinische Messen mit dem Rücken zum Volk feiern soll, deshalb auch unter konservativen Bischöfen wenig beliebt.