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TV-Tipp des Tages: "Die Wüstenärztin" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Die Wüstenärztin", 8. März, 20.15 Uhr im Ersten
Auf Bitten ihrer Freundin Reissa macht sich die Ärztin Sina von Wien aus auf nach Dubai, um dort Reissas Vater zu behandeln: Der stolze Beduinenfürst will trotz schwerer Krankheit keinen Arzt aufsuchen.

Die Geschichte ist emotional äußerst komplex, keine Frage, doch der Handlungskern ist überschaubar: Eine Wiener Krankenhausärztin hat schon lange die Nase voll von Schichtdienst und Ausbeutung. Als ihre arabische Freundin Raissa (Asli Bayram) sie bittet, ihrem schwerkranken Vater zu helfen, lässt Sina (Esther Scheins) die Arbeit sowie ihren Freund und Chef Marco (Hannes Jaenicke) kurzerhand hinter sich, fliegt nach Dubai und verliebt sich dort erst in die Wüste und dann in Raissas Bruder Khalid (Mido Hamada); sie beschließt, für immer zu bleiben. Aber Marco reist ihr hinterher und ist bereit, um ihre Liebe zu kämpfen.

Kampf zwischen den Gefühlen und den kulturellen Gegensätzen

Das klingt nach einem typischen Freitagsfilm im "Ersten", und tatsächlich hat die ARD-Tochter Degeto schon einige Filme nach diesem Muster produzieren lassen; bislang hat die Zivilisationsflucht die Damen allerdings meist nach Afrika geführt. "Die Wüstenärztin" ist jedoch nach einem Drehbuch von Martin Rauhaus entstanden. Der Schöpfer grandioser Dialogwerke wie "Winterreise" oder "Ein starker Abgang" ist nicht gerade der typische Degeto-Autor, selbst wenn sich in seiner Filmografie das eine oder andere diesbezügliche Auftragswerk findet ("Ein Hausboot zum Verlieben", "Liebe am Fjord"). Selbstredend weiß Rauhaus, was auf dem Sendeplatz erwartet wird, aber die Filme waren stets der Beleg, dass man auch kunstvoll mit den obligaten Zutaten arbeiten kann. Gleiches gilt für "Die Wüstenärztin". Natürlich bezieht die Geschichte ihren Reiz aus den Gegensätzen, die der Film schon zum Vorspann akzentuiert. Der Kontrast zwischen der Skyline von Dubai und der Wüste nimmt vorweg, was nun folgt: Mit der selbstbewussten rothaarigen Ärztin und dem stolzen Scheichsohn prallen Okzident und Orient aufeinander. Mehr noch als die diversen Herausforderungen, denen sich Sina stellen muss, ist es dieser Grundkonflikt, der die eigentliche Spannung des Films ausmacht: der Kampf zwischen den Gefühlen und den kulturellen Gegensätzen. Lothar Scherpe und Yull-Win Mak gelingt die Vereinigung zumindest musikalisch; ihre Melange ist ausgesprochen hörenswert.

Unter der Führung des erfahrenen Jörg Grünler reduzieren die beiden Hauptdarsteller ihr Spiel aufs Nötigste. Gerade Mido Hamada verzieht dem Status von Khalids Position entsprechend kaum eine Miene: Sina kam zu spät, um den Tod seines Vaters zu verhindern; nun ist er der Scheich eines dank Öl und Erdgas unermesslich reichen Stammes. Als sein hitzköpfiger Bruder im Streit mit einem anderen Clan zur Waffe greift und den Sohn des Anführers schwer verletzt, liegen das Schicksal des Opfers wie auch das Los beider Stämme in den Händen der Ärzte. Gemeinsam gelingt es Sina, Marco und ihrem gemeinsamen Freund Gert (Hans Sigl), den jungen Mann zu retten. Dann aber schockiert Khalid, ein Harvard-Absolvent, Sina mit seiner Entscheidung, den Frieden dauerhaft zu bewahren, indem er Raissa dem alten Anführer zur Frau gibt.

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In seinen besten Momenten erinnert "Die Wüstenärztin" an die romantischen Szenen aus "Der Wind und der Löwe", zumal Mido Hamada die perfekte Projektionsfläche für die Geheimnisse des Morgenlands ist. Da er die unvermeidlichen Wüstenweisheiten äußerst würdevoll vorträgt, klingen die Sprüche auch nicht kitschig, sondern wie pure Poesie. Mit Hannes Jaenicke hat Hamada zudem einen nicht minder virilen Gegenspieler, so dass der Ausgang der Geschichte im Gegensatz zu den meist vorhersehbaren vergleichbaren Romanzen tatsächlich offen ist. Und da Kameramann Daniel Koppelkamm naturgemäß in den nicht minder obligaten Wüstenbildern schwelgt, ist "Die Wüstenärztin" in jeder Hinsicht sehenswert.