Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat den Katholiken zur Wahl eines neuen Papstes gratuliert. Er wünsche Papst Franziskus "Gottes Segen für sein Amt und seine großen Aufgaben in der römisch-katholischen Kirche, viel Kraft für anstehende Entscheidungen und einen weltoffenen Blick", sagte Schneider nach der Papstwahl am Mittwochabend.
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Schneider sagte, es freue ihn besonders, dass der neue Papst durch seinen Namenswahl an Franz von Assisi erinnere und damit bewusst ein Zeichen setze für die Armen und für Gerechtigkeit in der Welt. Er erhoffe sich zudem Kontinuität im weltweiten Einsatz des Papstes für Frieden und für die Bewahrung der Schöpfung, sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten.
Schneider bekräftigte zudem seinen Wunsch, dass das Gespräch mit anderen Religionen für den Papst weiterhin einen hohen Stellenwert einnehmen wird. Mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum 2017 sagte Schneider, er hoffe, dass die Kirchen der Reformation und die römisch-katholische Kirche eine "Ökumene der Gaben" sichtbarer leben werden. Hier seien positive Akzente des neuen Papstes wünschenswert. Gerade weil die Gesellschaft in Deutschland säkularer und religiös pluraler geworden sei, brauche sie in besonderer Weise das gemeinsame christliche Zeugnis der beiden großen Kirchen, sagte Schneider.
"Ein Zeichen gegen Armut"
Der Weltkirchenrat sieht in der Wahl des Argentiniers Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst eine Ermutigung auch für die Angehörigen anderer Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Der bisherige Bischof von Buenos Aires habe bislang ein einfaches Leben geführt und somit seine Solidarität mit den Armen unterstrichen, erklärte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am Mittwoch in Genf. Der neue Papst Franziskus habe "eine Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit". Der ÖRK will den Dialog und die Kooperation mit der katholischen Kirche unter dem neuen Papst verstärken. Im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) sind 349 christliche Kirchen mit 560 Millionen Mitgliedern zusammengeschlossen. Die katholische Kirche ist kein ÖRK-Mitglied.
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Der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Munib Younan, bezeichnete die Wahl des Argentiniers Jorge Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, als ermutigendes Signal für die Menschen des Südens. "Das ist ein Zeichen im Kampf gegen Armut, ein Zeichen im Kampf gegen das Leiden so vieler Millionen Menschen in den Entwicklungsländern", sagte Younan dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch in Jerusalem. Younan, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land, erklärte weiter, der Weltbund wolle die ökumenische Zusammenarbeit mit dem neuen Papst intensivieren.
Der Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, Setri Nyomi, erhofft sich vom neuen Papst frische Impulse im Kampf gegen globale Ungerechtigkeit und Armut. Jorge Mario Bergoglio könne als Papst auf die Erfahrungen aus seinem eigenen Kontinent zurückgreifen, sagte Nyomi dem epd am Mittwoch in Genf. Zudem wertete Nyomi, der aus Ghana stammt, die Wahl von Franziskus als Zeichen für die Universalität der katholischen Kirche. "Die katholischen Kardinäle haben gezeigt, dass ihre Familie die ganze Welt umschließt", sagte Nyomi. Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen repräsentiert Kirchen in 108 Ländern mit etwa 80 Millionen Gläubigen.
"Wir freuen uns aber über jeden kleinen Fortschritt"
Auch der deutsche Ökumene-Experte Friedrich Weber begrüßte die Wahl des ersten Papstes aus Lateinamerika. "Wir sind alle positiv überrascht", sagte der Catholica-Beauftragte der deutschen Lutheraner und Braunschweiger Landesbischof dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Landesbischof wünscht sich von Franziskus auch neue Impulse für die Ökumene: "Ich hoffe, dass er sich als Brückenbauer zeigt hin zu den evangelischen Kirchen." Weber ist von der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) mit den Kontakten zur katholischen Kirche beauftragt.
Der Leitende Bischof der VELKD, Bischof Gerhard Ulrich (Kiel), äußerte die Hoffnung, dass der neue Papst Franziskus die Kraft haben werde, "dass Schiff der römisch-katholischen Kirche in einer sich schnell veränderten Welt umsichtig und weise zu steuern". Die Wahl seines Namens lege nahe, dass Franziskus für Frieden und Gerechtigkeit und für die Bekämpfung der Armut eintrete, erklärte Ulrich. Zugleich äußerte er die Hoffnung auf Fortschritte in der Ökumene und dass der neue Papst sich als "Brückenbauer auch hin zu den Kirchen der Reformation" erweisen werde.
Der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Landesbischof Ralf Meister (Hannover) gratulierte dem neuen Papst und sagte: "Er steht verschiedensten theologischen, sozialen und humanitären Herausforderungen in der Weltkirche gegenüber. Dass Papst Franziskus aus Lateinamerika kommt, unterstreicht die weltweite Bedeutung des Christentums. Der von ihm gewählte Name Franziskus verweist auf Armut, Demut und Glaube." Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen wünschten sich, dass der ökumenische Dialog weiter geführt werde.
Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, äußerte sich verhalten. Ein einzelner Mensch könne die drängenden Probleme seiner Kirche nicht lösen. "Nach dem Pontifikat Benedikts XVI. sind unsere ökumenischen Erwartungen gedämpft", sagte Kurschus. "Wir freuen uns aber über jeden kleinen Fortschritt. Unsere Hoffnung ist, dass der neue Papst seinem Titel als 'Pontifex Maximus', das heißt 'größter Brückenbauer' alle Ehre machen wird."