Herr Schmidt, gesundheitlich waren Sie während Ihrer Rennen wegen einer Mittelohrentzündung etwas angeschlagen – wie fühlen Sie sich jetzt?
Johannes Schmidt: Mir geht es gut. Es knackt zwar noch ein wenig in den Ohren, aber die Entzündung ist kein großes Problem mehr.
###mehr-artikel###Wie liefen Ihre zwei Rennen?
Schmidt: Der Hoffnungslauf am Samstag war im Prinzip meine letzte Chance, um doch noch einen Finalplatz zu ergattern. Leider hat das nicht geklappt, obwohl ich wirklich ein sehr gutes Rennen gefahren bin, 5:08 Minuten habe ich für die 1000 Meter gebraucht – meine persönliche Bestzeit. Aber für das Finale hätte ich unter fünf Minuten fahren müssen. Dafür hat es nicht gereicht, aber es war wirklich ein Saisonhöhepunkt für mich. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung.
Und die Regatta am Sonntag?
Schmidt: Im B-Finale hatte ich die leise Hoffnung, mich von meinem elften Platz, mit dem ich bei den Paralympics antrat, ein bisschen nach vorne bewegen zu können. Die Zeitabstände aus dem Rennen am Samstag waren nämlich wirklich knapp. Aber leider musste ich doch diesem Infekt Tribut zollen. Das habe ich schon beim Einfahren gemerkt, dass ich nicht mehr ganz frisch war und das hat sich auch im Rennen gezeigt: Ich habe es vorne probiert, ich habe attackiert, habe bis zum Schluss alles rausgeholt. Aber es hat nicht zu mehr gereicht.
Beim Empfang von Johannes in der Undine. Die stehenden Personen von links nach rechts: Roland Eiselt (Vorsitzender), Marie Louise Vogel (Trainerin), Peter Dinkel (Sportkreisvorsitzender Sportkreis Offenbach), Jochen Weber (Trainer), Jürgen Weil (Leiter Sportamt Offenbach). Foto: Undine Offenbach
Seit Dienstag sind Sie nun wieder in Deutschland. Wie war es, wieder heimzukommen?
Schmidt: Es hat sehr viel Spaß gemacht. Aber ich freue mich auch, wieder zu Hause zu sein – mit dem Trainingslager vor den Paralympics war ich jetzt über fünf Wochen unterwegs. Gestern Abend hat der Verein einen Empfang vorbereitet, viele Vereinskollegen waren dabei, die Trainer, meine Familie, der Vorsitzende vom Sportkreis Offenbach und der Sportamtsleiter der Stadt Offenbach. Und: Der Videobeitrag von evangelisch.de wurde gezeigt. Ein sehr gemütlicher Abend war das.
Die Paralympics gehen noch bis Sonntag. Warum sind Sie nicht bis zum Schluss geblieben?
Schmidt: Am Dienstag wurde das Ruderer-Quartier geschlossen, weil die Regatta ja nur bis zum Sonntag dauerte. Hätte man länger bleiben wollen, hätte man sich eine neue Übernachtungsmöglichkeit suchen müssen. Natürlich wäre es schön gewesen, bis zum Schluss zu bleiben. Denn wenn die eigenen Wettkämpfe vorbei sind, ist ja viel mehr Zeit, das Drumherum noch mitzunehmen – quasi als Olympia-Tourist. Aber irgendwann muss ich ja auch mal wieder arbeiten gehen (lacht).
"20.000 Zuschauer - das war wirklich gigantisch!"
Welcher war Ihr schönster Moment in London?
Schmidt: Was mich extrem beeindruckt hat, war der Einmarsch in das Stadion bei der Eröffnungsfeier. Als wir aus den Katakomben in dieses Stadion kamen, das hat mich schon ein bisschen erschlagen, ich dachte nur: "Wow!". Diese schiere Größe! Man selber ist ein Teil davon! Und die Tatsache, vor so einem Publikum zu fahren – bei der Weltmeisterschaft waren meine Freundin, meine Familie und Vereinskollegen dabei, und jetzt 20.000 Zuschauer. Das war wirklich gigantisch!
Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?
Schmidt: Natürlich sind die olympischen Spiele das, was jeder Sportler, der in einer olympischen Disziplin zugange ist, als großen Traum vor Augen hat. Daher ist das Wichtigste für mich: Ich war dabei! Und zweitens: Ich war nicht nur dabei, sondern ich habe auch im Rahmen der Regatta meine beste Leistung, die ich bisher im Handicap-Rudern gebracht habe, abrufen können. Das zeigt, dass wir in der Vorbereitung nicht viel falsch gemacht haben. Jetzt werden wir sehen, wie es weiter geht. Meine nächste sportliche Aktivität wird zumindest sein, dass ich nächste Woche zu einem Spiel der Eintracht Frankfurt gehen werde.