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"Ich würde es nochmal machen!" - Das Unmögliche riskieren
"Das Unmögliche riskieren – ohne dem Zweifel zu erliegen" ist das Motto der 6. Fastenwoche bei "7 Wochen Ohne". Wir stellen Menschen vor, die Unmögliches riskiert, Sicherheiten aufgegeben und sich in etwas Neues gestürzt haben - mit Erfolg!
25.03.2013
evangelisch.de
Protokolle: Franziska Fink, Anne Kampf, Hanno Terbuyken

Lisa Congdon, Künstlerin und Illustratorin in San Francisco

Ich bin im Januar 45 Jahre alt geworden. Mit dem Malen habe ich erst mit 32 angefangen. Ich male also  gerade mal seit 13 Jahren. Zuerst war es nur ein Hobby - auch, um mich von meinem stressigen Arbeitsalltag zu erholen. Doch je mehr ich gemalt habe, desto mehr habe ich es geliebt! So fing alles an.

Lisa Congdon

Irgendwann habe ich Bilder von meiner Arbeit online veröffentlicht – auf meinem Blog und Facebook. Daraufhin wollten einige Leute meine Werke kaufen oder in Galerien ausstellen. Das war ursprünglich gar nicht geplant. Aber als ich anfing genug Geld mit meiner Kunst zu verdienen, habe ich meine gute Stelle im Bildungswesen gekündigt und von da an als freischaffende Künstlerin gearbeitet. Bis es tatsächlich so weit war, hat es aber viele Jahre gedauert und es war harte Arbeit. Im Jahr 2011 hatte ich es schließlich geschafft.

Selbständig zu arbeiten ist von Natur aus eine unsichere Sache. Freiberufler wissen die meiste Zeit nicht, wann oder woher ihr nächster Auftrag kommt. Das kann sehr nervenaufreibend sein. Meine größte Sorge war, ob ich meine Rechnungen zahlen kann. Würde ich genug Geld verdienen, um davon zu leben? Ich habe also sehr viel gearbeitet, neue Werke geschaffen und diese beworben - denn je mehr Arbeit du als Künstler vorweisen kannst, desto mehr wirst du verkaufen.

Du brauchst schon ein Grundvertrauen in dich und die Welt und daran, dass wenn du täglich etwas machst, dass du liebst und hart arbeitest, sich auch alles zum Guten entwickeln wird. Ich habe nach wie vor Zweifel daran, ob mein Erfolg anhalten wird. Ich denke aber auch, dass Zweifel nur menschlich sind. Aber um erfolgreich zu sein, musst du diese Zweifel eben auch überwinden können.

Viele Leute aus meinem Umfeld waren von Beginn an begeistert. Aber sie haben sich bestimmt insgeheim auch Sorgen um mich gemacht. Mein Vater war wahrscheinlich am ängstlichsten. Er ist eher traditionell und fragte sich bestimmt, warum ich eine erfolgreiche Karriere aufgab, um Kunst zu machen. Aber jetzt sieht er, dass ich sogar mehr verdiene als früher und viel glücklicher bin. Heute ist er sehr stolz auf mich!

"Ich bin mein eigener Chef"

Mein Leben ist jetzt ganz anders. Ich male und zeichne fast jeden Tag in meinem großen, lichtdurchfluteten Atelier, habe meinen eigenen Zeitplan und entscheide, welche Aufträge ich annehme. Ich kann reisen, wann und wie lange ich will. Ich bin mein eigener Chef. Vor zehn Jahren noch habe ich in einem Büro gearbeitet und musste einem Chef zuarbeiten. Die Arbeit war geregelt, aber oftmals auch langweilig. Jetzt ist mein Leben stressiger, weil ich so viel arbeite, aber langweilig ist es nie! Ich muss mich eigentlich fast jeden Tag deswegen kneifen.

Ich glaube, dass wenn du etwas wirklich willst, dann wirst du alles dafür tun, um es zu erreichen. Aber etwas wirklich zu wollen, heißt auch Zweifel zu überwinden. Die Hälfte des Kampfes ist gewonnen, wenn du nicht auf die innere Stimme hörst, die dir erzählt, dass du zu alt oder unerfahren bist. Oder dass du auch nicht auf andere hörst, die daran zweifeln, dass du deinen Träumen folgen kannst. Ich habe gerade erst mit einer befreundeten Künstlerin gesprochen, die meint, dass sie ständig zielstrebig, offensiv und auch hartnäckig sein muss, um ihren Träumen zu folgen. Und so sehe ich das auch.

