Der Titel weckt Erwartungen. "Wiedersehen in Malaysia": Das klingt nach einer Romanze vor exotischem Hintergrund, zumal sich die Handlung zu einem großen Teil auf einer luxuriösen Hotelanlage zuträgt. Doch das romantische Drama ist kein verkapptes "Traumhotel" mit den üblichen Konflikten, die sich vorhersehbar irgendwann in Wohlgefallen auflösen, sondern ein stellenweise durchaus spannender, treffend besetzter und gut gespielter Film, der zudem eine ziemlich aufregende Hauptdarstellerin zu bieten hat.
Hauptfigur der Geschichte ist ein deutscher Aussteiger: Tom (Stephan Luca) tourt seit vielen Jahren als Tauchlehrer durch die Welt und strandet auf Malaysia, wo er für einen alten Bekannten namens Gruber (Robert Giggenbach) den Hotelgästen die Schönheit des Meeresgrundes zeigt. Alsbald trifft Tom auf die schöne Umweltaktivistin Sarifah (Raven Hanson), die einen erbitterten Kampf gegen Gruber führt: Die abendlichen Hotelpartys am Strand vertreiben die Schildkröten, die dort gern ihre Eier legen würden. Als aus heiterem Himmel Toms Bruders Kai (Max Urlacher) samt Gattin Anne (Katja Studt) und der heftig pubertierenden Tochter Sina (Leonie Brill) auftaucht, ist das Inselidyll mit einem Schlag vorbei: Kai hat Tom vor 18 Jahren Anne ausgespannt, seither sind die Brüder verkracht. Aber nun ist Kai in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Er will den Urlaub in Malaysia nutzen, um von der Bildfläche zu verschwinden. Gruber hat ihm den Kontakt zur Unterwelt vermittelt: Ein Fälscher soll ihm und seiner ahnungslosen Familie neue Pässe besorgen. Derweil entdeckt Anne sehr zum Missfallen von Kai und Sarifah ihre alten Gefühle für Tom, aber schon bald haben sie ganz andere Probleme: Kai kehrt von dem Treffen mit dem Gangster nicht zurück.
Spannung durch Ungewissheit
Das Bruderduell ist zwar überzeugend gespielt, aber ihre Spannung beziehen die entsprechenden Szenen vor allem aus der Ungewissheit: Das Drehbuch (Silke Morgenroth und Martin Wilke) lässt lange offen, was wirklich hinter dem Zwist steckt; die Rivalität um Anne war bloß der letzte Akt einer langen Geschichte. Dass sich Tom und Kai erst mal prügeln und dann beim Bier versöhnen, ist zwar reichlich klischeehaft, aber auch Voraussetzung für den Fortgang der Geschichte, denn nur so kann sich Tom angemessen besorgt auf die Suche nach dem Bruder machen. Geschickt kontrastieren Buch und Regie die Auseinandersetzungen immer wieder mit romantischen Momenten. Gerade die im asiatischen Raum als Model und Moderatorin recht bekannte Raven Hanson, die bislang noch kaum filmische Erfahrung gesammelt hat, ist eine echte Entdeckung. Dass sich Tom von der attraktiven Meeresbiologin liebend gern in das Brutverhalten der Meeresschildkröten einführen lässt, ist ausgesprochen nachvollziehbar. Außerdem trägt er mit seinem Charme entscheidend dazu bei, dass Sarifah ihr Projekt fortsetzen kann. Und da sich ihr Neffe nicht minder heftig zu Toms Nichte hingezogen fühlt, gibt’s noch eine zweite Romanze. Regisseur Helmut Metzger nutzt zudem jeden Szenenwechsel, um die atemberaubend schöne Landschaft zu zeigen (Kamera: Helge Peyker), aber das versteht sich bei diesem Drehort von selbst.