Man könnte meinen, diese Woche sollen wir alle sechs vorherigen Wagnisse auf einmal eingehen – quasi zum krönenden Abschluss. Schauen Sie einmal, wie sich die Überschriften der letzten Wochen wiederfinden lassen im heutigen Text:
###mehr-info###Erste Woche: Mitgefühl riskieren – ohne Angst vor Umwegen
Jesus verlangt in der Bergpredigt eine Menge Mitgefühl. In diesem Fall: Fühle, was derjenige fühlt, der etwas von dir will, der dich vielleicht sogar bedrängt, um es zu bekommen. Riskiere Mitgefühl!
Zweite Woche: Begegnung riskieren – ohne Vorbehalte
Halt auch die andere Wange hin! Sieh dem Menschen in die Augen, der dich auf die Wange schlägt. Begegne ihm mit deinem Blick, selbst wenn dir die Tränen kommen. Zeig ihm, dass du da bist, und schau nicht weg. Riskiere sogar diese Begegnung!
Dritte Woche: Neues riskieren – ohne Blick zurück
Du kennst einen Menschen vielleicht als deinen Feind. So hast du ihn erfahren. Er hat dir Leid zugefügt. Nun schau ihn anders an. Sieh, dass er genauso ist wie du: ein Kind Gottes. Riskiere Neues – einen neuen Blick auf deinen Feind!
Vierte Woche: Widerspruch riskieren – ohne Blatt vor dem Mund
Glaube nicht, dass du stumm bist, wenn du deinem Peiniger in die Augen siehst, während er dich schlägt. Du zeigst, dass du ein Mensch bist, dass du ihn anders anzusehen bereit bist. Du widersprichst der Logik der Gewalt.
Fünfte Woche: Niederlagen riskieren – ohne schützende Rüstung
Der andere darf sich als Sieger fühlen. Gib ihm gleich doppelt so viel, wie er von dir verlangt. Mach ihn zum Gewinner. Er braucht das. Riskiere du die Niederlage!
Sechste Woche: Das Unmögliche riskieren – ohne dem Zweifel zu erliegen
Liebe deinen Feind! Das scheint die wohl unmöglichste aller Forderungen zu sein, die Jesus hier aufstellt. Aber auch das sollen wir riskieren.
###autor###So unmöglich sich diese Aufforderung Jesu auch anhört, sie ist doch gleichzeitig der Hinweis darauf, wie wir all diese Wagnisse eingehen können, denn Jesus sagt noch mehr: "Ihr seid Kinder eures Vaters im Himmel", und der "lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte." Was Gott den Menschen schenkt, schenkt er allen. Von denen, die an ihn glauben, verlangt Gott, dass sie sich dadurch als seine Kinder erweisen, dass sie das erkennen und entsprechend handeln. Sieh, dass dein Gegenüber von Gott ganz genauso gewollt ist wie du. Sieh selbst in dem, der dir Unrecht antut, denjenigen, den Gott ganz genauso liebt wie dich.
###mehr-artikel###Sie müssen Ihre Feinde nicht mögen, Sie müssen Ihre Gegner weder nett finden noch ihre Taten gutheißen. Was Jesus verlangt, ist, dass wir mit demselben Blick auf sie schauen wie Gott selbst: Sie sind allesamt – wie wir selbst – geliebte Kinder Gottes. Das kann eine gute Aufgabe für die letzten Tage der Passionszeit sein: Üben wir diesen Blick. Versuchen wir zu lieben, wen wir nicht mögen. Der Anspruch ist hoch, aber der Gewinn ist es auch. Es könnte Frieden werden.
Ich wünsche Ihnen gute restliche Fastentage und dann ein gesegnetes Osterfest!
Ihr Frank Muchlinsky