Foto: epd-bild/Jens Schulze
Die Feier der Konfirmation ist eine "rituelle Begleitung, die auf dem Weg des Erwachsenwerdens". Mehr als 90 Prozent der evangelischen Jugendlichen nehmen sie in Anspruch.
Zwölf Thesen zur Konfirmation
Früher gingen evangelische Jugendliche einmal in der Woche nachmittags zum Pfarrer in den Unterricht und bekamen als Hausaufgabe auf, Gesangbuchlieder und Bekenntnistexte auswendig zu lernen. Heute haben sie alle paar Wochen Konfi-Wochenende oder "Konfi-Camp", lernen in praktischen Projekten und erleben intensiv Gemeinschaft. Die Konfirmandenarbeit hat sich verändert – ebenso wie die Bedingungen, unter denen sie stattfindet. Deswegen hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zwölf Thesen zur Konfirmandenarbeit veröffentlicht.
07.03.2013
epd/evangelisch.de

Jedes Jahr werden in Deutschland 200.000 bis 250.000 Jugendliche im Alter von etwa 14 Jahren konfirmiert, das entspricht jeweils einem Drittel des Jahrgangs. Deswegen stellt der Rat der EKD in seiner ersten These fest, dass die Konfirmandenarbeit schon aufgrund ihrer Reichweite von großer Bedeutung sei. Die Kirche komme damit ihrem Bildungsauftrag nach, und die Jugendlichen selbst seien nicht nur wegen der zu erwartenden Geschenke motiviert. "Vielfach heben sie die eigene Taufe hervor, wollen mehr über Gott und den Glauben erfahren, um selbst entscheidungsfähig zu werden, und bei der Konfirmation wollen sie den Segen empfangen", heißt es in dem Thesenpapier.

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Die zwölf Thesen zur Konfirmandenarbeit wurden von der EKD-Bildungskammer formuliert, sie nehmen Empfehlungen der ersten bundesweiten Konfirmations-Studie auf, die 2009 erschienen ist. "Wir dürfen uns nicht damit abfinden, wenn Konfirmanden nach dem Tag der Konfirmation in der Gemeinde nicht mehr zu sehen sind", schreibt der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider im Vorwort. Vielen Jugendlichen sei die Kirche auch das Evangelium "schuldig geblieben" und habe die Sprache der Jungen und Mädchen nicht gefunden.

Neben den Inhalten, die den christlichen Glauben betreffen, biete die Konfirmandenarbeit "ein Lernfeld für Fähigkeiten, Motive und Wertorientierungen, die für die gesamte Gesellschaft bedeutsam sind." Ethik und Werte wie Toleranz und Solidarität würden nicht nur theoretisch gelernt, sondern auch praktisch in der Gemeinschaft erprobt. Auch ein positives Bewusstsein für die Bedeutung von Ehrenamt werde in der Konfirmandenarbeit vermittelt.

Kreatives, Musik und Spiele

Die Feier der Konfirmation selbst sei für die Jugendlichen ein wichtiger Ritus auf dem Weg zum Erwachsenwerden, heißt es in dem Thesenpapier. "Für alle Jugendlichen verbindet sich mit der Konfirmation der Empfang eines besonderen persönlichen Segens, der auch in den Augen der Jugendlichen selbst sehr bedeutsam ist." Abschließend zum ersten Teil der zwölf Thesen, in denen bisher Erreichte beschrieben wird, stellt der Rat fest, dass eine Reform vom Konfirmandenunterricht zur Konfirmandenarbeit stattgefunden habe. "Neben inhaltsbezogenen Bildungsaufgaben bietet sie persönlichkeits- und prozessbezogene Bildungsdimensionen wie Gemeinschaftserfahrungen, kreative, musikalische und spielerische Aktivitäten, Erfahrungen mit dem Gottesdienst sowie Praktika in Gemeinde und Diakonie."

Die folgenden Thesen beziehen sich auf die Herausforderungen, denen sich die Konfirmandenarbeit in den nächsten Jahren stellen muss. Dazu gehört, dass die Arbeit nicht überall nach gleichem Muster gestaltet werden kann. Im Hinblick auf unterschiedliche Milieus und Bildungsniveaus der Jugendlichen, unterschiedliche religiöse Prägung der Elternhäuser und eine geringe Kirchenmitgliedschaft in den ostdeutschen Bundesländern empfehlen die Autoren regionale Vielfalt und unterschiedliche Formen in der Konfirmandenarbeit.

Mehr Jugendtheologie

Dass Jugendliche oft nicht gern in den Sonntagsgottesdienst gehen und sich dort gelangweilt fühlen, ist kein neues Problem. Der Rat der EKD benennt es in seinem Thesenpapier und schlägt vor, die Jugendlichen öfter am Gottesdienst zu beteiligen. Die nächste Feststellung schließt dran an: "Viele Jugendliche gewinnen bislang (…) nicht den Eindruck, dass die Kirche Antworten auf die Fragen hat, die für ihr eigenes Leben wirklich relevant sind."  Den Jugendlichen werde oft nicht deutlich, "was der christliche Glaube und eine Beziehung zu Jesus Christus für ihr eigenes Leben bedeuten können. Zu einer jugendsensiblen Kirche gehören verstärkte Bemühungen um eine Jugendtheologie – als Theologie von Jugendlichen, mit Jugendlichen und für Jugendliche." Themen könnten zum Beispiel Freundschaft, Beziehungen und Gemeinschaft sein – Dinge, die 13-jährigen besonders wichtig sind.

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Weiterhin regt der Rat der EKD an, dass Kirche und Schule bei der Gestaltung der Konfi-Arbeit enger zusammenarbeiten, auch was die zeitlichen Abläufe betrifft: Durch Ganztagsschulen und G8-Abitur haben die Jugendlichen nachmittags kaum noch Zeit und Konzentration für den kirchlichen Unterricht übrig. Hier müssten dringend Lösungen gefunden werden, heißt es in dem Papier. Schule und Kirche sollten Absprachen treffen und den Siebt- und Achtklässlern einen freien Nachmittag pro Woche einräumen.

Der Rat kommt auch zu der Einsicht, dass Hauptamtliche für die Konfirmandenarbeit genug Zeit brauchen und Ehrenamtliche die nötige Qualifizierung erhalten sollten. Der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider würdigt ausdrücklich das Engagement der Verantwortlichen in den Gemeinden. "Mein herzlicher Dank gilt allen, die sich für eine lebendige Konfirmandenarbeit einsetzen. Sie leisten eine wichtige und unersetzliche Arbeit in unseren Gemeinden!"