Foto: dpa/Bernd Von Jutrczenka
Ein riesiges Medienaufgebot im Vatikan. "Das zeigt doch, welche Bedeutung die katholische Kirche in der Welt hat", meint ein Journalist aus den USA.
Die Welt blickt auf Rom
Das Konklave-Publikum auf dem Petersplatz in Rom ist dreigeteilt: Touristen, Pilger - und Journalisten aus aller Welt. Die Mehrzahl der Medienschaffenden kommt zwar aus katholischen Ländern. Doch das Papst-Event zieht auch andere Religionen an.
13.03.2013
epd
Christiane Ried

Masaki Kondo rennt eilig durch den Presseraum, der eigens für das Konklave direkt neben dem Petersplatz in Rom für die akkreditierten Journalisten eingerichtet ist. Der Redakteur der japanischen Nachrichten-Agentur "Jiji Press" schaut immer wieder hektisch auf die zahlreichen Bildschirme. Sie zeigen eine Live-Schaltung auf den Schornstein der Sixtinischen Kapelle, wo die 115 Kardinäle von der Außenwelt abgeschirmt einen neuen Papst wählen. Es ist Mittag, jederzeit könnte wieder Rauch aufsteigen.

Auch wenn in Japan nur rund 0,3 Prozent der Bevölkerung katholisch sind, das Konklave ist dennoch ein großes Thema, erzählt Masaki Kondo, der als Korrespondent in Genf arbeitet. Der Auftakt der Papstwahl am Dienstagabend mit schwarzem Rauch hat es auf die Titelseiten der meisten Zeitungen in Japan geschafft. Der Papst sei ein Symbol für den Frieden, das auch den fernen Osten erreiche. Außerdem sei die katholische Kirche das Fundament der europäischen Kultur. "Man versteht Europa nicht ohne den Katholizismus."

Der Papst als politische Persönlichkeit

Die große Mehrheit der Japaner gehöre dem Buddhismus und dem Shintoismus an, sagt Masaki Kondo. Die religiöse Komponente der Papstwahl interessiere sie daher weniger. Es gehe eher um Kultur und Politik. Außerdem nähmen die Japaner sehr genau die Skandale der katholischen Kirche wahr, etwa die Fälle von sexuellen Missbrauch oder die Vatileaks-Affäre. Der nächste Papst sollte - wenn es nach den Wünschen der Japaner geht - reformfreudig sein. Unter Benedikt XVI. sei da wenig passiert, sagt Masaki Kondo noch schnell, bevor er zu seinem Laptop hastet. Es gibt schwarzen Rauch.

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Auch drei südkoreanische Fernsehjournalisten verfolgen im Presseraum gespannt die Rauchsignale aus der Sixtinischen Kapelle. Ihren Namen dürfen sie wegen strenger Unternehmensregeln nicht nennen, sagen sie vorweg. Nur soviel: Der Katholizismus sei nach dem Protestantismus und dem Buddhismus die drittgrößte Religion in Südkorea. Etwa vier Millionen Katholiken gebe es. Die Leute interessiere die Papstwahl, weil der Pontifex nicht nur eine religiöse, sondern vor allem auch eine politische Persönlichkeit sei.

Die Asiaten zählen zu den "Exoten" unter der Journalistenschar. Nach Angaben des Presseamts des Vatikans sind derzeit rund 5.700 Journalisten aus 76 Ländern, die 26 verschiedene Sprachen sprechen und für 1.379 verschiedene Medien arbeiten, für das Konklave akkreditiert. Daneben soll es noch Tausende ohne Akkreditierung geben. Eine offizielle Aufstellung, aus welchen Ländern die Journalisten kommen, gibt es nicht. Die große Mehrheit ist aber aus christlich-katholisch geprägten Staaten nach Rom gereist, vor allem aus Europa und Amerika.

Pilger geben ständig Interviews

In dieses Profil passt etwa Ed Morrissey. Der katholische US-Amerikaner schreibt für das christlich-protestantische Medienhaus "Salem Communications" und verfolgt das Geschehen um die zwei US-Kardinäle Timothy Dolan und den Mitfavoriten Seán Patrick O'Malley. Er glaube aber nicht, dass einer der beiden als Papst demnächst die Loggia des Petersdoms betreten wird. Wenn es einer von beiden werde sollte, dann bitte der Kapuzinermönch O'Malley.

Der spanische "La Razón"-Redakteur Darío Menor Torres stöhnt ein wenig: "Eigentlich sind hier mehr Journalisten unterwegs als Pilger." Ein solcher Medienauflauf sei der Wahnsinn. Das bestätigen auch die Pilger. Viele erzählen, dass sie schon mehrere Interviews gegeben haben, der Petersplatz werde von Journalisten geradezu belagert. Am Petersplatz selbst, auf den umliegenden Dachterrassen und an der Engelsburg sind große Medienbühnen aufgebaut. "Das ist echt viel", findet eine Touristin.

Ed Morrissey hält das Medieninteresse dagegen nicht für übertrieben. "Das zeigt doch, welche Bedeutung die katholische Kirche in der Welt hat." Die Medien reagierten doch nur auf das öffentliche Interesse. Auch wenn Benedikt XVI. in Sachen Missbrauch und Vatileaks arg unter Druck stand: "Solche Kritik ist doch der Beweis dafür, wie relevant der Papst noch ist." Viel schlimmer wäre es, wenn die Menschen gar keine Erwartungen mehr an das Kirchenoberhaupt hätten.