Foto: KNA-Bild/Harald Oppitz
Eine katholische Pastoralreferentin segnet vor dem Altar ein verliebtes Paar. Frauen sollen in der katholischen Kirche mehr Aufgaben übernehmen - eine Priesterweihe schließen die deutschen Bischöfe weiter aus.
Mit kleinen Schritten in die heutige Zeit
Mit kleinen Schritten bewegt sich die katholische Kirche in Deutschland vorwärts. DIe Bischöfe beschlossen auf ihrer Vollversammlung, mehr Frauen in kirchliche Führungsjobs zu holen und möglicherweise die "Pille danach" in allen katholischen Krankenhäusern zulassen. Am Nein zum Priesteramt für Frauen ändert sich aber nichts. Der Basis reichen diese kleinen Fortschritte nicht - sie wollen, dass die katholische Kirche in der heutigen Zeit ankommt. Aber: Die Bischöfe folgten den Aussagen des Kölner Bischofs Meisner und stimmen dem Einsatz der "Pille danach" eindeutig zu.

Ein großer Sprung ist es nicht, den die katholischen Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Trier gemacht haben. Sie sind aber wichtige, kleine Schritte gegangen, mit denen sie ein Zeichen für die Modernisierung der katholischen Kirche in Deutschland setzen. Mehr Frauen in Führungsjobs und in Chefetagen wollen sie - dazu geben die Bischöfe eine Selbstverpflichtung ab. Außerdem lassen sie die "Pille danach" künftig in allen katholischen Krankenhäusern für Vergewaltigungsopfer zu, unter der Voraussetzung, dass die "Pille danach" nicht abtreibt, sondern nur die Befruchtung verhindert.

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"Einen neuen Schwung nach vorne" erhofft sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Robert Zollitsch von diesen Weichenstellungen. Dabei ist ihm klar: Die Kirche konzentriert sich auf Themen, bei denen es "Fortschritte geben kann und wir uns nach vorne bewegen können". Dazu könnte auch die Schaffung eines neuen diakonalen Amtes für Frauen - einer "Gemeindediakonin" - gehören. Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper hat es den 66 deutschen Oberhirten bei der viertägigen Konferenz vorgeschlagen.

Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, sprach sich ebenfalls für mehr Einfluss von Frauen in der katholischen Kirche aus. Auch wenn das mit Blick auf die Haltung der Weltkirche schwierig sei, wäre es ein "ganz wichtiger Schritt", das Diakonat für Frauen anzugehen, sagte sie. "Bis zur von mir sehr unterstützten Priesterweihe ist es allerdings noch ein ganz weiter Weg."

Keine Bewegung beim Priesteramt oder wiederverheirateten Geschiedenen

Eine Gemeindediakonin würde anders als ein männlicher Diakon per Segen beauftragt und nicht durch ein Weihe-Sakrament. Viele Frauen fordern schon seit längerem, in der katholischen Kirche als Diakoninnen zugelassen zu werden. Ob sie mit der vorgeschlagenen Sonderform des Diakonats zufrieden wären, bleibt abzuwarten. Männer werden vor ihrer Priesterweihe zum Diakon geweiht und nicht nur gesegnet.

"Angesichts der pastoralen Herausforderungen können wir es uns als Kirche nicht leisten, auf die Kompetenzen und Charismen von Frauen zu verzichten", sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode.

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Die Bischöfe machten aber auch deutlich: An manchen Themen lässt die katholische Kirche nicht rütteln, etwa an dem Priesteramt für Frauen. "Es ist für uns klar: Es kann die Priesterweihe nur für den Mann geben", sagt Zollitsch. Die Kirche betrachte das als eine "endgültige Entscheidung", sagt auch Kardinal Kasper. Das sei "die ungebrochene Tradition der Ostkirche wie der Westkirche".

Und auch eine Lockerung bei den wiederverheirateten Geschiedenen scheint nicht in Sicht. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner kritisiert, bei dem Thema gehe es immer nur darum, dass sie nicht zur Kommunion zugelassen seien. Sie hätten aber "sonst ganz viele Möglichkeiten" in der Kirche.

Meisner: "Unheil, das vom Inneren der Kirche nach außen geht"

Die Bischofskonferenz habe keine "wegweisenden Entscheidungen" getroffen, kritisiert Christian Weisner von der Bewegung "Wir sind Kirche". Dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen aufgestockt werden solle, sei eine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit. Frauen sollten aber auch zu Weiheämter zugelassen werden. Zudem sei das mögliche neue Amt der Gemeindediakonin "eine Mogelpackung".

Die schwere Krise, in der sich die katholische Kirche befindet, war auch bei der Bischofstagung in Trier spürbar. Etwa bei Protestaktionen eines Bündnisses für eine bessere Aufklärung des Missbrauchsskandals oder bei selbstkritischen Tönen mancher Bischöfe. "Der große Vertrauensverlust, der über uns hereingebrochen ist, kommt aus unserem eigenen Versagen als Kirche: die sexuellen Missbräuche und die Abweisung einer vergewaltigten Frau in zwei unserer katholischen Krankenhäuser", sagt Kardinal Meisner. "Das schmerzt immer besonders, wenn das Unheil vom Inneren der Kirche nach außen geht."

Bischöfe lassen "Pille danach" ausdrücklich zu

In dieser Frage kamen die Bischöfe aber zu einer eindeutigen Antwort: In katholischen Krankenhäusern kann nach dem Willen der deutschen Bischöfe Frauen nach einer Vergewaltigung die "Pille danach" verabreicht werden, wenn diese eine Befruchtung verhindert und nicht abtreibt. Zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz sagte Erzbischof Robert Zollitsch am Donnerstag in Trier, die "Pille danach" dürfe allerdings nicht generell als Instrument der Verhütung und Familienplanung verwendet werden.

Hintergrund der Diskussion über die "Pille danach" ist der Fall einer vergewaltigten Frau in Köln, die von zwei katholischen Kliniken abgewiesen worden war. Die Krankenhäuser hatten sich geweigert, die Frau zu untersuchen und mögliche Spuren zu sichern, weil dies auch mit einer Beratung über einen möglichen Schwangerschaftsabbruch sowie dem Verschreiben der "Pille danach" verbunden gewesen wäre.