 

Claudia Wurm, Schmuckhändlerin in Siegen

Ich bin 46 Jahre alt, bin noch verheiratet, lebe aber getrennt, und habe eine 18jährige Tochter. Vor circa zwei Jahre habe ich mich selbständig gemacht. Ich bin gelernte Einzelhandelskauffrau, habe aber auch als Fitnesstrainerin im Sportverein gearbeitet und Hochzeiten fotografiert. Als meine Tochter älter war, hatte ich einen Job bei der Caritas im hauswirtschaftlichen Bereich, bin dort sogar in eine Führungsposition gerutscht und habe eine Kantine geleitet. Es war aber unklar, ob dieser Job sicher war.

Deswegen bin ich wieder einen Schritt zurück gegangen in den Beruf, den ich gelernt habe und der mir auch Freude macht – in den Einzelhandel. Bei Konplott habe ich für eine Halbtagsstelle angeheuert, obwohl ich mich finanziell dadurch verschlechtert habe. Aber ich mag den Kontakt mit Menschen und finde das vielseitig.

"Im Rückblick würde ich sagen: Der Schritt war absolut richtig"

Hier habe ich dann mitbekommen, dass Franchise möglich ist. Wenn jemand den Mut hat, das zu machen, ist die Firma gern dazu bereit. Seit Juli 2011 führe ich als Franchise-Nehmerin, als Partnerin der Firma Konplott, ein Einzelhandelsgeschäft und vertreibe Designer-Modeschmuck. Als Selbständige habe ich einen zehn, elf-Stunden-Tag, muss oft nach Feierabend noch Buchführung machen, Dienstpläne schreiben oder Schmuck bestellen.

Für das Geschäft musste ich schon richtig Geld in die Hand nehmen. Ich habe ein Existenzgründerseminar besucht und bin zu Fachleuten gegangen, die sich mit Zahlen auskennen. Denn wenn ich eine Summe X genannt bekomme, dann falle ich rückwärts um und denke: Wow, ist das viel! Das war schon ein großes Risiko. Der Laden bestand gerade anderthalb Jahre und befand sich noch im Aufbau, das hätte natürlich auch schief gehen können. Man weiß nie, ob es expandiert, ob es weiterhin angenommen wird…

Aber es funktioniert, definitiv. Ich habe mittlerweile ein Team von fünf Angestellten, es macht Spaß und Freude und es wird in Siegen sehr gut angenommen. Im Rückblick würde ich sagen: Der Schritt war absolut richtig, weil ich jetzt auf eigenen Füßen stehe. Ich bin selbständig und unabhängig, nicht nur beruflich, sondern auch privat, und kann meinen Weg gehen.

 

Karin Setz, Kaffeerösterin in Mudersbach

Ich bin 48 Jahre alt, wohne in Siegen, bin verheiratet und habe zwei Söhne, die 16 und 21 Jahre alt sind. Von Beruf bin ich Krankenschwester, aber mit dem zweiten Kind habe ich aufgehört zu arbeiten.

Karin Setz

Jetzt mache ich was ganz anderes: Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und betreibe eine Kaffeerösterei in Mudersbach. Das heißt, ich kaufe hochwertige Rohkaffeebohnen aus verschiedenen Anbauländern zu fairen Preisen ein und röste sie, kreiere daraus verschiedene Espressosorten und auch sortenreine Kaffees für den Filter.

Die Idee ist aus purer Verzweiflung entstanden, als ich vor über 20 Jahren eine Magenschleimhautentzündung bekommen habe vom Kaffeetrinken. Dann hat mir jemand geraten: Trink Espresso, das funktioniert besser. Das hab ich dann auch gemacht. Irgendwann sind wir, mein Mann und ich, überregional auf Kaffeeröstereien gestoßen, und dann war es einfach um mich geschehen. Ich habe nachgefragt und nachgelesen: Wo sind die Unterschiede zum konventionellen Kaffee, wie entstehen diese Geschmacksunterschiede und warum ist der Kaffee besser verträglich? Das Thema hat mich einfach nicht mehr losgelassen.

So habe ich dann meine eigene Kaffeerösterei eröffnet. Das war ein sehr großes Risiko. Man wird ja von Banken bewertet, wenn man einen Kredit haben möchte, und da war ich ziemlich weit unten auf dieser Tabelle. Am Anfang hatte ich schon Bauchschmerzen und schlaflose Nächte… Haste das alles richtig gemacht, und wie wird das so werden? So eine Idee ist ja nicht ab dem ersten Tag in trockenen Tüchern, und so ein Geschäft braucht Zeit, bis es anläuft. Aber ich hab gesagt: Ich versuch das und ich glaub' da auch dran!

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Ich habe bei Null angefangen, weil es so etwas hier in der Region überhaupt nicht gab. Wir haben uns wirklich im ersten Jahr den Mund fusselig geschwätzt, so sagt man im Siegerland, um den Leuten den Unterschied zum konventionellen Kaffee zu erklären. Man muss sich bemerkbar machen, wenn man hier so vollkommen abgelegen im Industriegebiet in Mudersbach ist.

