In diesem Film aus der immer wieder sehenswerten Reihe "Unter anderen Umständen" scheint der Fall klar zu sein: Eine junge Frau ist im Verlauf einer Nacht in ihrer einsam am See gelegenen Hütte grausam gequält und mehrfach vergewaltigt worden. Und weil erst kürzlich der verurteilte Vergewaltiger Wolf (Robert Gallinowski) nach zwanzig Jahren Gefängnis in die Freiheit entlassen wurde und ins Dorf zurückgekehrt ist, kocht die Volksseele prompt über. Schon vorher hatte es Proteste und Warnungen gegeben, aber nun rottet sich der Mob regelmäßig vor dem Haus des Mannes zusammen. Ein Mann (Heinrich Peter Brix) tut sich besonders darin hervor, die Menschen anzustacheln. Naturgemäß ermittelt auch die Polizei nicht vorbehaltlos. Allein Jana Winter (Natalia Wörner) misstraut der allzu offenkundigen Indizienkette: Die automatischen Fotoanlage eines Ornithologen (Tilo Prückner) hat einen nächtlichen Schnappschuss gemacht, auf dem Wolf trotz Strumpfmaske mit viel Fantasie zu erkennen ist; außerdem findet sich am Tatort eine der Pillen, die er schluckt, um seine Triebe im Zaum zu halten. Auch die Handschrift des Mörder ähnelt der seinen.
Niemand weiß, woher das Böse kommt
Mit "Mord im Watt", ebenfalls einem Film aus dieser Reihe, hat die Schauspielerin Zora Holt 2011 ihr erstes Drehbuch vorgelegt; "Der Mörder ist unter uns" ist ihr zweites Werk. Regie führt wie stets bei den Krimis aus Schleswig Judith Kennel. Die Eingespieltheit des Teams vor wie auch hinter der Kamera trägt enorm zur Qualität der Inszenierungen bei. Seinen Reiz bezieht der Film trotzdem vor allem aus der Frage, wer die junge Frau ermordet hat. Ausgerechnet der leicht autistische Sohn jenes Mannes, der seine Mitbürger aufwiegelt, war unglücklich in sie verliebt; außerdem hatte sie ein Verhältnis mit dem Postboten. Und natürlich gehört auch Wolf zu den Verdächtigen, selbst wenn er für Jana Winter als Täter nicht in Frage kommt. Für ihren Chef (Martin Brambach) aber umso mehr, denn der hat damals als junger Polizist tagelang am Bett seines Opfers gewacht und in dieser Zeit Gefühle entwickelt, die er nun endlich ausleben kann; gegenüber dem Täter, aber auch dem Opfer. Details wie diese tragen enorm zum Charme der Reihe bei.
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Dazu zählt auch die Pechserie des Kollegen Hamm (Ralph Herforth), der nach einem Erlebnis mit einer schwarzen Katze von einem Missgeschick ins nächste stolpert; glücklicherweise ist der Ornithologe auch Arzt. "Niemand weiß, woher das Böse kommt", heißt es einmal; "und wann es wieder geht." Auch das macht den Reiz jedes Krimis aus: Am Ende ist das Böse besiegt; für diesmal.