Man kennt das schon aus so manchem Sonntagskrimi: Wenn sich der Staatsschutz einschaltet, stecken die Kommissare umgehend in einem Kompetenzgerangel, das den jeweiligen Fall fast in den Hintergrund drängt. Der ORF setzt diesem Erzählelement allerdings noch die Krone auf: Als ein Selbstmordattentäter offenbar den amerikanischen Leiter einer in Wien stattfindenden Uno-Sicherheitskonferenz ermorden will, geraten Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser), der Titel nimmt es vorweg, zwischen die Fronten. Sie dürfen zwar ein bisschen mitermitteln, werden vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorbekämpfung (BVT) aber nur bruchstückhaft informiert. Als sie schließlich einer rechtsnationalen Verschwörung auf die Spur kommen, wird ihre Arbeit gezielt behindert; die Drahtzieher sitzen in den höchsten Kreisen.
Bietet alles, was ein guter Verschwörungs-Thriller braucht
Nach einem Drehbuch von Verena Kurth erzählt Regisseur Harald Sicheritz eine Geschichte, gegen die der durchschnittliche deutsche "Tatort"doch ziemlich brav wirkt. Das gilt auch für die Bildgestaltung: Immer wieder sorgt Kameramann Thomas Kiennast für schwindelerregende Einstellungen, die auch optisch verdeutlichen, welch' kleine Fische die beiden wackeren Streiter für Recht und Ordnung sind. Darüber hinaus hat das von Sicheritz bearbeitete Drehbuchalles zu bieten, was einen guten Verschwörungs-Thriller auszeichnet: karrieregeile Politiker, skrupellose Killer und Sicherheitsfanatiker, die bei der Durchsetzung ihrer erzkonservativen Ziele selbst den Tod unbeteiligter Dritter in Kauf nehmen. Eisner ist mit seiner Vermutung, das Attentat sei fingiert, zwar früh auf der richtigen Spur, geht aber von einem Eifersuchtsdrama aus. Erst als das Duo feststellt, dass die Wände selbst ihrer eigenen Büros Ohren haben, ahnen sie, welche Dimensionen dieser Fall hat.
Sicheritz inszeniert den Film mit sicherer Hand und sorgt für einige große Bilder. Dafür hapert’s mitunter bei der Führung gerade der Nebendarsteller. Um so sehenswerter ist wie immer Harald Krassnitzer, zumal ihm das Drehbuch einen dankbaren Nebenkriegsschauplatz eingerichtet hat: Eisner darf sich wiederholt mit Major Julia Wiesner vom Staatsschutz fetzen. Stefanie Dvorak verkörpert die weißblonde Dame zwar dermaßen klischeehaft schmallippig, dass sie wie eine Leihgabe aus einem Nazi-Film wirkt, aber den Auseinandersetzungen gibt das naturgemäß eine weitere Würze. Immer wieder wirkungsvoll und angesichts des alles andere als amüsanten Themas sind auch die gelegentlichen Humoresken, zumal Krassnitzer seine entsprechenden Dialogzeilen ausgesprochen trocken vorträgt. Davon abgesehen ist "Zwischen den Fronten"ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie man ein Thema von großer gesellschaftlicher Relevanz als fesselnden Krimi erzählt; auch dies gelingt den deutschen Beiträgen längst nicht immer. Und schließlich ist da noch die Brisanz der Geschichte, denn man kann den Titel auch in Bezug zu einer Auseinandersetzung setzen, die sich wie ein roter Faden durch den Film zieht: Die eine Seite will unter dem Vorwand der Terrorabwehr ein möglichst engmaschiges Netz durchsetzen, die andere will den Überwachungsstaat verhindern. Das Schlussbild ist Sicheritz’ düsterer Kommentar zu dieser Debatte.