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Die Zionskirche in Berlin: von hier aus gab es nach 1987 während der DDR-Zeit viele Mahnwachen.
Die Zionskirche in Berlin: Die Unvollendete
Berlin hat wenige Erhebungen. Auf einer der höchsten in der Innenstadt steht die Zionskirche, die an diesem Wochenende ihr 140-jähriges Bestehen feiert. Sie soll wieder ein Zentrum des Dialogs werden.
03.03.2013
epd
Lukas Philippi

Der 67 Meter hohe Kirchturm ragt weit über die Häuser hinaus. Er weist den Weg in eine Gemeinde, die immer wieder von der Geschichte gestreift wurde: Am Wochenende feiert die Berliner Zionskirche ihr 140-jähriges Bestehen.

Erst Reparationszahlungen der Franzosen ermöglichten den Abschluss des Kirchenbaus im Jahr 1873. Die Glocken wurden aus kriegserbeuteten Kanonen gegossen - aber später auch zwei Mal für Kriegszwecke wieder eingeschmolzen.

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Der aus großbürgerlichen Verhältnissen stammende Theologe Dietrich Bonhoeffer wirkte hier als junger Vikar 1931/32. Er beschrieb das damals zum "roten" Wedding gehörende Stadtviertel als "ungefähr die tollste Gegend von Berlin mit den schwierigsten sozialen und politischen Verhältnissen".

In den 1980er Jahren wurde die evangelische Kirchengemeinde ein Hort der jungen DDR-Opposition. Im November 1987 kam es nach einer Durchsuchung der Umweltbibliothek in den Gemeinderäumen durch die DDR-Staatssicherheit zum Showdown mit der Staatsmacht und zu tagelangen Mahnwachen. Für manche war dies der Anfang vom Ende der DDR.

Wenige Wochen zuvor hatten Ost-Berliner Neonazis unter den Augen von Stasi und Volkspolizei ein Konzert der West-Berliner Band "Element of Crime" in der Kirche gestürmt und wahllos auf die Zuhörer eingeprügelt.

Diese "Kargheit, das Brüchige und Blättrige"

Seitdem ist es ruhiger geworden um die Zionskirche. In den vergangenen dreieinhalb Jahren wurden rund 1,5 Millionen Euro in die Sanierung der Kirche investiert. Profitiert hat davon vor allem die Außenfassade. Jetzt wäre eigentlich der Innenraum dran, für die dringend nötigen Baumaßnahmen fehlt aber das Geld.

Deshalb wirkt der von August Orth (1828-1901) entworfene Bau im Innern trotz Jubiläums alles anderes als herausgeputzt. Vielmehr bröckelt es an vielen Stellen, das Mauerwerk liegt offen zutage, Farbaufträge aus den verschiedensten Epochen lassen sich ausmachen. Und doch ist es gerade diese "Kargheit, das Brüchige und Blättrige", das die Menschen anzieht, sagt Eva-Maria Menard, seit 2007 Pfarrerin der Kirche. Ein Kontrastprogramm zu manch anderem reich ausgeschmückten Kirchenbau in der Stadt.

"Offene Kirche" soll ausgebaut werden

Vielleicht ist es wirklich der Kontrast zu der immer schicker werdenden Umgebung in den angesagten Stadtvierteln von Mitte und Prenzlauer Berg, der die Zionskirche für Jung und Alt wieder attraktiv macht. Die Gottesdienstgemeinde besteht heute zu etwa 80 Prozent aus "Zugezogenen", darunter viele aus dem Westen. Die Fluktuation ist hoch, das ehrenamtliche Engagement aber auch.

Noch immer ungewöhnlich für viele evangelische Kirchen steht Zion an mindestens zwei Werktagen in der Woche für Besucher offen. Ab März sollen die Öffnungszeiten erweitert werden.

Eine "offene Kirche" - das ist auch der Plan, den Menard für die Zukunft verfolgt. "Die Zionskirche soll zum Forum werden, zu einem Ort des gesellschaftspolitischen Diskurses", anknüpfend an die Geschichte der Kirche, sagt die Pfarrerin. Doch zunächst wird am Samstag die neue Dauerausstellung der Kirche eröffnet - mit einem Blick zurück in die wechselvolle Vergangenheit.