Jetzt sind fast zwei Jahre rum, und jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, wo das ganz gut funktioniert. Die Kunden kommen aus 20 bis 25 Kilometern Entfernung. Ich würde es nochmal machen! Weil es meins ist, weil ich mich einbringen kann, wie ich möchte und meine Ideen umsetzen kann.

 

Nightlife, norddeutsche Metalband mit Hang zum Dialekt

Wir sind fünf Musiker aus Braunschweig: Benno Hankers (Gesang), Hannes Vollrath (Gitarre), Robert Hankers (Bass), Julian Gröschl (Schlagzeug), Fabian Schütze (Gitarre). Unsere Musik orientiert sich am Hardrock und Glam-Metal der 80'er, der "light side of heavy metal". Beim "Plattsounds"-Songcontest haben wir den dritten Platz belegt - mit einem plattdeutschen Metal-Song. Benno und Hannes sind außerdem evangelische Pfadfinder im Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP).

Die Band Nightlife

Wir bewerben uns ja eigentlich überall, egal was es ist, Hauptsache rein da. Unser Bassist Rob hatte die Ausschreibung zu "Plattsounds" gefunden und uns einfach angemeldet: "Wir können kein Platt, aber wir würden gern mitmachen." Die Organisatoren von Plattsounds haben dann gesagt, ok, und wir unterstützen euch bei dem Text. Die waren von uns etwas überrascht, die Augenbrauen gingen beim ersten Kontakt ein bisschen nach oben! Die Bereitschaft von Bands wie uns, an dem Wettbewerb teilzunehmen, ist sonst eher nicht so da.

An der Idee haben wir nie gezweifelt. Nur kurzzeitig, als wir das erste Mal mit dem Text konfrontiert wurden, da haben wir gemerkt: Wenn man die Sprache überhaupt nicht kann, ist es nicht ganz so easy, sich das draufzuschaffen. Wir mussten den Text noch ein bisschen anpassen, am Anfang war es ein bisschen sperrig. Rolf Ahlers, der das für uns übersetzt hat, schrammt an den 90 und konnte mit unserer Musik so gar nichts anfangen. Für ihn war das absolutes Neuland, mit uns zusammenzuarbeiten. Deswegen waren da am Anfang ein paar Schwierigkeiten. Wir haben ihm unseren Song geschickt, von dem es ja nur eine englische Version gab, und dann meinte er: mit dem Englischen kann er jetzt nicht unbedingt was anfangen, wir sollten ihm das auf Deutsch übersetzen. Damit konnte er aber auch nichts anfangen, und hat einen komplett neuen Text geschrieben.

Es gibt fast nichts, was wir nicht machen würden. Wir sind so, dass wir eigentlich alles mitnehmen, es sei denn, es passt terminlich nicht. Auf dem allerfiesesten Black-Metal-Festival oder auf einem Hip-Hop-Event - wir würden da auch spielen, einfach ausprobieren! Nur unseren musikalischen Stil, den würden wir nicht ändern. Techno oder Growl-Gesang, da würden wir schon einen Strich ziehen. Beim Plattdeutschen mussten wir ja nur die Sprache ändern. Wo wir mit unserer Musik aber hinkommen, das ist uns relativ egal.

"Wir zweifeln auf der Bühne niemals"

Bei den Contests, bei denen wir mitmachen, ärgern wir uns auch nicht, wenn nichts dabei rauskommt. Wir gehen einfach auf die Bühne und rocken. Ein bisschen Aufregung gehört dazu, ohne Adrenalin würde es auch nicht so viel Spaß machen. Auf der Bühne legen wir einfach den Schalter um, und dann geht's los, da ist es eigentlich egal, ob da 100 oder drei Leute sind.

Es ist schon so, dass man mit unserem Stil, unserer Show und unseren Outfits schon mal leicht anecken kann, oder kriegt mal einen blöden Spruch oder so. Für uns ist das aber kein Ding: Wenn du dann nicht hundertprozentig durchziehst, merkt das Publikum auch, dass du nicht dahinterstehst. Weil wir auf der Bühne niemals daran zweifeln - auch weil wir uns selbst dabei so großartig finden - kommt das in der Regel auch bei Leuten total gut an, die sonst nichts mit unserer Musik am Hut haben. Die sind es nicht gewohnt, dass eine Band so selbstbewusst auftritt.

Das ganze Posing gehört dazu, das war für uns nie eine Diskussion. Das passiert ganz automatisch. Es ist unsere Chance, das zu machen, was wir gut können und richtig gerne machen. Unsere Songs sind so geschrieben, dass du sie gar nicht anders performen kannst! Man würde das gar nicht spielen können, man würde dann explodieren oder so. Damit wollen wir nach oben, so weit es geht! Wir arbeiten an unserem Album, das dieses Jahr kommen soll, und unserer Sänger hätte gerne einen Werbevertrag für Haarspray. Oder in zwei Jahren Kirchentags-Band - das würden wir auch machen.